Frühere Ausstrahlung: DDR-Atommeiler sollen schneller abgerissen werden
Die Gebäude der ehemaligen DDR-Kernreaktoren sollen nun doch schon ab 2028 verschwinden - auch in Rheinsberg.
Ursprünglich sollten die 1990 abgeschalteten DDR-Atommeiler im brandenburgischen Rheinsberg und in Lubmin an der Ostseeküste noch weitere 50 Jahre stehen bleiben. Jetzt werden die radioaktiv belasteten Betonhüllen der einstigen Reaktoren wohl schon ab 2028 abgerissen. Das sagte Henry Cordes, Geschäftsführer der bundeseigenen Energiewerke Nord (EWN) der Deutschen Presse-Agentur. Damit sei man vom ursprünglichen Konzept der Langzeitverwahrung abgerückt.
Weniger radioaktiver Abfall
Dieses Konzept sah nach Tagesspiegel-Recherchen vor, die Gebäudeteile so lange stehen zu lassen, bis die Strahlung auf natürlichem Weg weit genug abgeklungen wäre, um die Gebäude auf konventionelle Weise abreißen zu können. Dadurch hätte man nicht nur Mitarbeiter vor möglichen radioaktiven Belastungen geschützt, sondern auch das Volumen des radioaktiven Abfalls, der in ein Endlager gebracht werden muss, reduziert.
Doch im Laufe der Zeit stießen die EWN-Mitarbeiter auf immer mehr Hindernisse für die Verwirklichung des ursprünglichen Plans. So stellte man beispielsweise fest, dass die Wände der Gebäude nicht homogen waren, sodass es unmöglich oder zumindest unglaublich aufwendig wäre zu bestimmen, wie viel radioaktive Strahlung verbleibt.
Der Grund für die endgültige Abkehr von der Langzeitverwahrung war aber laut EWN-Geschäftsführer Cordes ein Gutachten des Tüv Rheinland im Auftrag der brandenburgischen Landesregierung. Dieses sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Langzeitverwahrung teurer geworden wäre als der beschleunigte Abriss, sagte Cordes.
Nun wollen die Energiewerke Nord ihren aktualisierten Planungen zufolge die Dekontamination aller Hauptanlagengebäude bis zum Jahr 2028 abschließen. „Danach kann der konventionelle Abriss der großen Gebäude beginnen“, sagte Cordes. Allerdings werden einige Teile schon vorher verschwinden. So soll bereits im Herbst 2016 der erste Schornstein des Reaktorblockes 1 auf dem Kernkraftwerk-Gelände in Lubmin fallen.
Bund gibt 4,2 Milliarden Euro
In Rheinsberg werden die Gebäude länger stehenbleiben, hieß es. Das dortige Kernkraftwerk ist auf einer Landenge zwischen dem Nehmitzsee und dem Großen Stechlinsee errichtet worden und 1966 in Betrieb gegangen. Seit 1995 befindet es sich ebenso im Rückbau wie das Kraftwerk in Lubmin – der Bund finanziert das mit 4,2 Milliarden Euro, von denen bereits 3,1 Milliarden verbraucht wurden.
Führungen durch das Kernkraftwerk Rheinsberg kann man unter der Telefonnummer 033931 57560 oder per Mail an joerg.moeller@ewn-gmbh.de bestellen.
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