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Plan B für BER? Für den Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup kommt eine Teileröffnung nicht in Frage.
© Ralf Hirschberger/dpa

Flughafenchef zum "Plan B" für den BER: "Das verfluchte Terminal endlich fertig bauen"

Flughafenchef Lütke Daldrup ist sich sicher: Eine BER-Eröffnung ohne das Hauptgebäude wäre unternehmerischer Selbstmord.

Diesmal muss es ja klappen. Schließlich würde Berlins Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup sogar darauf wetten, dass der BER nach sechs geplatzten Terminen wirklich im Oktober 2020 eröffnet. „Wir können gern eine Kiste guten Wein riskieren, wenn Sie dazu bereit sind!“, antwortete Lütke Daldrup, als ihn Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer herausforderte – aber dann doch zurückzog. Er werde „nicht dagegenhalten, „schon gar nicht eine ganze Kiste. Aber wenn es im Oktober 2020 gelingt, schicke ich Ihnen eine wunderbare Flasche Wein!“ Heiterkeit.

Mal kein Kreuzverhör

Der Vortrag von Lütke Daldrup, der am Montagmorgen Gast beim traditionellen wirtschaftspolitischen Frühstück der IHK im Ludwig-Erhard-Haus war, hat bei Eder und anderen rund 200 Gästen seine Wirkung nicht verfehlt. Während der Flughafenchef dieser Tage im Abgeordnetenhaus oder im Brandenburger Landtag ins Kreuzverhör genommen wird, das Misstrauen der Politik kaum größer sein könnte, war der IHK-Auftritt Balsam. Niemand äußerte Zweifel am Eröffnungstermin. Niemand fragte, wieviel Steuergeld er jetzt noch braucht. Es ist aktuell seine größte Baustelle.

Eine Summe nannte auch Lütke Daldrup nicht. Er sprach von der „Gesamtfinanzierung“, die nun wieder gesichert werden müsse. Allein die Verzögerungskosten der BER-Baustelle bezifferte er auf 300 bis 400 Millionen Euro bis 2020. Hinzu kämen aber Finanzierungskosten, um fällige Zins- und Tilgungszahlungen für laufender BER-Kredite – ohne seit 2012 kalkulierte höhere BER-Einnahmen – aufbringen zu können.

Was mit dem "Plan B"?

Dafür ging Lütke Daldrup ausführlich auf die Forderung nach einem, wie er sagte, „Plan B für den BER“ ein, auf Stimmen, „Tegel ganz oder teilweise offen zu halten“, den „Standort in Schönefeld aufzugeben und einen neuen zu suchen“ oder „das Terminal aufzugeben und Blechkisten drumrumzubauen“. Allem erteilte er eine kategorische Absage. „Jede Überlegung, den BER ohne das Fluggastterminal an den Start zu bringen, ist unternehmerischer Selbstmord“, sagte er. „Es gibt keine vernünftige Alternative zur Fertigstellung des Terminals.“ Sonst würden „systematisch neue und größere Risiken erzeugt“, „bauliche, finanzielle und genehmigungstechnische Herausforderungen um ein Vielfaches vergrößert.“ Da helfe auch kein Zurückweichen vor öffentlichem Druck, warnte er.

Die Rolltreppen aus dem Bahnhof führen ins Terminal

Der BER-Chef verwies auf rund 2,8 Milliarden Euro, die inzwischen in das einst für rund eine Milliarde Euro geplante Terminal geflossen seien. „Dann müsste man gut drei Milliarden Euro abschreiben.“ Und die Bürgschaften der öffentlichen Hand würden fällig. Hinzu komme, dass es am BER gar nicht genügend Flächen gebe, um für rund 27 Millionen Passagiere einfache Blech-Terminals zu bauen. „Und man hätte alle Flächen für das Wachstum auf 55 Millionen Passagiere in den nächsten zwanzig Jahren zugebaut.“ Sein drittes Gegenargument ist die Erreichbarkeit. Ohne BER-Terminal könne auch der unterirdische Flughafenbahnhof – die Rolltreppen führen ins Terminal – nicht einfach in Betrieb gehen. „Im schlimmsten Fall müssten Passagiere vom Bahnhof Schönefeld mit Bussen zum BER gekarrt werden.“

Extrem gegengecheckt

Auch da folgte ihm das Publikum. Die Fertigstellung des BER habe „oberste Priorität“, versicherte Lütke Daldrup. Der Termin 2020 selbst sei verlässlich, realistisch, extrem gegengecheckt. Dass es auf der Baustelle neue Verzögerungen gibt, sich das Bauende auf den Jahreswechsel 2018/2019 hinausschiebt, erwähnte er nicht. „Auch wenn ich den unbeliebtesten Vorstandsjob der Stadt habe, hilft kein Weglaufen oder Rummeckern“, sagte er. Nötig sei seriöse Arbeit, „das verfluchte Terminal endlich fertig zu bauen“. Er wisse, dass man mit dem Oktober 2020 „die Geduld der Menschen in der Region, unserer Gesellschafter und auch der Wirtschaft“ strapaziere, aber „am Ende sind zweieinhalb Jahre Stress für alle Beteiligten besser zu ertragen als eine neue Terminverschiebung“. Es gebe für diesen „Havariebau“ keine schnellen Lösungen. „Es bleibt ein täglicher Kampf auf der Baustelle.“

Am Ende gab es freundlichen Applaus, und ein Lob von IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. „Wer, wenn nicht unser Gast, schafft es, den Flughafen 2020 auf die Rampe zu bringen?“ Das tat Lütke Daldrup gut. Thorsten Metzner

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