Hotel Mercure: Der Streit um Potsdams Mitte spitzt sich zu
Das Bürgerbegehren für das Hotel Mercure und andere DDR-Bauten läuft.
Potsdam - Herbert Posmyk war der Chef-Statiker für das 1969 fertiggestellte Hotel Mercure. 47 Jahre später ist der heute 86-Jährige einer der Ersten, die das Bürgerbegehren „Kein Ausverkauf der Potsdamer Mitte“ unterschrieben haben. „Ich bin dagegen, wie in Potsdam mit der alten Bausubstanz umgegangen wird“, sagte Posmyk. Nicht alles sei abrissreif.
Das jetzt von der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“ gestartete Bürgerbegehren richtet sich gegen die mittel- und langfristig geplanten Abrisse des Fachhochschulbaus, des Mercure-Hotels und des Staudenhof-Wohnblocks. Um die DDR-Bauten zu erhalten, sollen die Potsdamer nun für einen Verkaufsstopp von kommunalen Grundstücken rund um den Alten Markt unterschreiben – und für den Verzicht, für die vorgesehenen Abrisse „öffentliche Fördermittel oder städtische Eigenanteile“ einzusetzen.
Am Freitag gaben rund 650 Potsdamer ihre Unterschrift ab. Ein Jahr lang hat die Initiative Zeit, Unterschriften von mindestens 14 000 Potsdamern zu sammeln. Wenn dies gelingt, müssen sich die Stadtverordneten mit den Forderungen beschäftigen. Bei einer erwarteten Ablehnung käme es zu einem Bürgerentscheid.
Der Verkaufsstopp würde bisherige Entscheidungen der Stadtverordneten aushebeln. Denn eigentlich sind am Alten Markt Wohn- und Geschäftshäuser auf dem einstigen Stadtgrundriss geplant, einige davon mit historischer Fassade. Dafür soll nächstes Jahr der Fachhochschulbau leergezogen und abgerissen werden. Für den Staudenhof läuft die Frist 2022 aus. Für den Abriss des Mercure erarbeitet der kommunale Sanierungsträger ein Finanzierungskonzept – unter diesem Vorbehalt steht ein jüngst von den Stadtverordneten gefasster und heftig umstrittener Beschluss für neue Sanierungsziele im Lustgarten, die anstelle des Hotels eine Wiese vorsehen. Diese Entscheidung ist auch Anlass für das Bürgerbegehren.