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Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke warb zusammen mit der Werderaner Blütenkönigin Franziska für Brandenburger Äpfel.
© Settnik/dpa

Grüne Woche: Der Andrang in der Brandenburg-Halle war groß

Bananen in der Boulette, Beeren in der Bratwurst? Die Zeiten solcher Experimente sind vorbei. Auf der Grünen Woche setzten Brandenburgs Bauern und Hersteller auf Tradition – und die Marktlücke.

Der Andrang in der Brandenburg-Halle an allen zehn Tagen der Grünen Woche hat es bewiesen: Das Interesse an der Landwirtschaft, der Gastronomie und den vielen touristischen Angeboten des Bundeslandes ist ungebrochen. Natürlich mag es auch daran gelegen haben, dass hier Gratis-Kostproben besonders freigiebig gereicht wurden. Doch es standen auch viele Gespräche über Geschmack, Anbaumethoden oder Methoden der Tierhaltung im Mittelpunkt.

„Wir treffen jedes Mal viele Bekannte“, sagt Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz aus Schwante am nördlichen Berliner Autobahnring. „Und viele sehen wir dann auf ihrem nächsten Ausflug bei uns wieder.“ Diesmal stellte er das Brot „Vegipan“ vor, das als laktose- und hefefreies Vollkornerzeugnis speziell nach einem österreichischen Rezept für Allergiker entwickelt wurde.

Generell scheinen sich die meisten Produzenten mehr als früher auf die Nachfrage einzustellen. Vorbei sind die Zeiten, als Brandenburgs Bauern vor allem mit verrückten Ideen auf sich aufmerksam machen wollten. Bananen in der Boulette, Ananas im Korn, Erdbeeren in der Bratwurst, Anti-Aging-Bier waren nur Testprodukte. Die warf man auf den Markt und hoffte auf guten Absatz. Mit mäßigem Erfolg: Meist waren die Kreationen schon kurz nach Ende der Grünen Woche vergessen.

Diesmal gab es „Eberswalder Würstchen“ und weitere Erzeugnisse des überregional bekannten Wurstfabrikanten in „singlefreundlichen Kleinverpackungen“. „Wir haben den Absatz genau beobachtet und die kleineren Mengen auch auf der Grünen Woche angeboten“, sagte ein Marketingfachmann am Rande der Messe. Genau diesen direkten Kontakt hoben die meisten Brandenburger Aussteller in ihrer Messebilanz als positiv hervor. „Vertrauen“, lautete das Schlüsselwort.

Begegnung der besonderen Art: Ich schau dir in die Augen, Lama.
Begegnung der besonderen Art: Ich schau dir in die Augen, Lama.
© Bernd von Jutrczenka/dpa

Wie stark das Interesse von Brandenburger Landwirten, Tierzüchtern, Fischern, Pferdehofbetreibern, Tourismusbranche an einer Präsenz auf der Grünen Woche ist, zeigt die Hallenbelegung: In der Brandenburghalle gab es zwar nur etwa 75 Stände, aber während der gesamten Messezeit unterbreiteten mehr als 200 Brandenburger Aussteller ihre Angebote. Die Lösung ist einfach: Mehrere Betriebe teilten sich einen Stand und nutzten diesen für jeweils einige Tage. Oft lagen die Prospekte und Flyer des Vorgängers noch auf dem Tresen, Werbung zahlte sich so also doppelt aus.

Brandenburgs Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) lobte denn auch die „Rolle des Schaufensters der Grünen Woche für die Agrarprodukte“. Deshalb werde die Präsenz auch künftig mit einem hohen finanziellen Betrag gefördert.

Speziell bei bekannten Namen unter den Erzeugern könnten aber Zweifel aufkommen, ob sie denn die Teilnahme überhaupt noch nötig haben. Die Beelitzer Spargelbauern würden sicher auch ohne die Werbung in Berlin gute Geschäfte machen. Dennoch gehörte beispielsweise der Klaistower Spargel- und Erlebnishof auch 2015 zu den Ständen mit dem größten Trubel. „Die Konkurrenz schläft nicht“, sagte ein Standbetreuer mit einem Augenzwinkern über die anderen Spargelproduzenten. Tatsächlich schmückte sich das Domstiftsgut Mötzow aus der Umgebung der Havelstadt Brandenburg ausgerechnet mit einer königlichen Hoheit. Die thailändische Prinzessin schaute bei den Mötzower Spargelbauern zum Fototermin vorbei. Vielleicht ergeben sich daraus ganz neue Exportmöglichkeiten für das Brandenburger Edelgemüse. Denn in der Region selbst ist der Absatz in der kurzen Saison zwischen Mitte April und Mitte Juni schon lange nicht mehr zu steigern. Das Gleiche gilt für Spreewaldgurken, Teltower Rübchen oder Karpfen aus Peitz.

Fest in Brandenburger Hand befand sich außerdem die Tierhalle, die Kindern wahrscheinlich die schönsten Messeerlebnisse bescherte. Rinder-, Schweine- oder Pferdezüchter gaben sich selbstbewusst und wiegelten beim Blick auf die Prachtexemplare ihrer Schautiere jede Diskussion über Nachteile großer Viehbestände einfach ab. „Wir müssen vielmehr aufpassen, dass in unseren Ställen alles vorbildlich läuft“, sagte ein Uckermärkischer Viehhalter in einer Gesprächsrunde.

Ganz nebenbei warben einige Brandenburger auch für Berlin. So machten etwa die Reiter und Pferde vom Lotushof bei Beelitz große Lust auf die Europameisterschaft der Islandpferde am 6. und 7. März im Horst-Dohm-Eisstadion in Wilmersdorf.

BILANZ DER GRÜNEN WOCHE
Die Grüne Woche, die am Sonntag endete, hat sich erneut als Publikumsmagnet erwiesen, und die Besucher waren auf der 80. Ausgabe auch noch besonders kauffreudig. Auf die weltgrößte Agrarmesse kamen etwa 415 000 Besucher, die sich dort informierten , sagte Messesprecher Wolfgang Rogall. Die Gäste gaben im Durchschnitt 117 Euro aus, und die Umsätze der Aussteller summierten sich demnach auf etwa 48 Millionen Euro.

Im Vorjahr waren etwa 410 000 Besucher zur Grünen Woche gekommen, sie hatten pro Kopf im Schnitt 114 Euro ausgegeben. In diesem Jahr präsentierten sich 1658 Aussteller aus 68 Ländern auf der Messe – die höchste Beteiligung seit 44 Jahren. Auf hohem Niveau stabil blieb die Anzahl der Fachbesucher mit rund 100 000 Branchenvertretern.Das diesjährige Partnerland Lettland stellte mit 113 Ausstellern die größte ausländische Beteiligung.
Auch die Politik war wieder zahlreich vertreten: Mehr als 200 Spitzenpolitiker aus dem In- und Ausland besuchten die Grüne Woche. Das Bundeskabinett war mit Kanzlerin Angela Merkel und den Ministern Christian Schmidt (Landwirtschaft), Hermann Gröhe (Gesundheit), Gerd Müller (Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sowie Manuela Schwesig (Familie, Senioren, Frauen und Jugend) vertreten. 4840 Medienvertreter berichteten.

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