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Für viele das Tor nach Berlin: der Hauptbahnhof, versehen mit einer Solidaritätsadresse in den Farben der ukrainischen Flagge.
© Joerg Carstensen/dpa

Registrierung, Unterkunft, medizinische Hilfe: Die ersten Tage in Berlin – die wichtigsten Informationen für Geflüchtete aus der Ukraine

Wie finden Geflüchtete eine Unterkunft? Was ist ihr rechtlicher Status? Wo erhalten sie medizinische Hilfe? An diese Anlaufstellen können sie sich wenden.

Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine befinden sich hunderttausende Menschen auf der Flucht. Jeden Tag erreichen viele Geflüchtete auf unterschiedlichen Wegen Berlin. Wir haben die wichtigsten Informationen für Angekommene in diesem Text zusammengestellt. Es gibt hier auch eine ukrainische Übersetzung, die im Detail allerdings von diesem Artikel abweichen kann.

Die Berliner Senatskanzlei hat auf ihrer Internetseite ein umfassendes und laufend aktualisiertes Informationsportal rund um die Ankunft von Geflüchteten in Berlin eingerichtet. Angekommene finden dort eine Übersicht mit Anlaufstellen, Hilfsangeboten und den wichtigsten Schritten nach der Ankunft - nicht nur auf Deutsch, sondern auch in ukrainischer, russischer und englischer Sprache. Auch Freiwillige aus Berlin erfahren dort, wie und wo sie helfen können.

Bleiben oder weiterreisen?

Wichtiger Hinweis für Ankommende und Weiterreisende: Die Berliner Senatskanzlei warnt davor, dass am Berliner Hauptbahnhof und am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) möglicherweise kriminelle Akteure unterwegs sind, die von der Situation der Geflüchteten profitieren möchten.

Die Polizei hat ihre Präsenz erhöht, um mehr Sicherheit zu gewährleisten. Wenn sich die Kriegsflüchtlinge unsicher fühlen, belästigt werden oder ihnen Geld für eine Unterkunft angeboten wird, sollen sie sich umgehend an einen Polizeibeamten wenden und Passanten um Hilfe bitten.

Kursierende Gerüchte, eine Ankunft und Registrierung sei nur in Berlin möglich, sind falsch. Geflüchtete erhalten in allen deutschen Städten Hilfe und können sich dort registrieren.

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Wenn Geflüchtete nicht in Berlin bleiben möchten oder bei der Registrierung einem anderen Bundesland zugewiesen werden, können sie kostenlos mit Bussen oder dem Zug weiterreisen. In den Reisezentren an den Bahnhöfen erhalten Kriegsflüchtlinge ein kostenloses "helpukraine"-Ticket, mit dem sie in eine beliebige Stadt in Deutschland fahren können. Zudem sind Fahrten in andere europäische Länder wie Dänemark, Frankreich oder die Schweiz möglich.

Nach der Ankunft in Berlin

Anreise mit Bus und Bahn: Sofern Geflüchtete aus der Ukraine nicht von Freunden oder Bekannten abgeholt werden, sollen sie sich zum Ankunftszelt „Welcome Hall Berlin“ auf dem Washingtonplatz vor dem Hauptbahnhof begeben. Alle weiteren Hilfsangebote werden von dort koordiniert. 

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stehen vor der "Welcome Hall Land Berlin", der Erstanlaufstelle am Berliner Hauptbahnhof.
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stehen vor der "Welcome Hall Land Berlin", der Erstanlaufstelle am Berliner Hauptbahnhof.
© Paul Zinken/dpa

Anreise mit dem Auto: Einreisen sind auch mit dem Auto möglich. In Deutschland ist grundsätzlich eine Haftpflichtversicherung vorgeschrieben. Bei unversicherten Autos übernimmt der Deutsche Verband der Unfallversicherung bis Ende Mai mögliche Haftpflichtansprüche. Betroffene Personen wenden sich bitte an die Deutsche Grüne Karte.

Erstversorgung und Registrierung im Ankunftszentrum

Auch hier ein Zelt: das Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel.
Auch hier ein Zelt: das Ankunftszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel.
© IMAGO/Jens Schicke

Menschen aus der Ukraine dürfen sich 90 Tage als Touristen in Deutschland bewegen. Das gilt auch für Menschen, die keinen biometrischen Pass aus der Ukraine besitzen, aber aus der Ukraine geflohen sind. Wer länger in Berlin bleiben will, eine Unterkunft des Landes benötigt, langfristige Sozialleistungen oder medizinische Hilfe braucht, muss sich registrieren und um einen Aufenthaltstitel bemühen. Das ist eine europaweite Regelung, die den Asylantrag für ukrainische Kriegsflüchtlinge ersetzt. Dieser „vorübergehende Schutz“ gilt zunächst für ein Jahr. Er kann um insgesamt zwei weitere Jahre verlängert werden.

