zum Hauptinhalt

IBA 2020 im Stadtzentrum?: Debatte um Bauausstellung spitzt sich zu

Der Widerstand gegen die Pläne von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wächst. Das Aus für ihre Pläne, die Internationale Bauausstellung am Stadtrand anzusiedeln, steht wohl bevor. Dass die IBA in ihrer bisherigen Form nicht vermittelbar war, kann allerdings kaum am Geld gelegen haben.

Die Internationale Bauausstellung hat Strahlkraft. Ob in den 50er oder 80er Jahren, bisher krempelte noch jede IBA die Stadt um, ersann neue Bautypen und Grundrisse und schuf Tausende neuer Wohnungen. Und weil die Not auf dem Wohnungsmarkt zur Zeit der IBA 1987 ähnlich groß war wie heute, stellte sich spektakuläre Architektur in den Dienst der Gemeinschaft und schuf Wohnraum für Haushalte mit geringen Einkünften. Daran will der Senat mit seinen Plänen für eine IBA 2020 anknüpfen. Doch das Millionenprojekt steht vor dem Aus.

Denn der Widerstand gegen die IBA 2020 wächst – jedenfalls in der Form, die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher plant. „Drinnenstadt Draußenstadt“ lautet ihr Titel für die Schau. Was darunter zu verstehen ist, können weder die Koalition noch Architekten und Planer schlüssig erklären. Bausenator Michael Müller (SPD) preschte mit einer Beschlussvorlage für den Senat vor, die Fakten schaffen sollte, aber nur allgemeine Forderungen nach „bezahlbarem Wohnraum“, „sozialer Mischung“ und einer „vielfältigen Stadt“ aneinanderreiht. „Das geht so nicht durch“, sagt einer aus Senatskreisen voraus.

Dem Vernehmen nach liegt das Papier zur Abstimmung bei der Finanzverwaltung. Die gilt als eher unempfindlich gegenüber Druck aus Fachverwaltungen. Auf Anfrage hieß es: „Das Thema IBA ist Gegenstand der laufenden Haushaltsberatungen.“ Deren Ergebnis wolle man „nicht vorgreifen“. Bei der Bauverwaltung hieß es, die Vorlage werde „zur Einbringung in den Senat vorbereitet“. Wann sie auf der Tagesordnung steht, sei noch offen.

Das Aus für die IBA 2020 in der gegenwärtigen Form wird bereits nächste Woche erwartet. Dann steht das Thema auf der Agenda des zuständigen Fachausschusses der SPD. Tags darauf treten CDU-Fraktionsvize Stefan Evers und SPD-Landeschef Jan Stöß in der Werkbund-Galerie in Charlottenburg gemeinsam aufs Podium – bei einer Diskussion zu einer IBA für die historische Mitte. Beide fordern eine Überarbeitung des Konzepts und wollen mit der Neugestaltung der Brache zwischen Fernsehturm und Schlossneubau das bisherige Konzept mit einem strahlenden Kernprojekt aufpolieren. Ein gleichlautender Antrag der CDU-Fraktion liegt der SPD-Spitze im Abgeordnetenhaus vor. Kaum jemand rechnet damit, dass diese Allianz am Widerstand Einzelner scheitern könnte.

Am Geld kann es kaum gelegen haben, dass die IBA in ihrer bisherigen Form nicht vermittelbar war. Zwei Millionen Euro fließen Jahr für Jahr an den Stab um Lüscher. Die Finanzplanung, die bis Ende 2013 gilt, enthält eine zusätzliche „Verpflichtungsermächtigung“ über insgesamt 9,5 Millionen Euro bis 2017. Der Senatsvorlage zufolge, die dem Tagesspiegel vorliegt, würde die IBA vom Jahr 2014 an gerechnet 54 Millionen Euro kosten. Der Titel „Draußenstadt wird Drinnenstadt“ soll signalisieren, dass auch Brachen abseits der begehrten Innenstadt entwickelt werden sollen, die sonst „kaum angepackt werden können“.

Auch der Architekten- und Ingenieurverein kritisiert die bisherigen IBA-Pläne der Bauverwaltung und beklagt, dass es kein „Gesamtkonzept für die zukünftige Gestaltung der historischen Mitte“ gebe. Und ein Bündnis von Stadthistorikern und Architekten mit dem Namen „Planungsgruppe Stadtkern“ erklärt in einem Memorandum: „Die bisherigen Überlegungen zu einer IBA 2020 haben keine verständliche Botschaft, keinen verständlichen Ort, keine klaren Leitprojekte und kein verständliches Verfahren gebracht.“

Ralf Schönball

Zur Startseite