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Das Märkischen Viertel in Berlin-Reinickendorf.
© Thilo Rückeis

Märkisches Viertel ohne U-Bahnstation: Das lange Warten auf den Anschluss

In Sachen U8 und Märkisches Viertel tut sich fast nichts – seit genau 25 Jahren. Eine Rekonstruktion.

Vor 25 Jahren erreichte die U-Bahn das Märkische Viertel – so richtig aber nicht. Am 24. September 1994 wurde die U8 im Norden verlängert, vier neue Stationen bis Wittenau; es war die letzte große Streckeneröffnung in Berlin. Es folgten einzelne Bahnhöfe (Hermannstraße und Pankow) und 2009 die Stummel-Linie 55 vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor.

Zehn Jahre lang hatte die BVG 600 Millionen Mark verbuddelt auf den 3589 Tunnel-Metern vom bisherigen Endbahnhof Paracelsus-Bad nach Wittenau. Der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen fertigte den ersten Zug ab und sprach dabei den Wunsch aus: „Nutzen Sie diese Bahn.“

Die Bürger haben sich nicht daran gehalten. Die Auslastung auf dem 1994 eröffneten Nordabschnitt ist so schlecht, dass die Züge vormittags und abends ab 20 Uhr nur alle 10 Minuten fahren. Die schlechte Auslastung war absehbar. Die Bewohner des Märkischen Viertels hatten seit der Übernahme der S-Bahn durch die BVG im Jahr 1984 einen Schnellbahnanschluss, wenn auch ebenfalls nur am Rande des Hochhausviertels.

Trotzdem setzte West-Berlin auch Ende der 80er-Jahre ausschließlich auf Beton, sprich U-Bahn-Tunnel. Obwohl die S-Bahn nun in Westregie fuhr, fand am 27. Februar 1985 der erste Rammschlag für die U8 statt. Verkehrsexperten wie der damalige grüne Abgeordnete Michael Cramer kritisierten dies schon damals.

Als Wittenau erreicht war, war das Geld alle in Berlin. Am Tag der Eröffnung musste es der damalige Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) den Bewohnern des Märkischen Viertels ins Gesicht sagen: Ein Weiterbau sei „nicht mehr sinnvoll“. Seit Ende der 60er-Jahre hatte die Politik den 50.000 Menschen im MV eine U-Bahn versprochen.

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Doch die fehlt bis heute in der 1963 bis 1974 entstandenen größten Hochhaussiedlung in Reinickendorf. Fast alle Bewohner sind auf den Bus angewiesen, um zum U- und S-Bahnhof Wittenau zu kommen. Die Verlängerung der bis 1977 an der Osloer Straße endenden U8 nach Norden war nur gestartet worden, um einmal das Märkische Viertel anzubinden.

Vor fast 50 Jahren, am 6. Mai 1970, titelte der Tagesspiegel: „1980 mit der U-Bahn in das Märkische Viertel“. Doch auch dieser Bausenator hatte zu viel versprochen. Die Trasse ist bis heute frei gehalten im Flächennutzungsplan. Knapp die Hälfte des zwei Kilometer langen Tunnels ins MV ist übrigens schon vorhanden.

"Fährt die U8 wieder?" Die Frage dürfte man sich wohl häufiger im Norden der Stadt stellen als in Neukölln.
"Fährt die U8 wieder?" Die Frage dürfte man sich wohl häufiger im Norden der Stadt stellen als in Neukölln.
© Thilo Rückeis

Immer wieder hatte es in den vergangenen Jahrzehnten Versuche gegeben, die U8 endlich ins MV zu bringen. Vor einigen Jahren war die SPD noch dafür, doch im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag Ende 2016 wurden alle U-Bahn-Projekte beerdigt.

2017 startete die CDU eine Initiative; 2018 setzte die SPD dann bei der grünen Verkehrsverwaltung „Machbarkeitsstudien“ für drei Verlängerungen durch. Und zwar für die U6 aufs Gelände des heutigen Flughafens Tegel, für die U7 nach Schönefeld oder weiter zum BER – und für die U8 ins Märkische Viertel. 2019 kam der Auftrag für das andere Ende der U7 hinzu, von Rathaus Spandau in die Großsiedlung Heerstraße Nord. Fertig ist bislang keine Studie.

[Am 12. Oktober öffnet im U-Bahn-Museum am U-Bahnhof Olympia-Stadion eine Ausstellung: „Eröffnung U8 zwischen Paracelsus-Bad und Wittenau“.]

In einem guten Jahr steht aber wieder eine Eröffnungsparty für eine U-Bahn an. Im Dezember 2020 soll die U5 von Alexanderplatz bis Brandenburger Tor verlängert werden und an die Stummellinie U55 anschließen. Die U5 wird dann von Hauptbahnhof bis Hönow fahren.

Es wird drei neue Stationen geben: Rotes Rathaus, Museumsinsel und den Umsteigebahnhof zur U6, Unter den Linden. Wie in den 80ern für die U8-Verlängerung wird auch auf der U5 zehn Jahre gebaut. Die Baukosten pro Kilometer haben sich allerdings im Vergleich zu früher verdreifacht. Unter den Linden wird derzeit mehr als eine halbe Milliarde Euro verbuddelt.

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