Die Registrierung geschieht zentral am Ankunfts- und Registrierungszentrum am ehemaligen Flughafen Tegel (Google Maps) und nicht mehr in Reinickendorf. Das Ankunftszentrum wird vom Hauptbahnhof und vom ZOB aus mit gebührenfreien Shuttlebussen angefahren. Ukrainische Geflüchtete können darüber hinaus auch die regulären Berliner Busse, S- und U-Bahnen kostenlos nutzen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Ankunftszentrum über die Bushaltestelle General-Ganeval-Brücke erreichbar.

Vorerst bis Ende März sind Fahrten im öffentlichen Nahverkehr für Geflüchtete mit einem ukrainischen Pass in Berlin kostenlos.
Vorerst bis Ende März sind Fahrten im öffentlichen Nahverkehr für Geflüchtete mit einem ukrainischen Pass in Berlin kostenlos.
© Joko/Imago

In Tegel werden Flüchtlinge in das sogenannte EASY-System eingetragen. Ein Teil wird dann für Berlin registriert, viele weitere werden nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel in Deutschland verteilt. Wer in Berlin bleibt, muss Fingerabdrücke abgeben, ein Foto wird gemacht. Pro Person dauert das zwanzig bis sechzig Minuten.

Wer Verwandte in Berlin hat, wird zurzeit prioritär in Berlin untergebracht, schreibt die Senatsverwaltung für Integration. Dasselbe gilt für vulnerable Gruppen – etwa behinderte, sehr alte oder queere Menschen. Es gibt Verpflegung und Schlafplätze für zwei bis drei Tage für alle Ankommenden in Tegel. Die Registrierung ist noch kein Aufenthaltstitel.

Aufenthaltstitel

Menschen, die privat in Berlin untergekommen sind, oder nach der Registrierung per Königsteiner Schlüssel nach Berlin verteilt wurden, können einen Aufenthaltstitel beantragen. Statt sich persönlich bei einem Termin im Ankunftszentrum vorzustellen, können Ukraine-Geflüchtete nun ein Bild ihres biometrischen Reisepasses auf einer Internetseite des Landesamtes für Einwanderung (LEA) hochladen. Das soll den Prozess beschleunigen.

Nach dem Hochladen ihres Passes erhalten die Geflüchteten ein Dokument, das in Kombination mit Pass und ihrem Wohnungsnachweis als provisorischer Aufenthaltstitel dient. Dafür müssen sie allerdings einen Wohnungsnachweis für mindestens ein halbes Jahr vorweisen. Kommen Menschen nur vorübergehend bei Privatpersonen unter, wird ihnen vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) eine Unterkunft zugewiesen. Sie landen dann wieder im EASY-Prozess und werden zumeist auf andere Bundesländer verteilt.

Wohnsitz anmelden

Zusätzlich müssen Menschen, die privat unterkommen, auch noch extra ihren Wohnsitz in Berlin melden. Das ist zum Beispiel für den Schul- und Kitabesuch von Kindern notwendig. Das geht für die meisten Bezirke beim Flüchtlingsbürgeramt in Tiergarten, für Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf beim Bürgeramt Hohenzollerndamm.

Zur Wohnsitz-Anmeldung benötigen Kriegsgeflüchtete ihren Reisepass und eine Wohnungsgeberbestätigung. Diese erhalten sie von ihrem Vermieter oder dem Hauptmieter der Wohnung, in welcher sie leben. Hier können Sie ein Muster herunterladen (PDF).

Sozialleistungen beantragen

Anspruch auf Sozialleistungen haben Menschen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz schon vor der Registrierung als Kriegsflüchtling. Leistungen werden von den Sozialämtern der Bezirke (Adressen und Kontakte hier) ausgezahlt. Es gilt das Wohnortprinzip – das heißt, man muss in den Bezirk gehen, in dem man auch wohnt.

[Ukraine-Hilfe in Berliner Kiezen: Informationen über die Flüchtlingsaufnahme und Initiativen finden Sie in unseren zwölf Bezirksnewslettern.]

