Fotoblog: Berlin in den 90ern: Der Wandel nach der Wende
Berlin war in den neunziger Jahren vielerorts eine unfertige Stadt, weit davon entfernt, wieder Hauptstadt und Touristenmagnet zu werden. Michael Langes Fotoblog reist zurück in die Zeit.
Der Reichstag ohne Kuppel, Häuserschluchten auf der Friedrichstraße und bröckelnder Putz an den Wohnhäusern in Prenzlauer Berg: Berlin sah in den neunziger Jahren vielerorts noch nach einer unfertigen Stadt aus, weit davon entfernt, wieder Hauptstadt und Touristenmagnet zu werden. Es waren die ersten Jahre nach der Wende, nur allmählich tat sich was. Und dort, wo heute ein beliebtes Café am Rosenthaler Platz seinen Sitz gefunden hat, wurden noch Burger einer Fast-Food-Kette über die Theke gereicht.
In eben dieser Zeit zog Michael Lange zum Studium von Niedersachsen nach Berlin. Es war 1994, und der Publizistikstudent, Mitte zwanzig, ging in seiner Freizeit mit der Kamera auf Fototour, um den Wandel der Stadt einzufangen. Schon damals dachte er: „Das wird hier alles mal ganz anders aussehen.“
Zehn Jahre später hat er die alten Negative aus seinen Kisten hervorgeholt und scannt sie ein. Die Bilder, noch analog fotografiert und in Schwarz-Weiß, postet er nun nach und nach auf seinem Blog „Berlin in den 90er Jahren“. Bald entstand die Idee, einige Orte noch einmal zu fotografieren, für einen Vorher/Nachher-Vergleich. Da steht dann für den Betrachter schon mal ein recht leerer und trostloser Hackescher Markt den heute belebten und sanierten Höfen gegenüber, dem Berliner Touristenmagnet par excellence.
Besonders oft war Lange, der damals im Prenzlauer Berg wohnte, in Mitte unterwegs, klapperte die Friedrichstraße ab, den Checkpoint Charlie, den Spreebogen. Dort wurde besonders viel gebaut. „Natürlich war es eine schleichende Entwicklung. In dieser Dramatik wurde sie damals vielen nicht bewusst“, meint Lange, der heute wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Institut ist.
Noch mehr Berlin-Fotos aus den Neunzigern:
Doch der Erinnerung helfen nun auch Langes Fotos auf die Sprünge. „Viele erinnern sich über die Bilder nun wieder daran, wie Berlin einst aussah“, sagt Lange. Als er sein Projekt im letzten Sommer startete, war die Resonanz zunächst mäßig. Doch mittlerweile werden seine Beiträge von vielen Usern kommentiert und geteilt. So heißt es unter einem Doppelbild, das die Leipziger Straße damals und heute zeigt: „Ich kam 1996 zum Studium nach Berlin. Deine tollen Bilder haben mich total zurückgebeamt: irre!!!!!“ Da der Hobbyfotograf noch viele Negative zu Hause hat, wird im Blog auch noch das ein oder andere Bild aus einem mittlerweile vergangenen Berlin auftauchen.
Den Fotoblog von Michael Lange findet man im Internet unter: www.90erberlin.tumblr.com.
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