Neue Eistrends: Das sind die coolsten Eisdielen in Berlin
Eis ist nicht gleich Eis: Mittlerweile gibt es in Berlin viele Läden, die süßen, kühlen Schmelz mit dem gewissen Extra anbieten. Ein Überblick.
Jones Icecream: Waffeln, handgerollt
Das doppelte Waffeleisen wirkt wie ein Relikt aus dem Industriezeitalter, schön antik. Sein Innenleben macht ein besonderes Gittermuster. Der dünn verteilte Geheimrezept-Teig braucht nur eine gute Minute, ehe er als elastischer Fladen von Hand über einen Holzkegel zur Tüte gedreht werden kann und auf der Naht auskühlt. Eine leicht gebräunte, duftende Skulptur, die dicke Kugeln Eis aufnimmt. Mit ihrem zuckrig-buttrigen Aroma ein perfekter Begleiter zu jeder der 20 Sorten Eis, die sich die französische Patissière Gabrielle Jones einfallen lässt. Jede hat Dessertcharakter, lebt vom Kontrast: Cremigkeit und Stückchen, leichte Süße, sanfte Säure, etwas Salz. Und die Waffel adelt den Inhalt. Mittlerweile backt Gabrielle auch sechs Sorten große Cookies, auf die man Eis stapeln und samt Riesenkeks verdrücken kann. Gabrielle Jones entwirft eigene Rezepte. „Alles selbst gemacht“, sagt sie, „kein Pulver, keine Eier.“ Nie verwendet sie die gleiche Grundmasse, ihr Eis ist Handarbeit. Für „Fudge-Choco-Karamell-Peanuts“ wird der Karamell manuell unter die Eismasse gezogen, bis er Schlieren bildet. Selbst die Erdnüsse stecken im Karamellmantel. Bei „Applecrumble“ geben Haselnussstreusel einem Hauch Zimt und Spekulatius im sämigen Vanilleeis den Zähnen was zu beißen, und das selbst gekochte Kompott aus heimischen Äpfeln macht das Eis zur Spezialität. Das stylische Altbau-Café mit gläserner Küche betreiben die Patisseurin und ihr Partner, Restaurant-Fachmann Jan Diekmann, erst seit Sommer 2016. Zuvor waren sie ausschließlich im Foodtruck unterwegs. Der ist zusätzlich auf Tour, auf Märkten, bei Events – eine mobile Eisdiele. So, und jetzt zur Abkühlung ganz schnell einen kleinen Turm aus den Sorten Erdbeer-Buttermilch, Erdbeersorbet und obenauf Schlagsahne - nicht zu knapp.
- Jones Icecream, Goltzstr. 3, Schöneberg, jonesicecream.com
Nunzio: Eis und heiß
Der Lebensmittelfachmann Arne Seifried hatte immer ein Ziel: „Ich mach’ mal einen Eisladen auf.“ Glück, dass er nach seiner Rückkehr aus Brasilien seine Steglitzer Schulfreundin Franziska Flemming wiedertraf. Die sagte: „Ich back dir den passenden Kuchen dazu.“ Seit anderthalb Jahren gibt es das Café „Nunzio“ in einem ruhigen Seitenarm der Steglitzer Schlossstraße. Es bietet das ganze Jahr über, worauf die beiden sich spezialisiert haben: Eis und Kuchen eben. Das servieren sie solo, aber auch gern als Kombi. Eine von Franziskas fruchtig-warmen Crumblevariationen plus Arnes Pecannusseis. Herrlich vollmundiges Bananenbrot mit sämigem Vanilleeis. Ein dicker Chocolate-Chip-Cookie mit grünem, nussigem Pistazieneis. Oder als Flüssig-Kick einen Affogato: eine Portion Pistazieneis mit doppeltem Espresso - wow! Arne Seifried hat zwölf wechselnde cremig-leichte Milcheis- und Sorbetvarianten in der Vitrine und, seit es draußen sommerheiß ist, auch diverse Sorten Granitée. Franziska Flemming backt am liebsten Klassiker, die schmecken wie bei Mama, aber aus eigener Rezeptur stammen: Cheesecake mit Schoko-Keksboden, Sahnefrischkäse und Schmandtopping. Apfel-Walnuss-Karotten- oder Blaubeer-Zucchini-Kuchen und mehr. Das Café-Konzept ist kiezfreundlich, der Kaffee kommt von der Rösterei Ridders aus der Nachbarschaft, Erdbeeren und Honig von der Domäne Dahlem, Schokolade von Rausch. Für die Kaffee-Spezialitäten ist eine Barista zuständig. Wer eintritt, riecht schon, ehe er auf die Eistheke zusteuert, den frisch gebackenen Kuchen. Unwiderstehlich!
