Überfall auf das KaDeWe: Das Kaufhaus war schon öfter das Ziel von Räubern
Schon wiederholt wurde das KaDeWe Ziel krimineller Attacken. Aber auch das ehemalige Hertie-Kaufhaus in Charlottenburg musste mal dran glauben.
Und wieder die Ansbacher Straße. Erneut eine kriminelle Attacke vom Wittenbergplatz aus, als wäre diese Gebäudeseite die Achillesferse des KaDeWe. Und ebenfalls wieder der Juwelier Christ, den es nun innerhalb von fünf Jahren zum zweiten Mal am selben Ort trifft. Wobei die Täter damals weitaus weniger rabiat vorgingen als diesmal: Kein Mensch wurde bedroht, alles lief zu nachtschlafener Zeit ab, mit einer Mischung aus Kaltblütigkeit und Professionalität, die rüdes Einschüchtern von Wachpersonal nicht nötig hatte.
Der Einbruch vom 25./26. Januar 2009, bei dem die Täter dem Juwelier Christ im Erdgeschoss des KaDeWe sogar zweimal einen Besuch abstatteten, gilt noch immer als eines der spektakulärsten Berliner Verbrechen in der jüngeren Vergangenheit. Gut möglich, dass man daraus einmal einen Film machen wird wie aus den Taten des berühmt-berüchtigten Einbrecher- und Brüderpaares Franz und Erich Sass in den zwanziger Jahren.
Die Täter hatten Leitern, Seil und Rucksäcke dabei
Mit einem Kleintransporter waren die vier Täter am Seiteneingang des Kaufhauses vorgefahren, versehen mit Klappleiter, Seil, Strickleiter, einigem Einbruchswerkzeug und Rucksäcken. Einer blieb im Wagen, die anderen gelangten per Leiter übers Vordach des Seiteneingangs zum dortigen Fenster, brachen es auf und verschwanden im Gebäude.
Mittlerweile maskiert, ließen sie sich, so rekonstruierten die Ermittler, im Innenhof zum Erdgeschoss hinab, gingen dabei mit äußerster Vorsicht und offenkundig präziser Kenntnis der Alarmanlagen und Bewegungsmelder des Hauses vor. Die noch extra durch Gitter und Panzerglas geschützten Verkaufsstände von Edelmarken wie Bulgari und Chopard ließen sie links liegen, bedienten sich nur bei Christ und dies nicht zu knapp: Es soll sich um eine Beute im Wert von vier Millionen Euro gehandelt haben.
Der Fall wurde nie aufgeklärt. Zwar hatte die Polizei aufgrund einer DNA-Spur an einem zurückgelassenen Handschuh bald die Zwillingsbrüder Hassan und Abbas O. aus dem niedersächsischen Rotenburg/Wümme im Visier. Sie mussten jedoch wieder freigelassen werden: Ihre DNA ist nahezu identisch, die Täterschaft war keinem der beiden exakt zuzuordnen.
Es war nicht die erste Fall von Schwerkriminalität, der sich das KaDeWe gegenübersah. Im März 1976 erbeuteten drei Bewaffnete von zwei Geldboten rund 2,2 Millionen Mark. Der Überfall hatte sich in einem Treppenhaus ereignet, über das man auf die Ansbacher Straße gelangt. Ohne Erfolg war ein Überfall auf die Hauptkasse des Kaufhauses im September 1975 geblieben: Die Täter hatten kein Geld vorgefunden. Im Juli 1994 drangen Einbrecher über ein Baugerüst ins Kaufhaus ein und erbeuteten Schmuck im Wert von mehreren 100 000 Mark.
Einer der Täter floh im Taxi
Fünf Jahre später, ebenfalls im Juli, wurden erneut zwei Geldkuriere im KaDeWe überfallen, die beiden bewaffneten und maskierten Täter hatten sie wiederum in einem Treppenhaus, diesmal an der Passauer Straße, erwartet. Einer der Täter floh im Taxi und wurde später von dessen Fahrer identifiziert und von der Polizei festgenommen. Auch der zweite Täter, sein jüngerer Bruder, konnte dingfest gemacht werden, ebenso ein Mitarbeiter des Geldtransportunternehmens, der Schmiere gestanden hatte. Fast die gesamte Beute von 750 000 Mark wurden sichergestellt. Im September 2008 schließlich stahlen zwei Einbrecher, die eine Schaufensterscheibe eingeschlagen hatten, aus der Auslage vier Uhren der Marke „Montblanc“.
Und dann war da auch noch ein gewisser "Dagobert", Arno Funke mit bürgerlichem Namen, der sich jahrelang als Kaufhauserpresser hervortat. Zuerst hatte er sich 1988 das KaDeWe vorgeknöpft, drohte mit einer Bombe, ließ auch eine explodieren, immerhin nachts. Es gab erheblichen Sachschaden,. 500 000 DM zahlte das Kaufhaus dem Erpresser. Einige Jahre später versuchte er es in mehreren Städten bei Karstadt, 1993 ging dabei auch in einer Berliner Filiale eine Bombe hoch. Ein Jahr später wurde Funke gefasst.
Berlins Unterwelt hat aber keine ausschließliche Vorliebe fürs KaDeWe, sondern bedient sich bei Gelegenheit auch in einem anderen Warenhaus. Und die Gelegenheit war günstig zu Himmelfahrt 1965: Die Queen war in der Stadt, deren Bevölkerung darüber ganz aus dem Häuschen geriet. Auch waren zu ihrem Schutz 600 Beamte abkommandiert, die anderswo fehlten. Diesmal traf es das Kaufhaus Hertie in der Wilmersdorfer Straße, in das die beiden Täter wiederum über ein Baugerüst einstiegen. Auch innen wurde gebaut, Werkzeug mussten die Einbrecher also nicht mal mitbringen. Mit einem Schneidbrenner wurde erst die Tür des Kassenraums, dann der Tresor geknackt: 470 000 Mark Lohngelder waren die Beute. Einige Monate zuvor hatten die Täter und ein dritter Mann, ihr Tippgeber, es schon einmal versucht. Das Trio wurde ermittelt und verurteilt, den Verbleib der Beute behielten sie für sich.
Andreas Conrad