Die Ämter sind inzwischen stark überlastet. Die Bezirke empfehlen deshalb, früh morgens zu kommen. Die Wartezeit beträgt oft viele Stunden, Menschen müssen weggeschickt werden. Wer Leistungen will, muss ein ausgefülltes Antragsformular mitbringen, Passbilder und Ausweisdokumente.

Die Bezirke zahlen Geld auch in bar aus – der Andrang ist dort aber riesig. Ukrainische Kriegsflüchtlinge haben deshalb die Möglichkeit, ein Basiskonto bei der Berliner Sparkasse zu eröffnen. Dies wird empfohlen. Einzige Voraussetzung ist ein ukrainischer Pass. Auch Gesundheitskarten werden an den Sozialämtern ausgegeben.

Medizinische Versorgung und psychosoziale Hilfe

Medizinische Hilfe und Pflege bekommen Flüchtlinge im Ankunftszelt am Hauptbahnhof und im Ankunfts- und Registrierungszentrum in Tegel. Es gibt zurzeit noch keine geregelte Kostenübernahme für medizinische und psychologische Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge in Arztpraxen. An einem Vertrag dafür arbeiten Senat und Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin gerade.

Mehr als 500 Berliner Praxen bieten aber eine kostenlose Behandlung von Geflüchteten aus der Ukraine an. Auch bei einem ungeklärten Aufenthaltsstatus soll bei akuten medizinischen und psychologischen Problemen die Versorgung sichergestellt sein. Das gilt auch für Geflüchtete, die sich derzeit visumsfrei in Berlin aufhalten und privat untergekommen sind. In der Übersicht der KV Berlin finden Hilfesuchende alle teilnehmenden Praxen.

[Wie Berliner den Ukrainern helfen können – und was jetzt sinnvoll ist: Mehr dazu in diesem Tagesspiegel-Artikel.]

Hinweise zu Kontaktmöglichkeiten und den Sprachen, in denen Patienten behandelt werden können, sind bei jeder Praxis angegeben. Mithilfe des Suchfeldes kann zudem nach Praxen gefiltert werden, in denen Ukrainisch gesprochen wird. In dringenden Notfällen außerhalb der Praxiszeiten können sich Geflüchtete an die KV-Notdienstpraxen oder telefonisch unter 116117 an die KV-Leitstelle wenden.

Insbesondere Krebs- und Dialysepatienten sollten sich jedoch schnellstmöglich beim Sozialamt melden, um medizinische Versorgung zu beantragen. Zuständig ist das Sozialamt des Bezirks, in dem sie wohnen.

Das Familienplanungszentrum Balance bietet jeweils montags eine kostenfreie gynäkologische Versorgung, psychologische und soziale Beratung für geflüchtete Frauen und Mädchen aus der Ukraine an. Eine Dolmetscherin für Ukrainisch ist vor Ort.

Eine Liste von Therapeuten, die kostenlose Online-Therapiesitzungen für Flüchtlinge anbieten, finden Sie unter www.complicated.life/ukraine. Die gelisteten Therapeuten arbeiten nach unterschiedlichen Schwerpunkten und sprechen verschiedene Sprachen. Die Therapiesitzungen finden online statt , daher benötigen Sie eine Internetverbindung. Um das Angebot nutzen zu können, müssen Sie sich kostenlos anmelden.

Das russischsprachige Beratungstelefon Doweria bietet unter der Hotline 030 440 308 454 Beratung und Hilfe bei seelischer Not und Migrationsthemen in den Sprachen Ukrainisch und Russisch. Das Angebot ist rund um die Uhr erreichbar.

Corona-Schutzimpfungen

Auch ohne Lichtbildausweis können sich Ukraine-Geflüchtete unkompliziert an einem der Impforte in Berlin impfen lassen.
Auch ohne Lichtbildausweis können sich Ukraine-Geflüchtete unkompliziert an einem der Impforte in Berlin impfen lassen.
© picture alliance/dpa

Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie gelten in Berlin derzeit besondere Maßnahmen und Verhaltensvorgaben. Hier finden Sie eine Übersicht der aktuell geltenden Vorgaben.

Geflüchtete haben die Möglichkeit, sich in den Corona-Impfzentren und Corona-Impfstellen des Landes Berlin impfen zu lassen. Dies gilt auch, wenn Sie keinen amtlichen Lichtbildausweis vorweisen können.

Auch können sie sich an zahlreichen Teststellen kostenlos auf das Coronavirus testen lassen.

Weitere kostenlose Angebote: Sport, Nachrichten, Infos

Das Land Berlin unterhält eine zentrale Service-Rufnummer für Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine. Unter 030/9012-7127 erhalten Geflüchtete erste allgemeine Informationen zu Unterkunft, Registrierung, Visum und Aufenthaltsrecht.

