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Löscharbeiten über dem Waldbrand in der Lieberoser Heide.
© Bundespolizei/REUTERS

Gefahr auf Truppenübungsplätzen: „Der Raum um Berlin war nun einmal Hauptkampfgebiet“

Alte Munition im Boden beeinträchtigt die Löscharbeiten bei Waldbränden erheblich. Was macht die Beseitigung so schwierig und wer kommt dafür auf?

Claus-Rüdiger Seliger ist Leiter der Landeswaldoberförsterei Peitz (Spree-Neiße). Im Interview spricht er über alte Munition und neue Herausforderungen durch riesige Waldbrände wie aktuell in Lübtheen und in der Lieberoser Heide.

Herr Seliger, können Sie den Brand im mecklenburgischen Lübtheen auch in der Lieberoser Heide riechen?
Bisher nicht. Aber gestern war ich in Doberlug-Kirchhain, da war der Geruch sehr präsent.

In Lübtheen lagert sehr viel Munition, genau in Ihren Wäldern. Warum ist es so schwer, sie zu beseitigen, wo doch so viele Jahre seit dem Krieg vergangen sind?
Weil das viel Geld und viel Zeit kostet. Der Raum um Berlin war nun einmal Hauptkampfgebiet im Zweiten Weltkrieg. Wir finden ja auch in den Städten noch jede Menge Blindgänger.

Wer zahlt für die Beseitigung dieser Munition?
Das bezahlt der Bund. Wir haben aber gerade in den ostdeutschen Ländern noch eine große Belastung durch die ehemaligen Truppenübungsplätze der Roten Armee. Und dafür zahlt der Bund leider nicht.

Das heißt, beim Abzug wurde viel zurückgelassen?
Ja, man schätzt, dass auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in der Besatzungszeit rund 100.000 Tonnen Munition „verschwunden“ sind.

Fehlt dem Land das Geld für die Beräumung?
Nicht nur Geld, obwohl die Beräumung natürlich teuer ist. Dennoch schaffen wir derzeit im Landesbetrieb Forst jährlich etwa 400 Hektar flächige Räumung im Wald. Aber es fehlt auch an ausgebildeten Personal. Der zuständige Staatliche Munitionsbergungsdienst gehört zur Polizei. Die Mitarbeiter müssen sehr gut geschult sein, da geht es ja nicht nur um das Aufspüren der Munition, sondern auch um das Identifizieren und Transportieren. Und an erster Stelle stehen da natürlich die Bombenentschärfungen in den Wohngebieten. Danach kommt erst der Wald.

Muss angesichts der immer häufiger auftretenden Großbrände nicht auch der Bund andere Prioritäten setzen?
Das hofft man zumindest. Durch die Klimaveränderung haben wir eine ganz andere Lage als noch vor zehn Jahren. Da muss man über vieles neu nachdenken – auch, um jene zu entlasten, die ganz am Ende der Zuständigkeitskette stehen.

Sie meinen die Feuerwehrleute?
Ja, und ihre Gemeinden. In der Lieberoser Heide zum Beispiel wurde jetzt die „Großschadens-Lage“ aufgehoben, weil der Brand – im besten Wortsinn: oberflächlich gesehen – gelöscht wurde. Das heißt, ab sofort ist nicht mehr der Landkreis, sondern die Amtsgemeinde mit ihren Freiwilligen Feuerwehren zuständig.

Wo ist das Problem?
Zur Zeit brennen hier noch drei Moore und weil es so viel Wind und keinen Regen gibt, muss die Feuerwehr ständig vor Ort sein. Das können die Freiwilligen Wehren kaum leisten, die Kameraden müssen ja auch mal wieder arbeiten. Es gibt jedenfalls noch vieles, was verbessert werden müsste und könnte.

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