- Nunzio, Muthesiusstr. 1, Steglitz, nunzio.berlin
Woop Woop Icecream: à la minute
Wer den Eisladen in Mitte betritt, sieht: kein Eis, dafür eine Vitrine mit Zutaten und nach Bestellung einer von vier Sorten jede Menge Qualm. Bei Woop Woop wird Eis vor den Augen des Kunden im goldenen Kessel der Küchenmaschine zubereitet: frisch gemixt und schockgefroren mit minus 196 Grad kaltem flüssigen Stickstoff. Das Eis ist kompakter als das aus Eismaschinen, der Geschmack konzentriert, und die Show hat was. Stickstoff strömt durch eine dicke, silberne Leitung in den Kessel und entzieht den Zutaten Wärme, so bilden sich kaum Eiskristalle. „Cremiger kann Eis kaum sein“, sagt Philipp Niegisch. Bisher hatten der Betriebswirt und sein Geschäftspartner, der Physiker Boris König, ihr Stickstoffeis vom Foodtruck aus verkauft. Nun haben sie ihr erstes Geschäft eröffnet, der Standort auf Berlins junger Touri-Meile zwischen Hostels und Diners ist perfekt gewählt. Man kennt die beiden aus dem TV: Auf Vox stellten sie Investoren in der „Höhle der Löwen“ ihre Idee vor, im Pro-Sieben-Magazin „Galileo“ oder bei Stefan Raab, dem Niegisch als Gag Mettbrötchen-Eis servierte. Seit 2014 ist die kleine Start-up-Koalition auf Märkten und Events präsent. Niegisch tüftelt ständig an neuen Sorten, alle zwei Wochen wird die Karte aus drei Milcheis- und einer veganen Kreation gewechselt. Weiße Schokolade-Pistazie, Schokoeis mit Brownie, Zitroneneis mit Brausepralinen von Sawade, Rhabarber-Vanille-Sorbet – je eine Sorte pro Becher. Die Juni-Palette bietet zum Beispiel Vanille plus Popcorn, für Italien-Fans Espresso-Baileys plus Amarettini oder für den leichten Sommergenuss Pfirsich plus Riesling Sorbet. Und für den großen Eishunger: eine dicke Portion in einer Waffel, außen knusprig, innen weich, außen heiß, innen Eis.
-Woop Woop, Rosenthaler Str. 3, Mitte, woopwoopicecream.de
Tribeca Superfood: Gesunde Sache
Vergangenes Jahr eröffneten die Brüder Klaus und Frank Zinsmeister in Prenzlauer Berg ihre Eisdiele, nach mehrjähriger Probephase auf Events wie der Berlin Food Week und mit Verkauf in diversen besten Adressen wie dem Soho House oder dem Thai-Restaurant Kin Dee. „Gesundes Eis“, sagen sie. Klaus Zinsmeister kam auf den Gedanken, Speiseeis zu Superfood zu machen in seiner Zeit in Tribeca, New York. Ein Pop-up-Store-Experiment gab ihm recht: Hipster lieben die kleine, lässliche Eissünde, die leichter bekömmlich ist, aber voll sahnig schmeckt. Klaus Zinsmeister setzt auf alternative Zuckerarten wie Kokosblütenzucker, Agavendicksaft, Ahorn- und Reissirup. Sein Eis basiert auf Nuss- oder Hafermilch und Kokosöl, Soja kommt nicht vor. Neun saisonal wechselnde Sorten bietet er auch im neuen Geschäft. In seinem „Raw Chocolate Cookie“ kommt der Crunch von rohen und gerösteten Kakaobohnen. In Banana-Peanut stecken perfekt gereifte Früchte und leicht gesalzene Erdnüsse, im veganen Kokoseis fermentierter Joghurt aus Kokosmilch und frische Blaubeeren. Erhitzt wird maßvoll auf allenfalls 40 Grad. „Wir müssen ja keine Keime abtöten“, sagt Zinsmeister. Die neuen Sorten kann man auf Facebook verfolgen. Der aktuelle Renner, den es auch verpackt für Zuhause gibt, heißt "Peanut Butter Chocolate Chip". Und Sauerkirsche/Schokokeks, natürlich auch vegan mit Mandelmilch hergestellt, verleitet so schön dunkelrot sofort zum Losschlecken..
- Tribeca Superfood, Rykestraße 40, Prenzlauer Berg