Auch Berlinerinnen und Berliner, die sich über konkrete Hilfsmöglichkeiten informieren wollen, können dies ebenfalls unter der telefonischen Hotline tun. Erreichbar ist sie täglich von 7 bis 18 Uhr.

Das Land Berlin hat darüber hinaus ein umfassendes Informationsportal eingerichtet, in dem Sie sich jederzeit über aktuelle Hilfsangebote und Verfahrensabläufe informieren können.

Vorerst bis Ende März sind Fahrten im öffentlichen Nahverkehr für Geflüchtete in Berlin kostenlos. U-Bahn, Bus, S-Bahn und Tram können gebührenfrei genutzt werden, wenn sie ihren ukrainischen Pass vorzeigen.

Das tägliche ukrainische Nachrichtenangebot des Senders Cosmo umfasst Nachrichten, Informationen und Service für Flüchtende und Ukrainer:innen in Deutschland. Die Ukrainische Deutschlandminute ist täglich ab 18 Uhr in der Mediathek verfügbar.

[Alle aktuellen Entwicklungen aus der Ukraine und Berlin lesen Sie jeden Morgen ab 6 Uhr in unserem Tagesspiegel-Newsletter Checkpoint. Jetzt hier kostenlos abonnieren.]

Menschen, die wegen des Krieges aus der Ukraine geflüchtet sind, können die Berliner Bäder kostenlos nutzen. Sie müssen dafür kein Ticket vorher buchen, als Eintritt reicht ihr ukrainisches Reisedokument. 

Auch andere Sporteinrichtungen bieten Geflüchteten kostenlosen Eintritt, darunter etwa die Boulderhallen Ostbloc (Hauptstraße 10 in Lichtenberg) und Südbloc (Großbeerenstraße 2-10 in Tempelhof). 

Hilfe für Wissenschaftler aus der Ukraine

Die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin bietet für Studierende und Wissenschaftler:innen aus der Ukraine ein Gaststudium und Deutschkurse.

Hilfe für queere Menschen

Für geflüchtete LGBTI-Personen bietet der russischsprachige Verein Quarteera besondere Hilfsangebote.
Für geflüchtete LGBTI-Personen bietet der russischsprachige Verein Quarteera besondere Hilfsangebote.
© F.Boillo/Imago

Der russischsprachige Verein Quarteera organisiert Hilfen für LGBTI-Personen aus der Ukraine, die bereits nach Deutschland geflohen sind. Anlaufstelle ist das Community Zentrum am Arkonaplatz 5 in Mitte. Hilferufe und Hilfsangebote bitte per E-Mail an: help@quarteera.de.

Hier finden Sie eine Überblicksseite mit Hilfsangeboten des Landes Berlin.

Sich als Helfer:in engagieren

Berliner, die den Geflüchteten helfen wollen, können sich unter volunteer-planner.org registrieren. Dort können sich auch Einrichtungen anmelden, die die Arbeit von Freiwilligen organisieren möchten. Die Website zeigt Ihnen, wo, wann und wie Sie direkt vor Ort helfen können.

Einsatzmöglichkeiten gibt es unter anderem bei der Berliner Stadtmission und Karuna am Hauptbahnhof sowie im Arrival Center am ZOB und Südkreuz. Auch die Hotline for refugees und das Tech Team freuen sich über weitere freiwillige Helfer:innen. Die Plattform ist gemeinnützig und wird von einem internationalen Team aus Projektmanagern und Programmierern unentgeltlich in Stand gehalten.

Eine umfassende Übersicht, wie Berliner den Geflüchteten aus der Ukraine jetzt helfen können, haben wir in einem Informationsartikel mit vielen Links für Sie zusammengestellt.

Weiterführende Links

- Umfassendes Informationsportal der Berliner Senatskanzlei in deutscher, ukrainischer, russischer und englischer Sprache: Informationen für Geflüchtete aus der Ukraine - Berlin.de

- Allgemeinverfügung des Landesamtes für Einwanderung anlässlich der Krisensituation in der Ukraine auf Deutsch, Englisch und Russisch: Allgemeinverfügung des Landesamtes für Einwanderung anlässlich der Krisensituation in der Ukraine / General ruling concerning the current crisis in the Ukraine - Berlin.de

- Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Einreise nach Deutschland auf der Website des Bundesinnenministeriums (auch auf Russisch und Englisch): BMI - Homepage - Fragen und Antworten zur Einreise aus der Ukraine (bund.de)

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