Berlin-Südkreuz: Die Bahn stellt den neuen ICE vor
Im ICE 4 dürfen auch Fahrräder mitfahren, neu ist auch die Beleuchtung. Heute führt der Konzern das neue Zugmodell am Bahnhof Südkreuz vor.
Der Bahnhof Südkreuz wird am heutigen Freitag zum Mittelpunkt bei der Deutschen Bahn. Alle wollen dabei sein: Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), Bahn-Chef Rüdiger Grube, sein Vorstandskollege Berthold Huber sowie Jochen Eickholt, der Chef der Bahnsparte bei Siemens. Bei diesem Aufgebot muss es um etwas ganz Wichtiges gehen: nämlich um eine Taufe. Dabei erhält nicht irgendein Zug einen Namen, nein, es wird gleich eine ganze Fahrzeugflotte getauft – auf den Namen ICE 4. Damit ist auch klar, wo die Taufe stattfindet: natürlich auf Gleis 4 (wie die Premiere ablief und was die Chefs sagten, lesen Sie unter diesem Tagesspiegel-Link von der Taufe).
Bisher lief das Projekt einer neuen Fahrzeuggeneration bei der Bahn unter dem Begriff ICx. Die Züge sollten vor allem die betagten Wagen im Intercity-Verkehr (IC) ersetzen. Aber sie sind auch als Nachfolger der ersten Intercity-Express-Einheiten ICE 1 und ICE 2 vorgesehen. Und weil es auch schon einen ICE 3 gibt, folgt jetzt – ganz überraschend – der ICE 4. Bis zu 300 Triebzüge könnten es laut Vertrag werden, die Siemens zusammen mit Bombardier herstellen wird. 130 sind bestellt.
Zum ersten Mal wird es in einem Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn auch Platz für Fahrräder geben. Nicht viel, aber immerhin acht können in den Zug gepackt werden. Lange hatte sich die Bahn gegen diesen Service gewehrt. Die Räder würden Platz wegnehmen und nur wenig Geld einbringen; außerdem koste das Ein- und Ausladen viel Zeit, sodass es zu Verspätungen kommen könne, hatte die Bahn stets argumentiert. Nun geht’s dennoch.
Vorgerüstet für GSM-Mobilfunk sowie mobiles Internet
Neu ist auch die Beleuchtung der Wagen. Sie wechselt, abhängig vom Außenlicht, die Farbe. Morgens gelblich, mittags blau und abends rötlich soll es leuchten. Dies sei keine Spielerei, heißt es bei der Bahn. Diese Farben würden vielmehr als besonders angenehm empfunden. Und ein in den Fußboden integriertes Leuchtband kennzeichnet den Weg zum Ausgang. Das Flugzeug lässt grüßen. Dass es an den Sitzen auch Steckdosen für elektronische Geräte gibt, ist schon selbstverständlich. Sie werden sogar bereits in Regionalzüge eingebaut. Vorgerüstet ist der ICE 4 zudem für GSM-Mobilfunk sowie für mobiles Internet.
Fahrgäste sollen sowieso wieder komfortabler reisen können – mit mehr Platz zwischen den Sitzenreihen als zuletzt bei den neueren ICE-Zügen. Hier hat sich die Bahn umentschieden. Auch in den ICE 4 wollte sie zunächst mehr Fahrgäste quetschen, doch als ein Modell gezeigt hatte, was man den Kunden zumuten wollte, änderte die Bahn das Konzept und investiert nun insgesamt rund 600 Millionen Euro mehr, um die Fahrt auf der Schiene angenehmer zu machen. Sie will schließlich nicht noch mehr Kunden an den Fernbus verlieren. Schnell und komfortabel ans Ziel kommen – das ist die Devise. Dazu gehören auch wesentlich größere Ablagen fürs Gepäck.
Verbesserte Klimaanlagen für Außentemperaturen bis plus 40 Grad
Das Informationssystem soll Angaben zu Reiseverlauf und Serviceangeboten enthalten – optisch und akustisch; auch in mehreren Sprachen.
Im Multifunktionswagen gibt es einen Bereich für Rollstuhlplätze. Ein Rollstuhllift an der Tür sowie eine Universal-Nasszelle befinden sich in direkter Nähe. Die Klimaanlagen sollen Außentemperaturen von minus 20 Grad bis plus 40 Grad vertragen. Die Tests in einer Kältekammer waren immerhin erfolgreich.
Geliefert werden zunächst sieben- und zwölfteilige Züge mit Platz für 456 oder 830 Fahrgäste. Nach ausgiebigen Tests mit sieben Zügen, von denen zwei bereits fahren, sollen die ersten Einheiten Ende 2017 den Linienverkehr aufnehmen. In Berlin muss man etwas länger auf den neuen Superzug warten: Ende 2019 soll er auch am Ort seiner Taufe fahren.