Dachterrasse in Berlin-Neukölln: Der Klunkerkranich lädt zum Sonnenuntergang
Auf dem Parkdeck der Neukölln Arcaden gibt’s jetzt den „Klunkerkranich“ – der ist irgendwas zwischen Club, Garten, Strandbar und noch nicht einmal fertiggestellt. Aber auf jeden Fall schon ziemlich angesagt.
Der Weg zur alternativen Stadtkultur führt am „Media Markt“ vorbei, nach ganz oben, auf das Dach des Einkaufscenters Neukölln Arcaden. Parkdeck 6: Überall Beton, alte Parkplatzmarkierungen, am Horizont leuchtet der Fernsehturm. Im Westen ist das Europacenter zu erkennen, im Osten die Plattenbauten. Ein beeindruckendes, ungewohntes Panorama, weil hier in Neukölln kaum ein Gebäude über die Traufhöhe hinausragt.
Und dann ist da überall Grün. Pflanzen, die in eckigen Blumenkästen in die Höhe wachsen. Egal wohin man schaut: Natur bestimmt die Dachterrasse.
"Sei lieb zu den Pflanzen" - im Klunkerkranich dominiert das Grün
Hier oben, sechs Stockwerke über der Karl-Marx-Straße, befindet sich der Klunkerkranich – eine neue Dachlocation. Noch wird überall geschraubt, gesägt, gestrichen. „Wir nutzen die Werktage zum Weiterbauen und eröffnen vorerst nur am Wochenende“, sagt Robin Schellenberg, 29. Er betreibt mit Dorle Martinek das Fuchs und Elster, eine Konzertkneipe in der Weserstraße. Dort tanzt man in einem dunklen Kellerloch. Nun sehen sie jeden Tag die Sonne. Die beiden beteiligen sich auf Bitten von Dorian Mazurek, 32, am Projekt Klunkerkranich. Der langjährige Partyveranstalter im selben Alter hatte schon vor vielen Jahren die Idee, das Parkdeck in Neukölln als Location zu nutzen. „Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich so ein Projekt nicht alleine stemmen kann“, sagt er. Insgesamt arbeiten derzeit 100 Menschen auf der 2500 Quadratmeter großen Dachterrasse. Sie ist zur Hälfte mit Holz verkleidet. Basilikum, Himbeeren, Tomaten wachsen in selbst gebauten Trögen. Zutaten für die kleine Restaurantküche. „Sei lieb zu den Pflanzen“, steht auf einem Schild. 500 Meter lang ist der Blumenkasten, der das Parkdeck umgibt. Die Pflanzen sollen verhindern, dass sich Leute auf den Rand setzen, ergeben aber auch einen schönen Kontrast zur Skyline der Stadt. In einer Ecke wohnt ein Bienenvolk in einem Schaukasten. Gestochen wurde noch kein Besucher.
Das Aggressionspotential der Gäste entscheidet über den Einlass in den Club
Der Garten hat aber noch einen weiteren Sinn: Er zeigt den Besuchern, dass dies keine gewöhnliche Strandbar sein soll, sondern ein Ort nachhaltiger Stadtkultur. „Anfangs kamen hier ältere Damen aus der Umgebung her und waren von den Blumentrögen so begeistert, dass sie uns am nächsten Tag Pflanzen spendeten“, erzählt Dorian Mazurek. Und das soll auch weiterhin so sein. Auch wenn der Klunkerkranich optisch an Clubs wie das Kater Holzig oder die Wilde Renate erinnert, steht er für alle offen. „An der Tür soll es nicht um das Aussehen oder das Alter der Gäste gehen, sondern das Aggressionspotential entscheidet über den Einlass“, sagt Robin Schellenberg.
Lesen Sie weiter von den harten Jungs aus der JVA und klassischer Musik
Selbst mit der Problemklientel im Kiez hätten sie keine schlechte Erfahrung gemacht. „Wenn man ihnen freundlich, aber bestimmt sagt, was sie dürfen und was nicht, gibt es keinen Stress“, sagt der Neuköllner. Sie hätten sogar harte Jungs aus der JVA Plötzensee zu Besuch gehabt, die spontan unentgeltlich beim Bauen geholfen hätten. Eine künstliche Figur, der Klunkerkranich, markiert die Grenze. Davor dürfen sich die Gäste aufhalten, die keinen Eintritt zahlen. Zudem würde nur Eintritt erhoben, wenn Künstler auftreten, sagt Schellenberg.
Der Klunkerkranich soll kein weiterer Technoclub sein
„Der Klunkerkranich soll kein weiterer Technoclub werden“, sagt Dorian Mazurek. Jazz, Lesungen, Theater und klassische Musik haben ebenso ihren Platz. Das Konzept wird Stück für Stück weiterentwickelt. An der Auffahrt wächst ein hängender Garten, ein Teil des Klunkerkranichs soll winterfest gemacht werden. Vieles ist auch für die Macher Neuland. „Anfangs waren das Management des Shoppingcenters und der Parkplatzbetreiber skeptisch, was unsere Pläne anging“, sagt Schellenberg. Zwar hätte eh kaum ein Kunde das Parkdach genutzt, aber mit ungewöhnlichen Konzepten tun sich die Immobiliengesellschaften schwer. Doch mittlerweile hätten die Eigentümer verstanden, dass sie durch ein Projekt wie den Klunkerkranich andere Kunden anlocken würden.
Die Rooftop-Garden-Bewegung
Dabei ist die Idee, ein Parkdeck gastronomisch zu nutzen, nicht neu. Schon seit Jahren betreiben die Freiluftrebellen eine Strandbar auf dem Dach der Schönhauser Allee Arcaden. Allerdings auf viel kleinerer Fläche und auf den Sommer begrenzt. Und Flugzeugliebhaber kennen natürlich die Bar auf dem Parkdeck des Einkaufszentrums Der Clou – direkt in der TXL-Einflugschneise.
Der Klunkerkranich reiht sich eher ein in die Rooftop-Garden-Bewegung, die in vielen US-Städten die Dächer begrünt und Gemüse anbaut. Städter sollen dadurch wieder näher an die Natur herangeführt werden und ihr Verhältnis zu Lebensmitteln ändern.
Karl-Marx-Str. 66 , Fr ab 16 Uhr, Sa und So ab 14 Uhr, Neukölln
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