Investor kauft Mauermuseum am Checkpoint Charlie: "Die Briten sind die Guten"
Eine englische Investmentfirma kauft das Gebäude am Checkpoint Charlie, in dem das Mauermuseum sitzt. Niemand weiß, wie es damit jetzt weitergeht - doch die Leiterin ist unbekümmert.
Mit einem der wichtigsten Touristenziele Berlins spielen Britische Investoren Monopoly. Nach der Ankündigung der irischen Eigentümer, die letzten Brachen am Checkpoint Charlie verkaufen zu wollen, ging nun eine englische Immobilienfirma in der Friedrichstraße shoppen und griff nach dem Sitz des Mauermuseums.
Der Deal wurde vor wenigen Wochen abgeschlossen und soll Insidern zufolge der bundeseigenen „Badbank“ FMS rund 15 Millionen Euro eingebracht haben. Das ist viel Geld für den Altbau – erhöht die international tätige Firma deshalb nun den Mietendruck auf das Mauermuseum, damit die Rendite stimmt?
Mietvertrag über 25 Jahre
Museumschefin Alexandra Hildebrandt erklärte auf Anfrage: „Wir haben einen Mietvertrag für die Dauer von 25 Jahren abgeschlossen“. Dieser sei noch vor dem Verkauf ihres Stammsitzes mit den früheren Eigentümern der FMS-Bank abgeschlossen worden. Der Badbank des Bundes war das Berliner Museumsgebäude zugefallen von einer während der Finanzkrise verstaatlichten Bank. Die neuen englischen Eigentümer hat die Museumschefin noch nicht zu Gesicht bekommen. Bange ist ihr aber nicht, denn „die Briten sind ehemalige Westalliierte und das sind die Guten“.
Anfragen der Redaktion an den neuen Eigentümer beantwortete dieser bisher nicht. Der Verkäufer wollte sich nicht zu dem Deal äußern, dementierte ihn aber auch nicht. Die englische Firma investiert das Geld vermögender Familien in europäische Metropolen, wo sie Luxusimmobilien sammelt: in Genf, Hamburg und London etwa.
Die Briten kommen, die Iren gehen
Während das Mauermuseum durch den langjährigen Mietvertrag jedenfalls so lange bleiben kann, wie die Mieten fließen, ist die Zukunft des vom Senat geplanten „Museum des Kalten Krieges“ ungewiss. Finden die irischen Grundeigentümer einen Käufer für das brach liegende Bauland, liegt es in der Hand des neuen Eigentümers, ob er Flächen für eine Museumsnutzung bereit stellt.
Die Geschichte von Mauer und Kalten Krieg wird zurzeit bereits in einer „Black Box“ auf einem der Grundstücke dokumentiert. „Wir haben 150 bis 200 Besucher am Tag“, sagt Monica Geyler-von Bernus vom Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart. Das Forum betreibt die Box, deren Bau der Senat mit rund 300000 Euro finanziert hat. Dank der vielen Besucher reiche der Eintrittspreis von fünf Euro zum Betrieb des Ausstellungsprovisoriums, das Geyler-von Bernus „Vorläufer“ des künftigen „Museums des Kalten Krieges“ nennt. Sollten die Käufer der Brachen bereit sein, in einem Neubau Flächen für ein solches Museum bereit zu stellen, wären die bestehenden Tafeln, Videos und Exponate die Grundlage für eine erweiterte Schau.
Kündigungsfrist: sechs Monate
Gut möglich ist aber auch, dass die Black Box so schnell wieder abgerissen werden muss, wie sie aufgebaut wurde. Das Forum hat einen Mietvertrag mit halbjähriger Kündigungsfrist. Noch liegt dem Forum kein entsprechendes Schreiben der irischen Investoren vor, „aber wenn es vor Monatsende käme, müssten wir bis Ende März vom Grundstück runter“, sagt Geyler-von Bernus.
Die Senatsverwaltung für Kultur bestätigte, dass man an dem Standort der Black Box festhalte für das geplante Museum des Kalten Krieges. Man stehe „in regelmäßigem Kontakt mit den Rechtsvertretern des bisherigen Rechteinhabers“, sagte Sprecher Günter Kolodziej, und werde frühzeitig „mit dem letztlichen Erwerber des Grundstückes in Verhandlungen treten“.
Senat will Versäumtes nachholen
Mit dem Aufbau eines Museums des Kalten Krieges will der Senat wohl auch das durch den Verkauf der Grundstücke kurz nach der Wende an den US-Investor CEDC Versäumtes nachholen: Besuchern einen Anlaufpunkt an diesem geschichtsträchtigen anzubieten. Lange Zeit erfüllte allein das Mauermuseum diese Aufgabe, war aber aufgrund der eigenwilligen Präsentation der Exponate unter Historikern nicht unumstritten.
Die Bildergalerie des Forums für Geschichte will dieses mit der „Arbeitsgemeinschaft Berliner Mauer“ abgestimmt haben, die vom Senat einberufen wurde, um ein Mauerkonzept zu entwickeln. Kurator der Dokumentation ist Jürgen Reiche. Der ist hauptberuflich Ausstellungsdirektor beim Haus der Geschichte in Bonn, das der Bund betreibt
Ralf Schönball