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Kampf gegen die Abrissbirne. Der Bezirk will das SEZ an der Landsberger Allee erhalten.
© Kitty Kleist-Heinrich

Spaßbad SEZ in Berlin-Friedrichshain: Der Abriss kann nicht verhindert werden

Dem SEZ droht der Abriss – der Bezirk will das verhindern. Der Investor plant ein Sporthotel, Wohnmobilstellplätze und Ferienwohnungen. Darf der das so einfach?

Die Fronten sind verhärtet. Dem Sport- und Erholungszentrum SEZ an der Landsberger Allee in Friedrichshain, einstiges Vorzeigeobjekt der DDR, könnte das letzte Stündlein geschlagen haben. Wie berichtet droht Eigentümer Rainer Löhnitz mit der Schließung des Betriebs. Franz Schulz, Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg (Grüne), setzt alles daran, den Bau zu erhalten: „Wir arbeiten intensiv an der Aufstellung eines Bebauungsplanes, der den Abriss verhindern könnte.“ Wie konnte es so weit kommen? Schließlich hat sich der Leipziger Investor Löhnitz beim Kauf des 50 000-Quadratmeter-Areals für den symbolischen Preis von einem Euro verpflichtet, das SEZ „auf unbefristete Zeit als Sport- und Erholungszentrum zu nutzen“. So steht es im Kaufvertrag. Dem entgegen steht die Antwort der Senatsfinanzverwaltung auf eine Kleine Anfrage aus dem Jahr 2010: „Zum baulichen Fortbestand des SEZ bestehen keine vertraglichen Verpflichtungen.“ Klingt nach Widerspruch, ist aber keiner: Löhnitz darf das SEZ-Gebäude abreißen, wenn er ein neues Fitnesscenter baut.

„Der Vertrag wurde leider nicht sehr professionell gestaltet“, sagt Bürgermeister Schulz; ein Seitenhieb auf die zuständige Finanzverwaltung. Die weist die alleinige Verantwortung von sich: „Der Vertrag wurde vor dem Verkauf intensiv im Abgeordnetenhaus besprochen“, sagt Sprecher Jens Metzger. Zu etwaigen Versäumnissen will er sich nicht äußern. Auch beim Liegenschaftsfonds, der den Verkauf für das Land abgewickelt hat, ist man sich keiner Mitschuld bewusst: „Herr Löhnitz hat sich zur Weiterführung der Sport- und Freizeitstätte verpflichtet, damit erübrigen sich aus unserer Sicht Fragen zur Richtigkeit des Vertrags“, sagt Sprecherin Irina Dähne. Das Rückkaufsrecht des Landes ist seit 2008 abgegolten. Löhnitz, der sich an seine vertraglichen Pflichten gehalten und den Sportbetrieb im SEZ wieder ermöglicht hat, sagt: „Ich wurde massiv daran gehindert, das Angebot zu erweitern, was wirtschaftlich notwendig wäre.“ Auf der SEZ-Homepage hat er Pläne, unter anderem zum Abriss des SEZ, veröffentlicht.

Also bald kein SEZ mehr, keine weiten Grünflächen? Sondern Wohnmobilstellplätze, Ferienwohnungen, Hotel? So will es Löhnitz. Nicht alles ist realisierbar. „Da, wo Löhnitz das Hotel plant, darf er laut bestehendem Bebauungsplan gar nicht bauen“, sagt Schulz. Für die an den Volkspark angrenzende Fläche muss dieser Plan erst von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) aufgestellt werden. Nur: Bis er in Kraft tritt, kann ein Jahr vergehen. Noch vertrackter ist es beim SEZ selbst: Direkt verhindert werden kann der Abriss nicht. Die BVV kann nur einen Bebauungsplan aufstellen, der vorschreibt, das SEZ genauso, wie es war, wieder aufzubauen. „Uns bleibt nur zu hoffen, dass sich das für Löhnitz nicht lohnt. Mehr können wir nicht tun“, so Schulz.

Leonie Langer

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