Ein Dauerläufer: Daten und Fakten zum Weiterbau der A 100
Der Weiterbau der A 100 wird seit Anfang der 90er Jahre geplant. Mehr als 40 Millionen Euro sind bereits ausgegeben oder beauftragt.
Bei Beginn des Stadtautobahn-Baus in den 50er und 60er Jahren war jeder neu eröffnete Abschnitt begeistert gefeiert worden. Inzwischen hat sich der Wind gedreht; bereits bei den Planungen gibt es heftige Proteste, wie jetzt beim geplanten Weiterbau der A 100 vom Dreieck Neukölln bis zum Treptower Park.
DIE PLANUNGEN
Die A 100 soll mit jeweils drei Fahrspuren um 3,2 Kilometer zunächst bis zum Straßenzug Am Treptower Park verlängert werden – mit Anschlussstellen an der Grenzallee und an der Sonnenallee. Es wäre der 16. Abschnitt der Stadtautobahn. Als 17. Abschnitt ist der Weiterbau bis zur Frankfurter Allee geplant. Dort soll die Autobahn enden. Die Lücke im Stadtring bis zur Seestraße in Wedding soll mit einer Stadtstraße über die Storkower Straße hergestellt werden.
DER STAND
Der Bau des 16. Abschnitts ist bereits 1992 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden, was Voraussetzung dafür ist, dass der Bund die Kosten übernimmt. 2003 wurde der „vordringliche Bedarf“ bestätigt. Am 29. Dezember erließ die Stadtentwicklungsverwaltung den Planfeststellungsbeschluss und damit das Baurecht. Dagegen gibt es eine Sammelklage von 15 Klägern sowie drei Einzelklagen beim Bundesverwaltungsgericht. Entschieden werden soll Anfang 2012. In einer Eilentscheidung hat das Gericht zunächst die Aufnahme der Arbeiten untersagt, was durchaus üblich ist.
DIE KOSTEN
Die Arbeiten an der nur 3,2 Kilometer langen Strecke sollen etwa 364 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen 56 Millionen Euro für den Kauf von Grundstücken, so dass die Gesamtkosten mit rund 420 Millionen Euro veranschlagt sind. Kritiker bezeichnen den Abschnitt deshalb als die teuerste jemals in Deutschland gebaute Autobahn. Der Senat verweist darauf, dass Stadtautobahnen grundsätzlich teurer seien als Anlagen außerhalb von Orten. Vor allem die Kosten für den Lärmschutz seien höher, hinzu kämen die deutlich höheren Aufwendungen für sogenannte Ausgleichsmaßnahmen. Baulich aufwändig ist ein 400 Meter langer Tunnelabschnitt und wegen des Grundwassers auch die Troglage der übrigen Trasse. Neben mehreren Straßen, unter anderem die Sonnenallee und die Kiefholzstraße, müssen auch zweimal Bahngleise unterquert werden. Hinzu kommt der Abriss von vier Wohnhäusern. Zum Vergleich: Der Bau der 10,5 Kilometer langen A 113 entlang des Teltowkanals bis zur Stadtgrenze hat 294 Millionen Euro gekostet.
DIE AUSGABEN
Die Stadtentwicklungsverwaltung hat nach ihren Angaben bisher 8,5 Millionen Euro in die Planung gesteckt, die Aufgabe des Landes ist. Für 17,4 Millionen Euro sind schon Grundstücke gekauft worden, auch Kleingärten, deren Besitzer die Parzellen bereits geräumt haben. Und für den 17. Abschnitt, der noch nicht genehmigt ist, gibt es am Ostkreuz Bauaufträge für 16,5 Millionen Euro, um dort während des derzeitigen Umbaus Vorleistungen für den später geplanten Autobahn-Bau zu schaffen. Bei einem Bauverzicht würde der Bund die bisher von ihm aufgebrachten Kosten für den Grunderwerb und die Vorratsbauten wahrscheinlich zurückfordern.
PRO
Die Stadtentwicklungsverwaltung will die östlichen Bezirke besser an den mittleren Stadtring A 100 und über das Dreieck Neukölln mit der A 113, die zum Flughafen in Schönefeld führt, verbinden. Zudem will man den Verkehr auf der Autobahn bündeln, wodurch Wohnstraßen entlastet werden sollen. Durch den Bau des 16. Abschnitts wären nach den Berechnungen 45 000 Anwohner betroffen: 70 Prozent davon würden entlastet, 30 Prozent jedoch zusätzlich belastet. Mit dem Bau des 17. Abschnitts wären demnach insgesamt 100 000 Menschen betroffen: 80 Prozent von ihnen würden entlastet, 20 Prozent zusätzlich belastet.
CONTRA
Kritiker befürchten, dass es in Treptow zum Dauerstau kommt; vor allem im Bereich der Elsenbrücke. Autofahrer würden dann die Autobahn meiden und sich Schleichwege auch durch Wohnstraßen suchen. Diese würden dann nicht ent-, sondern zusätzlich belastet. Dabei berufen sich die Gegner des Autobahn-Baus, zu denen auch der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit Bürgermeister Franz Schulz (Grüne) gehört, auf entsprechende Gutachten. Die Senatsplaner sehen dagegen keine Dauerstaugefahr.
DIE ZUKUNFT
Sollte es jetzt zum Bau kommen, dürfte der Streit um den 17. Abschnitt noch heftiger werden. Er würde in Friedrichshain auch durch dicht bebaute Gebiete führen. Deshalb wollen die Planer die Autobahn zum größten Teil in einen Tunnel legen, wofür am Ostkreuz bereits die Vorarbeiten erfolgen sollen. Der drei Kilometer lange Abschnitt würde deshalb auch wieder sehr teuer werden. Die Kosten sind noch nicht ermittelt. Nur mit dem 17. Abschnitt erreicht der Weiterbau der A 113 aber seine volle Wirkung.
DIE TVO
Die sogenannte Tangentiale Verbindung Ost (TVO), die als Stadtstraße den Straßenzug Alt-Frankfurter Allee in Marzahn entlang der Trasse des Außenrings der Bahn mit Köpenick verbinden würde, ist für die Planer kein Ersatz für den Bau der Autobahn. Die TVO wirke sich nur örtlich aus. Auf den Bau haben sich die SPD und die Grünen bereits geeinigt.