Berlin: Die Bank der 1000 Kunstwerke
Das Kunstforum der Volksbank wird 20 Jahre alt. Das wird mit einer Sonderausstellung gefeiert
Wie sehen Künstler den Menschen? Eine spannende Frage, auf die eine ganz besondere Ausstellung Antworten gibt. Zum 20. Geburtstag des Kunstforums in der Budapester Straße zeigt die Volksbank ausgewählte Werke aus ihrer Sammlung. Die umfasst insgesamt rund 1000 zeitgenössische Kunstwerke, alle aus den letzten 50 Jahren, jeweils ungefähr zur Hälfte aus dem Osten und dem Westen Deutschlands.
Ursprünglich wurde das Kunstforum von der Grundkreditbank aufgebaut. Mitte der 80er Jahre konzentrierten sich die Verantwortlichen auf den Kauf von Werken namhafter DDR-Künstler. Damit zeigten sie, was Bankern ja nicht fremd ist, einen ausgeprägt guten Sinn für Investitionen. Inzwischen ist der Wert der Bilder um ein Vielfaches gestiegen. Nach der Fusion von Grundkreditbank und Berliner Volksbank im Jahr 1999 wurde die Sammlung ergänzt aus den Beständen der Volksbank und neu strukturiert. Manches wurde verkauft, um den Kauf von neuen Kunstwerken zu finanzieren, die in den Kontext passen. Die Sanierung der Bank, die mit der Fusion einherging, bedeutete auch eine Pause für die Rotunde zwischen Zoo und Europa Center. Seit dem vergangenen Jahr allerdings hat die Volksbank dort wechselnde Ausstellungen organisiert.
Deren Vorstandsvorsitzender Karl Kauermann war schon als Student begeisterter Kunstsammler. Damals musste er sich auf die Jahresgaben der zahlreichen Kunstvereine beschränken, in denen er Mitglied war. Auch das waren gute Investitionen, die über die Jahre an Wert gewannen. Heute begeistert er sich für Kunst aus dem Osten Deutschlands. Nach seinen Lieblingsbildern befragt, zeigt er stolz ein Werk des 2004 in Leipzig gestorbenen Malers Werner Tübke: „Drei Frauen mit Spitzhüten“. Seine Mitarbeiter sorgen dafür, dass es immer angestrahlt ist, denn „dann strahle ich auch“. Auch die Frauen sind seit dem Erwerb im Wert gestiegen. Außerdem liebt er besonders zwei sehr verschiedene Werke von Albrecht Gehse, die in unterschiedlichen Konferenzräumen hängen.
Ein unter anderem mit den Generaldirektoren der Staatlichen Museen zu Berlin, dem Direktor der Berlinischen Galerie und dem Intendanten der Festspiele besetztes Kuratorium hilft bei der Auswahl der Ausstellungen. Kauermann ist stolz darauf, dass die Sammlung von der notwendigen Sanierung der Banken nicht beeinträchtigt wurde. Das war keineswegs selbstverständlich, es gab auch Stimmen, die sie am liebsten abschaffen wollten. Schließlich gewinnen in den Banken Controller immer mehr an Bedeutung, und zu deren Prioritäten gehört kulturelles und gesellschaftspolitisches Engagement erst mal nicht. In der Arbeit des Kunstforums sieht er freilich „ein Stück Generationenverpflichtung für künftige Entwicklungen“, außerdem auch „eine regionale Verpflichtung, die wir als Regionalbank“ haben.
Wie er sich innerhalb der vielfältigen Berliner Kunstlandschaft positioniert? Da wählt er höfliche Formulierungen. „Die musealen Behörden sind von bürokratischer Fracht nicht ganz frei. Dadurch verlieren sie Flexibilität und Schnelligkeit.“ Im Zusammenwirken mit der Kunstwissenschaftlerin Bärbel Mann vergeht in seinem Haus von der Ideenentwicklung bis zur Vorlage einer Entscheidung unter Umständen nicht einmal eine Stunde.
Wenn Kauermann im kommenden Jahr ausscheidet, hofft er, dass sein Nachfolger ebenso kunstsinnig ist wie er selbst und die Arbeit fortführt. Es ist schließlich eine alte Tradition seiner Bank, die sich nicht darauf beschränkt, ein positives Image zu schaffen. Auch bei den Mitarbeitern wird gezielt das Verständnis für Kunst gefördert. Außerdem gibt es bei der Jubiläumsausstellung „Bilder & Bilanzen. Von Antes bis Zylla – Werke aus der Kunstsammlung der Berliner Volksbank“ ein anspruchsvolles Programm für Kinder und Jugendliche mit Workshops für unterschiedliche Maltechniken, einem Malwettbewerb für Kinder und Jugendliche bis 25 Jahren und einer Werkstatt für Kreative, in der Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Materialien ihre Talente erproben können. Auch rap-poetische Rundgänge mit musikalischen Interpretationen ausgewählter Werke stehen auf dem Programm.
Und die nächste Ausstellung, noch so ein Grund, stolz zu sein, ist auch schon in Planung. Sie beginnt im Januar 2006. Die Stiftung Stadtmuseum bereitet sie vor unter dem Titel „Berlin im Bild“. Partner, so Kauermann, seien immer willkommen. Vor allem solche, die „uns nicht in erster Linie als Geldhaus sehen“.
26. August bis 27. November, täglich von 10 bis 18 Uhr, Budapester Str. 35
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