Guggenheim: „Das Lab ist für jeden offen“
Es war das Aufregerthema der vergangenen Wochen: das BMW Guggenheim Lab. Im Interview erzählt Maria Nicanor, Leiterin des Kuratorenteams, wann und wie das Lab seine Arbeit aufnimmt. Sie wirbt für die kostenlosen Veranstaltungen – und will über Polizeischutz eigentlich nicht mehr reden.
Frau Nicanor, wie laufen die Vorbereitungen für das BMW Guggenheim Lab?
Die Bauarbeiten kommen voran. Die eigentliche Lab-Konstruktion wird wahrscheinlich Ende Mai aufgebaut. Und auch das Programm nimmt Gestalt an. Vier Lab-Kuratoren teilen die Themen unter sich auf. Jeder hat acht Tage mit Veranstaltungen zu füllen. Dazu sprechen wir derzeit mit vielen unterschiedlichen Gruppen, mit Universitäten und einzelnen Akteuren.
Welche Berliner Gruppen und Akteure werden sich am Lab-Programm beteiligen?
Es ist zu früh, um Namen zu nennen. Aber ich kann versprechen, dass unterschiedlichste lokale Gruppen und Organisationen dabei sein werden, darunter auch aus der direkten Nachbarschaft hier im Prenzlauer Berg. Aber auch mit Gruppen und Akteuren aus Kreuzberg sind wir weiter in Kontakt und möchten sie unbedingt mit dabei haben.
Der Protest gegen das Guggenheim Lab in Bildern
Reden Sie auch mit den Lab-Gegnern?
Wir möchten mit jedem sprechen, auch mit Kritikern des Projekts. Und, ja, mit einigen von ihnen haben wir uns auch schon getroffen. Sie stellen uns viele Fragen, wir versuchen zu antworten. Das läuft gut. Einige allerdings wollen gar nicht mit uns reden. Das macht die Situation dann auch schwierig für uns.
Wollen Sie die Gegner auch ins Lab-Programm einbinden?
Ja, das versuchen wir. Wir wollen ja eine Diskussion. Und wir möchten, dass möglichst viele ihre Meinung einbringen können. In New York ist das gelungen. Dort gab es ebenfalls Proteste gegen Gentrifizierung. Eine Gruppe kam mit ihren Transparenten sogar ins Lab. Im weiteren Verlauf wurde der Sprecher der Gruppe dann unser größter Fan und beteiligte sich am Programm. Das Lab ist eine Plattform, die für jeden offen ist. Das wünschen wir uns auch für Berlin.
Die Polizei erklärt, sie werde sich am Schutz des Labs beteiligen. Schon jetzt steht regelmäßig ein Polizeitransporter vor dem Pfefferberg. Sie hatten erklärt, eine kulturelle Veranstaltung wie das Lab könne nicht unter Polizeischutz stattfinden. Deshalb wurde der Standort Kreuzberg wieder aufgegeben. Was ist jetzt anders?
Wenn jemand eine Präsentation im Lab macht, möchte ich nicht, dass die Besucher das Gefühl haben, sie sind von Polizei umringt. Wenn eine Baustelle oder ein Gebäude bewacht wird, ist das etwas anderes. Das machen die Behörden, egal, ob wir sie darum bitten oder nicht. Ich finde es schade und langsam ermüdend, dass so viel von diesen Dingen geredet wird. Das ist nicht im Sinne des Lab und gehört auch nicht zu meinem Job.
Dann lassen Sie uns über BMW reden.
Gerne, wenn es der Versachlichung der Debatte dient…
BMW steht im Fokus der Lab-Gegner. Sie finden, der Konzern sei wegen der umstrittenen Vergangenheit der Eigentümerfamilie Quandt der falsche Partner für das Lab. Was entgegnen Sie auf diese Kritik?
Dieses Thema wird in den Medien völlig überdreht. Nicht nur in den USA ist es absolut normal, einen Partner für Kulturprojekte zu haben. BMW sponsert auch andere Aktivitäten in Berlin, etwa die Berlinale. Warum steht ausgerechnet das Lab in der Kritik? Was ist der Grund dafür, dass ausgerechnet das Lab der Funke war, an dem sich die Diskussion um die Vergangenheit von BMW erneut entzündet hat? Für mich persönlich ist das wirklich schwer nachvollziehbar. Ich bin dankbar, dass mein Projekt finanziert ist.
Seite 2: So wird der Alltag im Guggenheim Lab
Die Gentrifizierungsdebatte wurde etwas verspätet auf die Lab-Agenda gesetzt. Bringt es denn etwas, nur darüber zu reden?
Das ist so nicht richtig. Gentrifizierung war immer als Thema vorgesehen. Es ist ein wichtiges Thema, über das viel Verwirrung herrscht und zu dem es viel Diskussionsbedarf gibt. Wir sind aber nicht hier, um das Problem zu lösen. Guggenheim ist ein Museum, da geht es um Bildung und die Schaffung von Aufmerksamkeit. Neben Filmen und Workshops wird es auch Aktivitäten außerhalb des Labs geben, etwa zum Radverkehr, zum Anlegen von Dachgärten und der Wasserqualität der Spree.
Video: Die Diskussion ums Guggenheim Lab
Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?
In New York hatten wir 56 000 Besucher vor Ort und eine halbe Million, die die Veranstaltungen online verfolgten. Ich weiß nicht, wie viele Menschen in Berlin kommen werden. Der Standort hier unterscheidet sich sehr stark von dem in New York.
Wird es ein großes Eröffnungsevent mit Prominenten geben?
Nein, wir fangen einfach an. Es ist ja ein abstraktes, seltsames Projekt, wenn ein Museum plötzlich auf die Straße geht und über das Leben in der Stadt redet. Das ist schwierig zu erklären. Wenn Leute vorbeikommen und sehen, was hier vorgeht, wird es einfacher sein.
Wird im Lab ständig etwas los sein?
Es wird zwei bis drei Veranstaltungen am Tag geben - mit Menschen aus der Nachbarschaft genauso wie mit renommierten Experten. Und alles, was die Entwicklung einer modernen Stadt betrifft, soll zur Sprache kommen. Außerdem starten vom Lab aus auch Touren, die durch die Stadt führen.
Welche berühmten Leute werden im Lab auftreten?
(Lachen) Im Beratungsausschuss des Lab gibt es sehr interessante Leute wie Daniel Barenboim. Wie gesagt: Es wird eine Mischung geben zwischen hochrangigen Experten und lokalen Akteuren. Alle Lab-Veranstaltungen sind übrigens kostenlos. Ich freue mich sehr darauf.