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Berlin: Der gute, reiche Hauswirt

Unternehmer Rafael Roth starb mit 79 Jahren.

Ein unwahrscheinlich netter, großzügiger Mann, der viel für die Jüdische Gemeinde getan hat.“ Über seinen Unternehmerkollegen Rafael Roth weiß Rolf Eden nur Gutes zu berichten. Sehr oft seien sie zusammen gewesen, und noch am Tag, bevor Roth starb, habe er ihn mit dessen Sohn Johann gesehen, da habe er völlig gesund gewirkt.

Auch das Jüdische Museum würdigte Roth, der in der Nacht zu Sonnabend mit 79 Jahren verstorben ist, als „einen bedeutenden Förderer und Mäzen aus den Gründungsjahren des Museums“. Mit einer Millionenspende hatte der Unternehmer dem Haus 2001 die Einrichtung des nach ihm benannten Rafael Roth Learning Centers ermöglicht, eines gesonderten Bereichs im Untergeschoss des Museums, wo an 17 Computerstationen jüdische Geschichte multimedial und interaktiv präsentiert wird.

Roth war 1933 in Berlin geboren worden, vor den Verfolgungen durch die Nazis emigrierte die Familie nach Palästina. Nach der Gründung des Staates Israel diente Roth eine Zeit lang in dessen Armee, durchlief also einen ähnlichen Weg wie Rolf Eden, in dessen Diskothek „Old Eden“ Roth vor 50 Jahren seine spätere Frau kennengelernt habe, erzählt Eden. Und auch, dass Roth Pilot bei der Luftwaffe gewesen sei, weiß er zu berichten.

Später kehrte Roth nach Berlin zurück. „Von Beruf Textilingenieur und erfolgreicher Kaufmann mit Bauerfahrungen in England und Israel“, so wurde er 1966 im Tagesspiegel vorgestellt. Damals ging es um das Riesenbauprojekt „Opernviertel an der Bismarckstraße“, an dem Roth maßgeblich beteiligt war – eine Station nur auf seinem Weg zum zweitreichsten Mann Berlins. Als der wurde er 2005, bei einem Vermögen von einer Milliarde Euro, vom „Manager-Magazin“ genannt, nach der Verlegerin Friede Springer.

Rafael Roth zeichnete sich eben durch ein Gespür für lukrative Geschäfte aus. So gehörte ihm beispielsweise das Ku’dammKarree, das er im Einheitsjahr 1990 vom Land Berlin für 30 Millionen erworben hatte. Neun Jahre später konnte dort, wiederum durch eine großzügige Spende Roths, die Ausstellung „The Story of Berlin“ eröffnen, und zur 75-Jahr-Feier der Komödie am Kurfürstendamm im selben Jahr feierte ihn Theaterchef Jürgen Wölffer als „guten Hauswirt, wie es ihn selten gibt“.

Anfang 2003 verkaufte Roth allerdings den Komplex – für 194,2 Millionen Euro. Da er dem Land bereits im Jahr 1998 die Nutzungsverpflichtungen aus dem Deal von 1990 für zwei Millionen Mark abgekauft hatte, hatten die Ku’damm-Bühnen damit praktisch den Bestandsschutz verloren. Für die traditionsreichen Theater begann damit ein Zittern, das immer noch anhält. Andreas Conrad

Andreas Conrad

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