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Ins alte Hafenkraftwerk in Alt-Stralau soll der Club "Magdalena" einziehen.
© Nikolas Kappe

Tanzen statt schreiben: Der Elektroclub Magdalena zieht an den Osthafen

Hier wurde einst für den Osthafen Strom erzeugt und dann das „Neue Deutschland“ gemacht. Jetzt wird das ehemalige Kraftwerk in Alt-Stralau umgebaut – für den legendären Club „Magdalena“.

Staub liegt in der Luft, wenn man die Zähne zusammenbeißt, knirscht er im Mund. Hier in Alt-Stralau, zwischen der Elsenbrücke und den Gleisen der Ringbahn, dämmert das alte Hafenkraftwerk vor sich hin. Am Boden liegen große Holzplanken, ein Arbeiter macht sich an der Deckenabhängung zu schaffen. Christian Mill dreht eine Runde durch das alte Gemäuer, das bald neu beschallt wird: Der berühmte Magdalena-Club zieht hier ein. „Hier am Eingang wird später eine große Bar stehen“, erklärt der 35-Jährige. Er bahnt sich seinen Weg durch den Bauschutt. Der nächste Raum ist eine große Halle, die Deckenhöhe liegt bei gut vier Metern. „Früher stand hier mal eine Dampfmaschine, die den gesamten Osthafen mit Strom versorgt hat, in Zukunft wird das unser Mainfloor.“ Wo einst Werktage ihren Namen verdienten, wird bald ins Wochenende getanzt.

Zusammen mit zwei Freunden hatte Christian Mill im Jahr 2012 die Räume vom legendären Electroclub „Maria“ an der Schillingbrücke unweit des Ostbahnhofs übernommen. Mietverträge mit wenigen Monaten Laufzeit hatten die vorherigen Betreiber müde gemacht. Mill und seine Freunde übernahmen mit dem Wissen, nicht ewig an diesem Ort bleiben zu können, und gaben dem Club einen neuen Namen: Magdalena. Dann aber musste das bezirkseigene Grundstück schnell geräumt werden. Der Jugend- und Raggaeclub Yaam, seinerseits durch einen Investor von seinem Domizil am Spreeufer vertrieben, zog ein. Einige Monate suchten die drei Clubbetreiber eine neuen Bleibe für „Magdalena“. Dann die große Überraschung: Die Behala, Eigentümerin des ehemaligen Hafenkraftwerks, stimmte einer Vermietung zu. Dabei hatte es in den letzten Jahren rund 35 Interessenten für das Haus gegeben, alle wollten dort einen Club eröffnen. Der nötige Bauaufwand könnte einige von ihnen jedoch abgeschreckt haben. „Im Prinzip müssen wir das ganze Haus entkernen, da die Böden in den oberen Stockwerken nicht die nötige Traglast haben. Außerdem muss auch noch auf den Denkmalschutz geachtet werden“, erzählt Mill.

Christian Mill lässt das Gelände clubtauglich umbauen.
Christian Mill lässt das Gelände clubtauglich umbauen.
© Nikolas Kappe

Obwohl das 1907 eröffnete Gebäude nach Schließung des Hafens weiter genutzt wurde, sind die Räume in keinem guten Zustand. Von 1993 bis 2005 hatte die linke Tageszeitung „Neues Deutschland“ hier ihren Redaktionssitz, zuletzt war eine Werbeagentur ansässig.

Das neue Magdalena soll Ostern 2015 eröffnen

Ganz alleine können Mill und seine Freunde den Umbau jedoch nicht stemmen. Sie hoffen auf Unterstützung durch Stammgäste und Magdalena-Fans. Und diese ist ihnen wohl sicher: „Wir haben einen Aufruf bei Facebook gestartet, innerhalb weniger Stunden haben sich über 160 freiwillige Helfer gemeldet, darunter auch Firmen und Ingenieure.“

Inzwischen ist Christian Mill bei seinem Rundgang im dritten Stock angekommen. Dachgeschoss. Er steht vor einem riesigen halbrunden Fenster. Südseite, drei Meter hoch, sechs Meter breit, mit Blick über den betonierten Hof, direkt auf die Spree. Hier kommt Mill ins Schwärmen. „Premium“ nennt er das Fenster, den Ausblick, das ganze Haus.

Wenn das neue „Magdalena“ wie geplant zu Ostern 2015 eröffnen kann, warten drei Floors auf die Gäste. Auch der fast 4000 Quadratmeter große Hof soll zum Feiern genutzt werden. Doch vor dem Vergnügen kommt der Aufwand, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Gebäude voraussichtlich nur für die nächsten zehn Jahre als Club genutzt werden kann: „Unser Mietvertrag endet, wenn die Stadtautobahn bis hierher verlängert wird”, sagt Mill. Der Senat hält das Grundstück seit Jahren frei, die A100 soll langfristig von Neukölln bis zur Frankfurter Allee führen, das alte Kraftwerk wird dann ganz Geschichte sein. Und abgerissen.

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