Neues Buch erschienen: Die DDR-Geschichte des Preußischen Landtags
Ein neues Buch beschreibt die Geschichte des heutigen Abgeordnetenhauses: Von der Nachkriegs- und Wendezeit bis zum Umzug des Berliner Landesparlaments im April 1993 ins teuer sanierte Gebäude in der Niederkirchnerstraße.
Ein „Symbol der wiedervereinten Stadt“ – so nennt der Berliner Historiker Siegfried Heimann den alten Preußischen Landtag, nachdem der ruinöse Bau Anfang der 90er Jahre zum Sitz des Abgeordnetenhauses umgebaut wurde. Die wechselvolle, zeitweise abenteuerliche Geschichte des Gebäudes, das im Stil der Neorenaissance 1899 feierlich eröffnet wurde und nach dem Mauerfall aus Ost-Berliner Randlage wieder in das Zentrum rückte, war dem Autor sogar zwei Bücher wert.
Im ersten Band, 2011 veröffentlicht, schrieb Heimann über den Preußischen Landtag von 1899 bis 1947. Jetzt erschien die Fortsetzung, die die Nachkriegs- und Wendezeit bis zum Umzug des Abgeordnetenhauses am 23. April 1993 aus dem Rathaus Schöneberg ins teuer sanierte Gebäude in der Niederkirchnerstraße beschreibt. Nicht ohne Grund wird im Untertitel darauf verwiesen, dass hier eine „politische Geschichte“ zu lesen ist – keine Architektur- oder Sanierungskritik.
Im Grunde nutzt Heimann, Mitglied der Historischen Kommission der SPD, den Preußischen Landtag als markante Ortsmarke: als Ausgangspunkt für eine Analyse der politischen Geschehnisse in der sowjetisch besetzten Zone Berlins nach dem Krieg, später Hauptstadt der DDR. Akribisch recherchiert, detailgenau, aber lebendig erzählt und an den handelnden Personen orientiert. Ab und zu werden hübsche Anekdoten eingeflochten. So erfährt man, dass die heutige Wandelhalle des Landesparlaments nach dem Auszug des DDR-Ministerrats 1953 zeitweise dem Sonderverkauf von Jeans-Bekleidung und als Sportraum für Frauengymnastik diente. Kurze Biografien werden eingeflochten: etwa über Kurt Liebknecht, den Neffen des prominenten Namensvetters Karl. Über Otto Grotewohl, den ersten DDR-Ministerpräsidenten, aber auch dessen Sekretärin Elli Barczatis, die als angebliche Spionin 1955 hingerichtet wurde. Doch immer wieder kommt Heimann auf den Gegenstand seines Buches zurück. Auf ein Bauwerk, das in den letzten Kriegstagen teilweise zerstört, auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht notdürftig zusammengeflickt wurde, aber spätestens mit dem Mauerbau in eine prekäre Randlage geriet. Den Hochsicherheitskräften in der DDR bereitete dies stets großes Kopfzerbrechen.
Mit der besonderen Lage in der geteilten Stadt erklärt Heimann auch die vielen wechselnden Funktionen des Baus: als DDR-Regierungssitz und Standort der DDR-Länderkammer, des Land- und Forstwirtschaftsministeriums; als Sitz der Staatlichen Plankommission und Sekretariat einer Tagung des Rats für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) im Herbst 1960; als Gedenkstätte der Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands, direkt an der Mauer ohne Publikumsverkehr – und nicht zuletzt als gut gelegener Horchposten der Stasi.
— Siegfried Heimann: Der ehemalige Preußische Landtag. Eine politische Geschichte des heutigen Abgeordnetenhauses von Berlin 1947 bis 1993. Ch. Links Verlag, Berlin. 189 Seiten, 39 Abbildungen, 19,90 Euro
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