Erich Honeckers Schiff: DDR-Staatsjacht wird verkauft
Erich Honecker bahnte einst an Bord Geschäfte mit dem Westen an: Die Jacht „Vineta“ wird verkauft – und soll mindestens 200.000 Euro bringen.
Wenn die „Albin Köbis“ zu einer Rundtour über Berliner Flüsse und Seen aufbrach, war die Staatssicherheit immer mit an Bord. Schließlich schipperte das knapp 36 Meter lange Schiff die politische Prominenz der DDR über Spree und Müggelsee. Unter dem Namen „Vineta“ liegt die einstige Staatsjacht der obersten SED-Kader heute auf dem Gelände der ehemaligen P+S-Werften in Stralsund. Dort steht sie als Teil der Insolvenzmasse nun zum Verkauf. Hochrangige DDR-Regierungsmitglieder bahnten ab 1974 im Salon und auf dem Sonnendeck Geschäfte mit dem Westen an. P+S-Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann möchte mindestens 200.000 Euro erlösen – und preist das Gefährt an: „Das ist ein feines Schiff mit langer Tradition und mit prominenten Vorbesitzern.“ Aber halt ein später DDR-Bau. Im Vergleich zu dem aus Edelhölzern gebauten und noch von Walter Ulbricht genutzten Vorgängerschiff sei der Nachfolgebau von 1974 ein „potthässlicher, stählerner Viereckkasten“, findet Uwe Giesler, Fachmann für DDR-Binnenschiffe.
Das „Amtszimmer auf See“ erfüllte aber seinen Zweck. Für die technische Funktionsfähigkeit sorgten MAN-Hauptmotoren und eine Decca-Radaranlage – aus dem Westen. Benannt war das Schiff nach Albin Köbis, der als Soldat der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg meuterte und dafür hingerichtet wurde. Nach der Wende kaufte die Berliner Weiße Flotte die Barkasse – und taufte sie auf den unverfänglichen Namen „Bellevue“. Zwei Jahre später ging sie an die Berliner Stern- und Kreisschifffahrt. „Das Konzept, mit repräsentativen Charterfahrten Geld zu verdienen, ging aber nicht auf“, berichtet Giesler. 1994 ging das Schiff an die Hegemann AG, 1997 an die Wolgaster Peene-Werft, deren Eigner Detlef Hegemann war. Der ließ das Schiff auf den Namen „Vineta“ umtaufen und modernisieren. Die Peene-Werft verschmolz später mit der Volkswerft Stralsund zu den P+S-Werften, die nun insolvent sind. Das Handicap des Insolvenzverwalters bei seinen Verkaufsbemühungen: Das Schiff ist nur für Binnengewässer zugelassen und hat keine Schlafräume. „Aufgrund seiner repräsentativen Gestaltung ist es besonders für Rundfahrten von Delegationen und zur Abhaltung von Konferenzen geeignet“, heißt es schon in der Baubeschreibung von 1974. Immerhin: Der Salon fasst 50 Personen und hat einen wuchtigen Konferenztisch. (dpa)