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Einmal noch. Peter Kraus kann sich ein Leben ohne Mikro kaum vorstellen. Doch versuchen will er es trotzdem mal. Foto: Imago
© imago stock&people

Entertainer Peter Kraus: Der Junge mit der Lederjacke

Peter Kraus geht im Herbst auf Abschiedstour – nach 60 Jahren Bühne. So richtig glaubt es der 74-Jährige selbst noch nicht. Eine Begegnung mit einer deutschen Musiklegende.

Peter Kraus sitzt zurückgelehnt auf einem schwarzen Ledersofa, die Beine locker übereinander geschlagen. Sein rechter Arm liegt auf der Lehne, sein linker hängt in der Luft, am Handgelenk eine auffällige Armbanduhr. Er wirkt entspannt. Er kennt die Situation, weiß was ihn erwartet. Interviews hat er viele gegeben in seiner Karriere. Seine Antworten sind routiniert, er muss nicht lange nachdenken. „Ich bin ein reifer Mensch“ umschreibt er gekonnt sein Alter und lächelt verschmitzt.

Im März wird der Sänger und Schauspieler 75 Jahre alt. Für ihn ein Grund zum Feiern, denn er blickt zufrieden auf sein Leben zurück: fast 60 Jahre Bühnenpräsenz. Sein Geburtstag ist aber auch ein Grund zum Abschied. Seine Tournee im Herbst soll seine letzte sein. „Ich weiß nicht, wie viele Lebensjahre ich noch habe“, sagt er. „Ab jetzt möchte ich mehr Zeit für meine Familie und Hobbys haben.“ Klingt so, als sei ihm sein Alter durchaus bewusst. Aussehen tut Peter Kraus aber anders. Der Wunsch, jung zu bleiben, ist ihm anzusehen. Die Haare gefärbt, die Kleidung eher jugendlich: violette Hose, beiger Pullover, braune Lederjacke. Die betont aufrechte Sitzhaltung ist eine Kampfansage an jede Art der Gebrechlichkeit.

Peter Kraus erinnert sich gern zurück an die Zeit, als er über Nacht zum Teenager-Idol wurde. Auch fast 60 Jahre später schwingt in seiner Stimme noch Stolz mit. Als 17-Jähriger tritt er im Deutschen Museum in München in einem „Konzert für die Jugend“ auf. Die Presse nennt ihn den „deutschen Elvis Presley“. „Am nächsten Tag hatte ich ein Angebot für einen Plattenvertrag“, sagt er. 2006 bekommt er den Echo als Auszeichnung für sein Lebenswerk. „Es ist ein Preis dafür, dass ich etwas Entscheidendes getan habe. Ich machte Musik für Jugendliche. Endlich mussten sie nicht mehr die Musik ihrer Eltern hören“, Peter Kraus gerät ins Plaudern. „Heute ist das nichts Besonderes mehr. Als Lebenswerk würde ich es nicht bezeichnen.“

Einzelne Konzerte wird er trotzdem noch geben. Denn ganz aus der Öffentlichkeit möchte er nicht verschwinden. Einer, der so lange auf der Bühne steht, kann das wahrscheinlich auch gar nicht. Peter Kraus liebt den Erfolg. Er hat ihn auf viele Weisen gesucht, als Schauspieler, Produzent, TV-Moderator und sogar als Maler. „Sei möglichst vielfältig, das hat mein Vater mir beigebracht. Ich sage immer: In dem Moment, wenn du auf dem Höhepunkt deiner Karriere stehst, überlege dir genau, was du als nächstes tust! Denn nur jetzt hören die Menschen dir zu.“

Doch den unmittelbaren, sofort spürbaren Erfolg, den er am meisten liebt, den bekomme er nur auf eine Weise, „wenn ich alleine mit meinen Jungs auf der Bühne stehe und zwei Stunden lang ein Konzert spiele“. Dieser Erfolg ist es, der ihn immer wieder lockt. „Jede Tournee ist wie ein eigenes Geschäft. Die Vorbereitung fängt zwei Jahre vorher an. Vor jedem Projekt frage ich mich wieder: Warum tue ich mir das an?“ Hinterher weiß er es wieder.

Und seine Fans, wie reagieren die auf seinen Abschied? „Die glauben mir nicht.“ Die Antwort kommt prompt, fast so, als würde er sich selbst nicht glauben. „Ein Lied, das ich auf meiner Tournee spielen werde, ist ganz neu“, sagt er dann. „Es heißt „Sag niemals nie“.

Peter Kraus spielt am 21. Oktober im Tempodrom, Möckernstraße 10, Kreuzberg, Tickets ab 52 Euro. Seine neue CD „Zeitensprung“ erscheint am 21. März.

Lea Runge

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