Schlusspunkt für Kunsthaus in Mitte: Das Tacheles ist endgültig geräumt
Das Kunsthaus Tacheles, Szene- und Touristenattraktion in der Oranienburger Straße, ist am Morgen geräumt worden. Widerstand gab es nur noch symbolisch-künstlerisch. Die Künstler ziehen nach Neukölln.
In Berlin-Mitte wurde heute früh das Kunsthaus Tacheles geräumt. Der Gerichtsvollzieher war mit Polizisten vor Ort. Zu Krawall kam es aber nicht. Deshalb war auch das Kontingent der Beamten eher klein: Nur zwei Polizeiwagen fuhren vor, einer davon die Pressestelle.
Dagegen war der Medienandrang groß. Kurz nach acht bahnte sich der Gerichtsvollzieher seinen Weg durch die Kameraleute. 30 bis 40 der im Haus noch verbliebenen Künstler waren schon früh aktiv. Es gab Free Jazz auf dem Trottoir, aus den Fenstern flogen Bierdeckel, wohl als künstlerischer Akt des Widerstandes. Auf dem Boden lagen all die Unterschriftenlisten, die über die Jahre die Erhaltung der einstigen Szene- und jetzigen Touristenattraktion gefordert hatten.
"Das Tacheles ist weg, jetzt kann auch Wowereit weg", sagte ein Sprecher der Künstler. Der Regierende Bürgermeister habe das Kunsthaus nicht hinreichend unterstützt. "Einen schönen Tag noch."
Sehen Sie hier Bilder von der Räumung des Tacheles:
Damit endet die seit 1990 andauernde Geschichte des Kunsthauses Tacheles. Nach mehrjährigem Tauziehen haben die verbliebenen Besetzer die Schlüssel einem vom Eigentümer HSH Nordbank eingesetzten Zwangsverwalter übergeben. Die friedliche Übergabe hatte der Sprecher der Künstler bereits angekündigt. Die Ateliers würden am 14. September im Neuköllner Club „Cube“ in der Rollbergstraße neu eröffnen.
Das Haus war 1909 als Einkaufspassage errichtet worden. Später nutzten es über die Zeiten die Firma AEG, die NSDAP und der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund. Seit 1998 gehörte es einer Tochter der Fundus-Gruppe. Gläubiger ist die HSH Nordbank.
(mit dapd)