Reaktionen auf möglichen Anschlag in Berlin: De Maizière: "Vieles spricht für einen Anschlag"
Der Bundesinnenminister fordert Vertrauen in die Ermittlungsbehörden, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller spricht von einer dramatischen Situation, Innensenator Geisel warnt vor einer "Stadt in Angst".
Nach dem mutmaßlichen Anschlag mit einem LKW am Breitscheidplatz haben sich weltweit Politiker bestürzt gezeigt. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einer "dramatischen Situation". Man sei in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer. Alle verfügbaren Einsatzkräfte seien vor Ort. Auch die Charité sei auf diesen Fall vorbereitet. Müller selbst sagte auch: "Die Situation ist unter Kontrolle." Es sei "bedrückend", zu erleben, was in anderen Städten schon in den vergangenen Wochen und Monaten vorgefallen sei.
Berlins neuer Innensenator Andreas Geisel (SPD) rief am Breitscheidplatz die Berliner zu Besonnenheit auf. "Eine Stadt in Angst hilft niemandem", sagte er in der ARD. "Unsere freie Gesellschaft lebt davon, dass wir frei miteinander umgehen und Weihnachten als Fest der Familie, als Fest der Freude feiern."
Seibert: "Wir trauern um die Toten"
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte in der ARD, dass derzeit vieles für einen Anschlag spreche. Allerdings liefen die Ermittlungen noch und Gewissheit gebe es derzeit noch nicht. Am Dienstagvormittag sollen die Innenminister der Länder und er zu einer Telefonkonferenz zusammenkommen. "Wir müssen Vertrauen in die Ermittlungsbehörden haben und es wird mit Hochdruck daran gearbeitet für Klarheit zu sorgen", sagte de Maizière. Man brauche jetzt ein paar Stunden.
Man müsse jetzt auch prüfen, was dieser Vorfall für die Weihnachtsmärkte in Deutschland insgesamt bedeute.
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nach Angaben ihres Sprechers Steffen Seibert mit dem Innenminister und dem Regierenden Bürgermeister in Kontakt. "Wir trauern um die Toten und hoffen, dass den vielen Verletzten geholfen werden kann", twitterte Seibert.
Auch Bundespräsident Joachim Gauck drückte sein Mitgefühl aus. „Das ist ein schlimmer Abend für Berlin und unser Land, der mich wie zahllose Menschen sehr bestürzt.“ Auch wenn man noch nicht viel über die Hintergründe des schrecklichen Geschehens auf dem Berliner Weihnachtsmarkt wisse, sei er "in Gedanken bei den Opfern, bei ihren Angehörigen, bei allen Menschen, die um Familienangehörige oder Freunde fürchten."
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bot dem Land Berlin jegliche Unterstützung durch die Bundespolizei an. "Ich wurde unmittelbar nach dem schrecklichen Vorfall auf dem Berliner Weihnachtsmarkt unterrichtet", erklärte der Minister. "Meine Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzen des schrecklichen Vorfalls."
Steinmeier: "Ich bin tief erschüttert"
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) äußerte sich entsetzt über den möglichen Anschlag. "Ich bin tief erschüttert über die schrecklichen Nachrichten von den Ereignissen an der Berliner Gedächtniskirche", erklärte Steinmeier nach dem Vorfall am Montagabend. "Mein tief empfundenes Mitgefühl ist mit den Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer", schrieb Steinmeier weiter.
Der Außenminister warnte allerdings auch vor voreiligen Schlussfolgerungen. "Wir wissen noch nicht mit Gewissheit, was heute Abend wirklich geschehen ist." Die Sicherheitsbehörden arbeiteten "mit Hochdruck daran, die Unglücksstelle zu sichern und die Täter zu finden".
Bundesjustizminister Heiko Maas teilte per Twitter mit: "Schockierende Nachrichten vom #Breitscheidplatz. Wir trauern mit den Angehörigen. Der Generalbundesanwalt übernimmt den Fall."
"Ein Weihnachtsmarkt. Wie perfide. Wie schrecklich"
Berlin ist erschüttert. Nach dem Vorfall läuteten in Schmargendorf unweit des Kurfürstendamms Kirchenglocken. Die Rettungswagen waren unterwegs, das Martinshorn heulte auf. Menschen liefen weinend durch die Straßen. Die Betroffenheit ist auch bei Berliner Politikern zu hören und zu spüren.
