Flughafen überzeugt mit guter Akustik: Der BER ist eröffnet
Bis zum Abflug der ersten Maschinen dauert es noch. Immerhin hatte der BER am Sonntag als Konzertsaal Premiere. BER-Chef Hartmut Mehdorn wurde ausgebuht, kündigte aber mehr Musik an. Spätestens 2017 oder 2018 werde der Flughafen für Passagiere gebraucht.
Die pannenreiche Baustelle für den Flughafen BER in Schönefeld hat am Sonntag dann doch noch Premiere gefeiert – als Konzertstätte. Rund 1800 Besucher ließen sich von der Bigband der Deutschen Oper Berlin mit einer Mischung aus Jazz und Musicalmelodien begeistern. Das hohe Dach des großen Terminals, unter dem irgendwann einmal Fluggäste vorfahren sollen, garantierte eine gute Akustik, wenn auch die Architekten daran bestimmt keinen Gedanken verschwendet hatten.
Die meisten Besucher des Gastspiels der Brandenburgischen Sommerkonzerte interessierten sich keineswegs nur für die Musik. Sie stürmten schon drei Stunden vor dem ersten Takt die Busse zu Baustellenrundfahrten sowie den Eingang zu dem sonst für Neugierige fast immer geschlossenen Terminal-Innenraum.
Überall klickten Fotoapparate und Handys. Gut vorbereitete Führer servierten den vorwiegend älteren Interessenten Zahlen und technische Feinheiten. Ganz ungewollt löste mancher Erklärer in den Bussen ein schallendes Echo aus. „Herr Mehdorn will kein Baustellenimage auf dem Gelände“, sagte eine Führerin allen Ernstes und verwies auf das in eine hintere Ecke des Flugplatzes verpflanzte Containerdorf für die Bauarbeiter. „Bis kurz nach der für den 3. Juni 2012 geplanten Eröffnung des Airports stand es noch in Sichtweite des Terminals“, sagte die Angestellte der Flughafengesellschaft.
Wie in der Oper: Buh-Rufe für Hartmut Mehdorn
Während der Busfahrer auf der leeren Start- und Landebahn richtig Gas geben konnte und scherzhaft „vor dem baldigen Abheben nach Ibiza“ warnte, rauschten andere Fakten wie im Schnelldurchlauf vorbei: „33 Minuten braucht der Airportexpress vom Hauptbahnhof“, „das Kraftwerk könnte 60 000 Einwohner mit Strom versorgen“ oder „die Start- und Landebahn ist vier Kilometer lang und 60 Meter breit“, lauteten einige Schlagworte. Viel stärker interessierten da die Dinge, die mit bloßem Auge hinter den Fenstern des großen Terminals zu erkennen waren. Offene Klappen und Kabel hingen in der 3. und 4. Etage von den Decken. Hier werde die Brandschutzanlage geprüft, hieß es aus dem Lautsprecher.
Auch im eigentlichen Abfertigungsgebäude gerieten viele Besucher ins Staunen. „Sieht aus wie ein fliegender Teppich“, meinte etwa Holger Gerstner aus Reinickendorf beim Blick an die Decke. „Wer so etwas Geld ausgibt, verliert wohl den Blick auf das Wesentliche.“ Wie sich auf Nachfrage herausstellte, handelt es sich bei der riesigen Installation um ein Kunstwerk, das die Brücke nach Ostasien symbolisieren soll. Große Trauben bildeten sich auch vor den elektronischen Anzeigetafeln, die fehlerfrei funktionierten. Sie zeigten aber nur den aktuellen Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld.
Flughafenchef Hartmut Mehdorn empfingen bei seiner Begrüßung zunächst Buh-Rufe, dann aber doch höflicher Beifall. Alles wie in der Oper. „Dieses Konzert ist etwas ganz einmaliges“, sagte er. Spätestens 2017 oder 2018 werde der Platz für Fluggäste gebraucht. „Aber dann finden wir vielleicht ein anderes Fleckchen für ein sommerliches Konzert.“ Platz sei schließlich reichlich vorhanden.
Claus-Dieter Steyer