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Die von Flüchtlingen besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg vor zwei Jahren. Will der Senat solche Bilder verhindern, muss er schnell Unterkünfte bauen.
© Maurizio Gambarini/dpa

Profit mit Flüchtlingsunterkünften: Das Wesen unserer Gesellschaft

In Berlin können Asylbewerber kaum noch angemessen untergebracht werden - ist der Staat erst einmal überfordert, profitieren eifrige Privatunternehmer. Ein Kommentar.

Ein paar Zimmer müsste man zu vermieten haben. Dazu noch das, was einige wohlwollend Hemdsärmeligkeit nennen und andere Skrupellosigkeit. Und schon lassen sich tausende Euro im Monat verdienen. Angesichts fehlender Heime bekommen Flüchtlinge in Berlin bis zu 50 Euro pro Tag als Gutschein, damit sie eine Unterkunft bezahlen können. Einige Hostels haben ihre Zimmer sofort mit Betten vollgestellt – mehr Menschen auf weniger Platz bedeutet mehr Gewinn.

Andere bringen Familien in Mietwohnungen unter: Wer fünf Menschen einen Schlafplatz bietet, kann so bis zu 250 Euro am Tag beim Amt abrechnen – also 7500 Euro im Monat. So viel kostet keine Berliner Wohnung, selbst am Gendarmenmarkt nicht.

Knappes Angebot = hoher Preis

Doch der Senat muss das vorerst bezahlen. Warum? Weil er über Jahre seine Behörden ausgedünnt und seine Immobilien verkauft hat – und nun, da er Personal und Räume braucht, die Kontrolle zu verlieren droht. Die neuen Wohncontainer reichen nicht, die festen Modulbauten werden frühestens 2016 fertig. Dass sich einige diesen Engpass – im Marktdeutsch: die Angebotsknappheit – zunutze machen, liegt im Wesen unser Gesellschaftsordnung. Und die dürfte der Senat gekannt haben.

Hannes Heine

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