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Noch ’ne Party. Tilo bekam zu seinem 14. Geburtstag Fisch und Tomaten.
© dpa/dpaweb

Zwinger in Berlin-Mitte: Die einsamste Bärin der Welt

Das Bärengehege am Köllnischen Park in Berlin-Mitte wird an diesem Sonntag 75 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum wird unser Autor Stefan Jacobs ein wenig melancholisch.

Alles Schnute zum Geburtstag! Der Bärenzwinger hinter dem Märkischen Museum wird 75: Am 17. August 1939 um 15 Uhr wurde die Anlage im Köllnischen Park mit großem Brimborium eröffnet. Es gibt ein Foto aus der Zeit, auf dem die Bären Urs und Vreni vor ihrem uniformierten Wärter auf die Hinterbeine gehen. Damals waren Mitbringsel aus der Schweiz noch bezahlbar und Edmund Stoiber als Erfinder des, äh, Problem- oder Schadbärs nicht geboren.

Die bisherige Geschichte des Bärenzwingers ähnelt dem anderer Berliner Wohngebäude: Vier von damals fünf Bewohnern blieben im Krieg, der auch die Gemäuer in Mitleidenschaft zog. Dann Wiederaufbau und Durchwursteln, bis nach der Wende die Betriebskosten in die Höhe schossen und der Bezirk den Laden dichtmachen wollte. Bürgerproteste erzwangen eine Luxusmodernisierung des Zwingers, die nach heutigen Maßstäben – mit Lichtkuppel und Fußbodenheizung – wohl gentrifizierungstechnisch kaum mehr durchsetzbar wäre.

2007 musste „der amtierende Stadtbär Tilo“ (O-Ton Bezirksamt Mitte) eingeschläfert werden, Ende 2013 starb Maxi. Seitdem ist Schnute allein. Zu alt zum Umzug in eine artgerechte Bleibe, zu jung zum Sterben. Sie wird die letzte Bewohnerin des Zwingers sein. Die einsamste Bärin der Welt – im Herzen der Millionenstadt.

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