Neue Töne: "Der Mauerpark ist nicht Berlins Festgelände"
Karaoke findet nicht mehr jeden Sonntag statt – aber was wird denn nun geboten? Zu einer Großveranstaltung werden demnächst 10 000 Besucher erwartet.
Das wird sicher ein großes Fest im Mauerpark. Tanzende Typen, laute Beats, eine gute Party bis spät in den Abend. 10 000 Menschen werden im Mauerpark erwartet, wenn die Musiker Prinz Pi, Afrob, WassBass und auch die Electropopperinnen Laing dort auftreten, alles moderiert von den Kreuzberger Rappern KIZ. Kleiner Haken an der Sache, die da gestern verkündet wurde: Bis zur Party dauert’s noch einige Tage, denn die Konzerte finden statt im Rahmen der Fête de la Musique am 21. Juni, dem längsten Tag des Jahres – diesmal an einem Donnerstag.
Sonntags, dem fast schon traditionellen Musikertag im Mauerpark, ist eh nicht mehr ganz so viel los, und das lag zuletzt nicht nur am kühlen Wetter. Viele Berliner und Touristen hatten oft nur ein Ziel: das Karaokesingen im Amphitheater. Fast jeder Berlin-Reiseführer wirbt damit. Doch in diesem Jahr ist die „Bearpit Karaoke“ eher Ausnahme als Regel. Das nächste Sonntagssingen ist erst am 17. Juni geplant, dann am 15. und 29. Juli, und das auch nur bei gutem Wetter.
Und wer unterhält die Besucher so lange? Vielleicht Kleinkünstler, die sich ins Amphitheater trauen, wo sonst schon mal fast 2000 Menschen beim Karaokesingen zuschauen. Angemeldete Veranstaltungen jedenfalls gibt es erst wenige. Und bisher ist offenbar auch keine am Sonntag geplant, dem traditionellen Karaoketag.
Wie berichtet will das Bezirksamt Pankow auch anderen Veranstaltern eine Chance geben, im Mauerpark zu spielen. Deswegen – und weil er Auflagen nicht einhalten soll – darf Joe Hatchiban nur noch zwölf Mal im Jahr mit seiner mobilen Karaokeanlage anrücken. In den Vorjahren war das Amphitheater jeden Sonntag für Hatchiban reserviert. Der Ire, der mit richtigem Namen Garreth Lennon heißt, kam spontan, bei gutem Wetter meist immer. Bisher stehen nur ein paar Veranstaltungen fest. Neben der Fête de la Musique starten am 23. Juni monatliche Diskussionsrunden der Stiftung Welt-Bürger-Park im Amphitheater. Und das Volleyballsommerfest am 9. Juni auf dem Falkplatz ist weder sonntags noch innerhalb des Parks. „Das Argument, das Amphitheater auch anderen zugänglich zu machen, hakt“, kritisiert Alexander Puell vom Verein Freunde des Mauerparks.
Der verantwortliche Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) hingegen meint: „Im Mauerpark gibt es keine Veranstaltungspflicht. Der Park ist eine Grünfläche und nicht das Festgelände Berlins.“ Die Hipster-Olympiade, voriges Jahr am Arkonaplatz, hat er abgelehnt. Der Mauerpark werde im Gegensatz zu ähnlich frequentierten Grünanlagen nicht als Park wahrgenommen, sagt Kirchner, sondern als Eventfläche. Und die „intensiv betriebenen“ Veranstaltungen hätten die Anlage „erheblich“ geschädigt. Mittlerweile müsse der Bezirk ein Viertel des Grünflächenetats von 1,3 Millionen Euro für die Müllentsorgung in Parks ausgeben.
Das wollen viele Parkbesucher nicht hören. Und so berichten Touristen und ausländische Zeitungen (wie etwa der britischen „Guardian“) über die Stadt, die für ihre Liberalität und Kultur bekannt sei. Und die nun diesen bekannten Selbstläufer reguliere.
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