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Sattes Grün? Von wegen. Dem Rasen vor dem Reichstag geht es schlecht.
© dpa

Verwahrloste Grünfläche vor dem Reichstag: Das hält kein Grashalm aus

Der Rasen vor dem Reichstag ist zur zertrampelten Wiese verkommen. Uns fehlt Geld, klagt der Bezirk. Nun regt sich Widerstand gegen die Tristesse.

Wer zum Reichstag will, muss durch die Wüste. Aus dem grünen Rasen vor dem Parlamentsgebäude ist eine hässliche braune Sandfläche geworden. Der Bundestagsabgeordnete Frank Steffel (CDU) aus Reinickendorf hat davon jetzt die Nase voll und fordert: „Der Vorgarten des Bundes darf nicht weiter verwahrlosen.“

Seit der befestigte Vorplatz des Reichstages aus Sorge vor Terroranschlägen abgesperrt wurde, konzentrieren sich die Touristenströme auf die Wiese. Erst wenn man die massiven Absperrungen zurücknähme, könnte die Belastung der Fläche reduziert werden, sagt Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU). „Um zumindest den ungezügelten und verbotenerweise stattfindenden Fahrradverkehr quer über die Wiese einzudämmen oder sogar ganz zu unterbinden, sollte der Wiesensaum an drei Seiten mit Tiergartengitter eingefasst werden.“

Situation hat sich weiter verschärft

Doch dazu fehlt das Geld. Bereits vor zwei Jahren hatte der Chef des bezirklichen Grünflächenamtes, Harald Büttner, darauf hingewiesen, dass Fernsehteams bei Kommentaren zur Hauptstadtpolitik als Kulisse zunehmend die Spree wählen. Zu unattraktiv war schon damals die Wüste vor dem Reichstag geworden. Bereits da fehlten dem Bezirk die Mittel für die Pflege nicht nur dieser Grünanlage. Inzwischen hat sich die Situation weiter verschärft. Wie schon im Vorjahr könne der Bezirk aufgrund einer Haushaltssperre nur Aufträge zur Erhaltung der Verkehrssicherheit erteilen, sagt Spallek.

„Um die Reichstagswiese sofort wieder in einen optimalen Pflegezustand zu versetzen, müssten circa 50 000 Euro für die Rasenregeneration und 10 000 Euro für den bald anstehenden Schnitt der Hecke aufgewendet werden.“ Neben einer neuen Ansaat wären laut Spallek unter anderem 1000 Quadratmeter Rollrasen und 50 Kubikmeter Oberboden nötig. Ein aktuelles Angebot aus einer Ausschreibung liege vor, doch ein Auftrag könne nicht erteilt werden. Weitere 20 000 Euro im Jahr würde die Pflege kosten.

Kein schöner Anblick für Besucher

„Es ist kein schöner Anblick, den wir Millionen Besuchern Jahr für Jahr bieten“, klagt der Bundestagsabgeordnete Steffel. Er regt einen Runden Tisch mit Verantwortlichen des Bundes, Berlins und des Bezirks Mitte an: „Es müssen verschiedene Lösungsansätze geprüft werden. Die Wiese ist die Visitenkarte des meistbesuchten Parlaments der Welt und kein Trampelpfad.“

Steffel sieht drei Möglichkeiten: Entweder unterstützt der Bund den Bezirk finanziell, oder er übernimmt die Wiese einschließlich der Pflegekosten in eigene Regie. Eine weitere Option sei die Finanzierung des Rasens durch Sponsoren, eine Variante, die Carsten Spallek für „nicht so verbindlich und nachhaltig“ hält. „Wir hatten uns in der Vergangenheit selber erfolglos um Sponsoren bemüht.“ Diese würden zudem in der Regel eine Gegenleistung, etwa in Form von Werbung, verlangen.

Grundsätzlich zeigte sich Spallek erfreut über die Initiative seines Parteifreunds Steffel, zumal der Bezirk sich bereits selbst vergeblich um Unterstützung bemüht hatte. Sie sei von der Bundestagsverwaltung aber abgelehnt worden. Der Stadtrat kann sich eine Übernahme der Fläche ins Bundesvermögen ebenso vorstellen wie eine dauerhafte finanzielle Unterstützung bei der Unterhaltung der Wiese.

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