"Wir sind erschüttert und trauern um die Toten. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und den Verletzten, ihnen wünschen wir baldige Genesung", sagte die Wirtschaftssenatorin und Grünen-Politikerin Ramona Pop. "Spekulationen verbieten sich, der Hintergrund dieses furchtbaren Vorfalls muss von den Ermittlungsbehörden aufgeklärt werden. Wer nun voreilige Schlüsse zieht, nutzt das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen aus." Ihre Gedanken seien bei denjenigen, die um Freunde und Angehörige trauerten, und bei den Familien, die in Ungewissheit und Sorge seien.
"Es ist schrecklich. Ich bin wahnsinnig betroffen. Die Gefühle sind bei den Angehörigen. Wir können nur hoffen, dass der oder die Täter gefasst werden", sagte SPD-Innenpolitiker Frank Zimmermann dem Tagesspiegel. Es habe immer eine abstrakte Gefahr in Berlin bestanden, was mögliche Anschläge betreffe. Nun müsse man die Hintergründe dieser Tat erst einmal erfahren.
Linken-Parteichefin Katina Schubert ist wie Zimmermann von diesem möglichen Attentat geschockt. "Ich denke an die Opfer, an die Freunde, die Angehörigen, die Familien. Ich hoffe, dass diejenigen, die verletzt sind, diese Tat möglichst schnell verarbeiten können. Es ist entsetzlich. Es fasst mich sehr an", sagte Schubert.
Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek saß im Parteirat, als sie die Nachricht von dem Attentat auf den Weihnachtsmarkt erhielt. "Wir waren alle geschockt. Ein Unfall ist ausgeschlossen." Kapek hatte mit dem Innensenator Geisel telefoniert, als dieser auf dem Weg zum Breitscheidplatz war. Auch die Grünen-Politikerin ist sichtlich bewegt. "Diese unfassbare Tat. Es ist ein Weihnachtsmarkt. Wie perfide. Wie schrecklich. Ich denke an die Angehörigen und meine Gedanken sind bei ihnen."
Solidaritätsbekundungen aus den USA und Frankreich
Barack Obama, scheidender US-Präsident, ließ über das Weiße Haus eine Mitteilung verbreiten, in der er das Geschehen in Berlin als "vermutlich terroristischen Anschlag" "auf das Schärfste" verurteilt. "Wir stehen zusammen mit Berlin im Kampf gegen all diejenigen, die unsere Art zu leben und unsere Gesellschaft bedrohen", heißt es weiter. Die USA seien bereit, Hilfe zu leisten - auch bei der Untersuchung des Vorfalls.
"Die zivilisierte Welt muss umdenken", twitterte Obamas designierter Nachfolger Donald Trump in der Nacht zu Dienstag. Kurz zuvor war bekanntgeworden, dass das Wahlmännergremium ihn auch offiziell zum künftigen Staatschef der USA bestimmt hatte.
Auch aus Frankreich kamen Beileidsbekundungen von höchster Stelle: "Ich drücke meine Solidarität und mein Mitgefühl für Kanzlerin Merkel, das deutsche Volk und die Familien der Opfer in Berlin aus", twitterte Staatspräsident François Hollande. Sein Außenminister Jean-Marc Ayrault reagierte betroffen auf den mutmaßlichen Anschlag. „Entsetzt von den Nachrichten aus Berlin und vollkommen solidarisch mit unseren deutschen Freunden“, schrieb der Pariser Chefdiplomat am Montagabend auf Twitter. Frankreich war in der jüngsten Vergangenheit Ort mehrerer Terroranschläge geworden - etwa in Paris am 13. November 2015 und in Nizza am 4. Juli dieses Jahres.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini zeigte sich erschüttert. "Europa einmal mehr getroffen", twitterte sie. "Unsere Gedanken sind bei allen Opfern und ihren Familien".
Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault reagierte betroffen auf den mutmaßlichen Anschlag. „Entsetzt von den Nachrichten aus Berlin und vollkommen solidarisch mit unseren deutschen Freunden“, schrieb der Pariser Chefdiplomat am Montagabend auf Twitter.
Solidaritätsbekundungen kamen auch aus Nizza, wo ein Lastwagen-Attentat im Juli 86 Menschen getötet hatte. „Horror in Berlin. Unterstützung für den Bürgermeister von Berlin und das deutsche Volk. Nie wieder das“, erklärte der führende konservative Regionalpolitiker Christian Estrosi. (mit dpa, Reuters)