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Durch das Waldgebiet zwischen Storkow und Wendisch Rietz führt der sogenannte Knüppelweg. Wenige hundert Meter entfernt davon wurde der Berliner Investmentmanager gefangen gehalten.
© dpa/ Patrick Pleul

Festnahme des mutmaßlichen Entführers von Storkow: Der Grusel und die Erleichterung

Im Fall des vor einem Jahr in Storkow entführten Bankers wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Doch warum bewegen uns spektakuläre Kriminalfälle so – und was sollten sie uns zu denken geben. Ein Kommentar

Ein entführter Banker, der im Dunkel der Nacht von einem Unbekannten mit einer Maske über einen See aus seiner Welt gerissen wird: in eine dunkle unbekannte Welt des Verbrechens. Eine Frau, die ihren Mann unter Androhung körperlicher Gewalt für die Entführung präparieren musste, um dann von ihm erzwungene Erpresserbriefe zu erhalten. Eine Waffe, die schon bei einem anderen Erpressungsversuch eine Rolle gespielt haben soll – aus ihr fiel ein Schuss, der einen Personenschützer lebensgefährlich getroffen hat. Ein Fall, so monströs, dass er fast ein Jahr später noch gruselt. Weil er so kaltblütig und so offensichtlich genau geplant war. Weil er so lange ohne Aufklärung blieb. Nun steht einer der spektakulärsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre in Berlin und Brandenburg womöglich vor seinem kriminaltechnischen Abschluss. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. XY gelöst?

Spektakuläre Kriminalfälle berühren viele Menschen, nicht nur beim sonntäglichen Tatort-Ritual in Millionen Wohnzimmern. Sie faszinieren auf eine gruselige Art, weil sie immer wieder deutlich machen, dass jeder einmal betroffen sein kann - auch nur zufällig, auch wenn er sich in seiner Stadt oder in seinem Ort ansonsten beständig sicher fühlt. Doch dieser Fremdgrusel beim Blick auf etwa die spektakuläre Entführung von Storkow verstellt meist den Blick auf die Opfer, die plötzlich in Todesangst leben mussten und sich vom Gefühl des Ausgeliefertseins womöglich auch nach Festnahme eines Täters kaum noch befreien können. Die bekannte Berliner Unternehmerfamilie, die womöglich ebenfalls Opfer des womöglich jetzt gefassten Täters war, hat darum gebeten, nicht mit vollem Namen in der Öffentlichkeit genannt zu werden. Nicht alle Medien vermögen dieser Bitte zu folgen; dabei geht es gerade bei spektakulären Kriminalfällen im Brennglas der Öffentlichkeit um eines: den Schutz der Opfer und ihrer Würde.

XY gelöst? Es wäre den betroffenen Familien zu wünschen. Und uns, die wir uns gruseln beim Blick auf die dunkle unbekannte Welt des Verbrechens. Denn das Einzige, was wirklich beruhigen kann, ist dies: Die Polizei in Brandenburg hat ein Jahr lang akribisch nach dem unbekannten Entführer mit der Maske gesucht, Tausende Menschen befragt, zahllose Spuren untersucht. Wenn sie damit den richtigen Täter ergriffen haben sollte, hat sie auch uns etwas Sicherheit verschafft.

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