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Wer sein Rad liebt... Untersagt ist es nicht, sich mit dem Fahrrad in die derzeit überfüllten Züge zu quetschen.
© Hannibal Hanschke /dpa

Debatte um Radmitnahme im ÖPNV: Darf das Fahrrad mit in die Bahn?

Die Fahrradmitnahme im Nahverkehr bleibt umstritten. Vor allem in vollbesetzten Zügen sorgen Fahrräder oft für Ärger. Die Verkehrsbetriebe haben da eine klare Haltung.

Mit oder ohne? Die Fahrradmitnahme im Nahverkehr bleibt umstritten. Vor allem in bereits gut besetzten Zügen gibt es meist zumindest böse Blicke, wenn ein Radler noch versucht, sein Gefährt hineinzuschieben – nicht nur jetzt während des Streiks bei der Bahn. Die Verkehrsbetriebe denken aber nicht daran, die großzügigen Mitnahme-Regelungen zu ändern. Auch das Wiedereinführen einer Sperrfrist sei nicht vorgesehen, teilten die BVG, die Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg unisono mit.

Klar ist aber auch: Es gibt keinen Anspruch auf die Mitnahme eines Fahrrads – auch wenn man eine Fahrradkarte in der Tasche hat. Vorfahrt in den Mehrzweckabteilen haben zudem Kinderwagen und Rollstuhlfahrer. Ihnen muss ein Fahrradfahrer auch Platz machen und eventuell aussteigen, wenn er schon im Zug ist und Fahrgäste mit Kinderwagen oder Rollstuhl zusteigen wollen. Im Konfliktfall sollen die Fahrer oder das Zugpersonal eingreifen.

Das Fahrrad kriegt nicht meinen Platz

Am einfachsten ist die Mitnahme in den Regionalzügen mit ihren Mehrzweckabteilen. So weit die Theorie. In der Praxis stehen vor allem im Sommer häufig so viele Radler auf den Bahnsteigen, dass gar nicht alle Räder einen Platz im Zug finden. Vor allem die Züge Richtung Ostsee sind häufig überfüllt. Fahrgäste ohne Rad sind häufig nicht bereit, ihre besetzten Plätze in den Mehrzweckabteilen aufzugeben. Eine verbesserte Beschilderung solle hier helfen, sagte VBB-Sprecherin Brigitta Köttel.

Der VBB hat schon reagiert und der Bahn vorgeschrieben, auf den Linien RE 3 (Stralsund/Schwedt–Elsterwerda) und RE 5 (Rostock/Stralsund–Wittenberg/Falkenberg) einen zusätzlichen Wagen mit Platz nur für Fahrräder einzusetzen. Allerdings hat es Lieferverzögerungen gegeben, sodass noch nicht alle Züge mit dem Fahrradwagen unterwegs sind. Zur Hochsaison im Sommer sollen sie aber im Einsatz sein.

Die S-Bahn, in deren Fahrzeugen es auch relativ viel Platz für das Abstellen von Fahrrädern gibt, hatte vor Jahren begonnen, die Mehrzweckabteile in ihren 500 Doppelwagen der Baureihe 481 umzubauen. Durch den Ausbau der Klappsitze wollte man zusätzlichen Platz schaffen und Konflikte mit anderen Fahrgäste vermeiden, die jetzt noch oft die Sitze blockieren. Es gab sogar eine Lösung, um auf die störende Haltestange verzichten zu können. Die große Krise 2009 hat den Umbau jedoch gestoppt; und auch jetzt habe die S-Bahn andere Sorgen als den Umbau ihrer Züge, sagte ein Sprecher.

Fahrradzug wenig genutzt

Vor Jahren hatte die S-Bahn sogar einen speziellen Fahrradzug aus der Innenstadt nach Wannsee eingesetzt; die Nachfrage war jedoch bescheiden, der Zug hielt sich nicht lange. Auch Fahrradfahrer wollen offenbar flexibel bleiben und sich nicht nach dem starren Fahrplan eines einzelnen Zuges richten.

Problematischer ist es bei der U-Bahn, deren Züge schmaler sind als die rund drei Meter breiten S-Bahnen. Im sogenannten Großprofilnetz mit den Linien U 5 bis U 9 finden Fahrräder in den 2,65 Meter breiten Zügen in der Regel Platz in den gekennzeichneten Bereichen. Eng wird es dagegen im Kleinprofil mit den Linien U 1 bis U 4; hier sind die Züge nur 2,30 oder 2,40 Meter breit. Stehen zwei Räder nebeneinander, ist es für andere Fahrgäste häufig schwer, überhaupt noch an die Tür zu kommen. Und auch auf den Treppenanlagen kann ein getragenes Rad zu Ärger führen, wenn es andere Fahrgäste streift. Anträge, Reinigungskosten wegen verschmutzter Kleidung erstattet zu bekommen, gebe es aber kaum, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Die Möglichkeit bietet die BVG an.

Lieber ist es aber auch den Verkehrsbetrieben, wenn die Räder an Bahnhöfen abgestellt werden. Allerdings sind die Anlagen häufig überfüllt. Und die Bahn rät, sich vielleicht doch lieber am Zielort, vor allem an der Ostsee, ein Fahrrad zu mieten. Das Angebot sei groß.

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