13 Jahre nach Abschaffung: Die D-Mark ist in Berlin noch lange nicht ungültig
Während italienische Lire mittlerweile völlig wertlos sind, kann man die D-Mark noch zu Euros machen, und in Berlin vielerorts sogar noch bezahlen. Derzeit sind noch 13 Milliarden D-Mark im Umlauf.
Sie wird sich übers Geld schwarzgeärgert haben. Die Italienerin Sara Ferrari erbte kürzlich von einem Berliner Goldschmied rund 1,4 Milliarden italienische Lire und 1,5 Millionen D-Mark, die der Erblasser in einem Schließfach der Deutschen Bank deponiert hatte. Die alte Deutschmark brachte sie in die Leibnizstraße zur Berliner Filiale der Bundesbank und bekam dafür Euro, noch immer nach dem Kurs von 1:1,95583. Bei den Staatsbank-Kollegen in Mailand dagegen ging sie leer aus. Nach einem Gesetz von 2011 sind Lirescheine nur noch das Papier wert, auf das sie einst gedruckt wurden, also eigentlich nichts.
76 Leute täglich zum Geldtausch in der Berliner Filiale
Während viele Euro-Staaten ihre alten Währungen endgültig dem Vergessen übereignet haben, ist die Deutsche Mark immer noch im Geschäft. „Wir werden solange D-Mark annehmen, wie die Leute noch welche haben“, sagt Andreas Klose, Leiter der Berliner Bundesbank-Filiale. Derzeit seien noch 13 Milliarden D-Mark im Umlauf – 6,83 davon in Münzen, 6,17 in Scheinen. „Die meisten tauchen nach Wohnungsauflösungen oder Erbfällen auf.“ Außerdem kämen viele Touristen mit altem Reisegeld. Im vergangenen Jahr habe die Berliner Filiale sechseinhalb Millionen D-Mark angenommen, bei durchschnittlich 74 Umtauschaktionen pro Tag. Anstatt zu bunkern wird recycelt: Die an Kupfer reichen Pfennige würden eingeschmolzen und wieder verarbeitet werden, sagt Klose. Interessanterweise liege der Metallwert der niedrigsten Pfennige heute unter deren Nominalwert. Die Scheine mit den berühmten Gesichtern von Carl-Friedrich Gauß oder Annette von Droste-Hülshoff kämen in eine „zentrale Schredderstelle“.
Zahlen Sie mit D-Mark? Kein Problem.
Zugleich aber ist die Mark vielerorts in der Stadt noch akzeptiertes Zahlungsmittel. Die Bekleidungskette C&A nimmt von ihren Kunden noch immer D-Mark entgegen. Außerdem können Nostalgiker die Mark noch in fast alle Münztelefone werfen.
„Allerdings weder Ein-, Zwei- und Fünf-Pfennig-Münzen noch Fünf-Mark-Stücke“, sagt Markus Jodl von der Telekom. Auch Juwelier Heinz Rothholz aus Prenzlauer Berg, in derselben Branche wie der verstorbene Goldschmied, hat mit der guten alten Mark kein Problem: „Selbstverständlich nehme ich noch Mark an.“ Im Laufe seines Berufslebens hat er schon drei Währungen miterlebt, daher zeigt er sich flexibel: „Wer bei mir für ein paar tausend Mark kaufen will, der tue das.“ Das KaDeWe nimmt an seiner Bargeld-Wechselkasse ebenfalls noch D-Mark an. Dagegen haben die großen Karstadt-Filialen diesen Service seit einigen Jahren eingestellt. In der Filiale am Hermannplatz erntet man gar verwirrte Blicke der Mitarbeiterinnen, wenn man D-Mark als Zahlungsmittel vorschlägt, bis sich der Vorgesetzte einschaltet: „Gehen Sie damit doch zur Bundesbank.“
Auch als Spende ebenfalls erwünscht
Doch dort muss man hinfahren und im Vorzimmer warten, bis man am Schalter abgefertigt wird. Für viele, die beim Renovieren hinter dem Schrank noch einen alten Schein aufstöbern, ist das wohl zu aufwendig. Da kann Kerstin Hack Abhilfe schaffen. Die Autorin und Verlegerin aus Schöneberg betreibt die Internetseite www.d-mark-spenden.de, über die man das alte Geld direkt an Hilfsorganisationen spenden kann. Berliner können das Geld auch direkt bei ihr in Schöneberg vorbeibringen. So habe man in Afghanistan bereits 3000 Granatapfelbäume pflanzen können, sagt Hack.