Neue Show im Admiralspalast: Der Club der toten Musiker
27 Jahre und nicht älter. Wer als Musiker zur Legende werden will, sollte nicht lange leben. Um Kurt Cobain, Jimi Hendrix, Amy Winehouse und die vielen anderen gibt es nun eine Show: „The 27 Club” im Admiralspalast
"Jetzt ist er doch gegangen und diesem bescheuerten Club beigetreten“, sagte Wendy O’Connor. „Ich habe ihm gesagt, diesem blöden Club nicht beizutreten.“ Ihr Sohn hatte sich gerade das Leben genommen, sich mit einer Schrotflinte in einem Gartenhaus in Seattle erschossen. Doch wusste Wendy O’Connor, was sie da sagte? Meinte sie wirklich diesen Club? 27 Jahre alt war Kurt Cobain, als er am 5. April 1994 starb. Und reihte sich ein in eine lange Liste von Musikern, die es nicht über das 27. Lebensjahr schafften. Ein weiteres Mitglied im Club 27.
Fast auf den Tag genau 20 Jahre später steht Kurt Cobain an der Bar eines schnörkelfreien Kettenhotels in Wien, die nun, um zwei Uhr morgens längst Feierabend haben sollte. Die strähnig-blondierten Haare hängen ihm angemessen ins Gesicht, er bestellt noch ein großes Bier für sich und seinen Kumpel Jimi Hendrix, einen Barhocker weiter zählt Amy Winehouse mit Brian Jones ihre aufgemalten Tattoos. Jim Morrison hat sich schon verabschiedet, frühe Probe am Morgen, auch Janis Joplin ist nicht mehr zu sehen.
Sie alle sind Teil der Show, in der Regisseur Toby Gough einen eigentlich naheliegenden Gedanken umgesetzt hat: die berühmtesten Mitglieder des Clubs der toten Musiker gastieren mit „The 27 Club“ ab dem 18. März im Admiralspalast.
Club der Selbstmörder?
Wendy O’Connor hat mit ihrer Aussage kurz nach Kurt Cobains Tod einiges zum Mythos dieses Clubs beigetragen. Vielleicht meinte sie auch einfach nur den Club der Selbstmörder, von denen es in der Familie schon einige gegeben hatte. Die Legenden sind so zahlreich wie die Musiker. Begonnen bei Robert Johnson, Delta-Blues-Musiker aus den 30er Jahren, der angeblich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte. Jimi Hendrix, an einer Mischung aus Schlaftabletten und Alkohol gestorben, dessen Roadie James Wright auf der Bühne erzählt, sein eigener Manager habe Hendrix umgebracht. „Er ist mehr wert, wenn er tot ist“, soll er Wright selbst erzählt haben. Jim Morrison, der angeblich noch am Leben ist. Brian Jones, Mitbegründer der Rolling Stones, dessen Ertrinken in einem Swimmingpool viele Fragen zurückgelassen hat. Es gibt sogar Menschen, die behaupten, dass auch Paul McCartney mit 27 gestorben ist und seither von einem Double ersetzt wird. Und überhaupt: Hatte Kurt Cobain nicht viel zu viel Heroin im Blut, um die Flinte noch bedienen zu können?
„Zu viele Zufälle”
„Es sind einfach zu viele Zufälle“, sagt Toby Gough und bestellt noch einen Weißwein . „Wir hatten so viel Spaß, das alles zusammenzusammeln.“ Und tatsächlich sind es die Legenden, die aus dieser Show für Musikliebhaber eine kurzweilige Abendunterhaltung machen. Wegen rechtlicher Schwierigkeiten kann „The 27 Club“ gar nicht mehr sein als eine Nummernrevue großer Hits mit Ansager. „Es wäre unmöglich die Rechte für eine Musical-Show zu bekommen, zumal für all diese großen Künstler“, sagt Gough. Allein schon herauszufinden, wer sie überhaupt innehat, sei häufig schwierig. „Es gibt Gründe, warum es keine Show auf der Welt über Jimi Hendrix oder Amy Winehouse gibt“, sagt er.
Der Schotte reist durch die Welt, immer auf der Suche nach neuen Showideen. Gerade bastelt er an einer brasilianischen Fußball-Show zur WM. Der Schwerpunkt liegt dabei ganz klar auf der Musik und nicht auf der Story. Die Musiker, die er diesmal fast alle in der Szene Edinburghs zusammengecastet hat, sehen teilweise nicht mal besonders aus wie ihre Vorbilder, darum ginge es schließlich auch nicht, sagt Gough.
Und sie sind eben keine Schauspieler, was in den wenigen Szenen mit Handlung allzu deutlich wird. Die wechselnd verkleideten Tänzerinnen, die Bühnendeko mit Blumen und Grabkerzen, der theatralische Ton des Ansagers, all das ist ein bisschen zu viel des Mythos-Kitsches. Dafür spielt Ahmed Remally fast so Gitarre wie Jimi Hendrix und Fiona Lynch alias Amy Winehouse sollte bald nicht mehr nur in schottischen Jazz Bars auftreten.
Und Kurt Cobain? Der leitet eigentlich einen Handwerksbetrieb auf der Isle of Skye im Nordwesten Schottlands, hat früher höchstens Dudelsack gespielt und mit 21 seine erste bewusste Note gesungen. „Ich bin für mein Aussehen gecastet worden“, sagt Ewan MacKenna grinsend und schüttelt sich die Haare aus dem Gesicht. Nun ja, das mit dem Singen war ja auch nicht unbedingt Kurt Cobains Stärke. Er macht sich vor allem Sorgen um Jon Mackenzie, der in der Show den Brian Jones spielt. 26 Jahre alt ist er, als einziger in der Show hat er die magische Marke noch nicht erreicht. „Pass auf Dich auf, Junge“, sagt MacKenna. „Mach keinen Scheiß.“
„The 27 Club“, 18. bis 23. März im Admiralspalast, Friedrichstraße 101, Mitte, Karten ab 32 Euro, mehr Infos unter: www.admiralspalast.de