Berlin: Daimler musste nachzahlen
Der Verkauf des Potsdamer Platzes stürzte den Senat 1990 in eine Krise
Es war der umstrittenste Grundstückshandel nach der Wende. Beinahe wäre an dem Verkauf des Potsdamer-Platz-Areals an die damalige Daimler Benz AG die seinerzeit regierende rot-grüne Koalition unter Walter Momper geplatzt. „Was der Senat heute bei dem jetzigen Verkauf an Grundsteuer erzielen kann, steht in keinem Verhältnis zu dem, auf was er damals verzichtet hat“, sagt Michael Cramer, heute Europa-Abgeordneter der Bündnisgrünen, damals Verkehrsexperte der Alternativen Liste (AL), wie die Berliner Grünen seinerzeit hießen. „Es war ein Geschenk.“
Am Freitag hatte der Daimler-Konzern bekannt gegeben, dass er sich von seinen Immobilien am Potsdamer Platz trennen werde und diese an die schwedische Immobilien-Bank SEB verkauft habe. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. In der Branche gilt ein Preis von deutlich mehr als einer Milliarde Euro für möglich. Laut Bernd Köppl, seinerzeit für die AL im Hauptausschuss, erhoffte sich der Senat durch den günstigen Verkauf an Daimler eine Sogwirkung, dass weitere Großkonzerne in die Stadt kämen. Diese sei aber nicht eingetreten. „So hat das Land, wie immer bei solchen Geschäften, zum Schluss draufgezahlt“, sagt Köppl. Der Konzern, der günstig kaufen konnte, mache nun den Gewinn.
Für 47,485 Millionen Euro hatte Daimler-Benz im Juli 1990 das Grundstück von 61 710 Quadratmetern erworben. Ein Schnäppchen, wie die Politiker der AL erbittert kritisierten, die SPD wolle ein Grundstück zu einem Quadratmeterpreis von 770 Euro verscherbeln. Die Umweltsenatorin Michaele Schreyer wäre beinahe zurückgetreten. Die EU-Kommission überprüfte den Verkauf. Zwei Jahre später zahlte der Konzern 33,8 Millionen Euro nach. Den ursprünglichen Kaufpreis hielten Wettbewerbshüter für rechtswidrig, sie errechneten einen Verkehrswert von 91,9 Millionen Euro. Preismindernd wurde dem Konzern zugutegehalten, dass er sich bereit erklärt hatte, noch ein angrenzendes Gelände zu erwerben und in die Planungen einzubeziehen. Auch der Landesrechnungshof schaute kritisch hin. Denn in den Akten der Senatsbauverwaltung hatten die Finanzprüfer einen Vermerk vom April 1990 gefunden, aus dem hervorging, dass Daimler „auf einem Kaufpreis von höchstens 1500 DM (767 Euro) beharrte und Berlin dann, um ein Scheitern der Verhandlungen zu vermeiden, ein Angebot von 1505 DM machte“.
Schon bald verstummten jedoch die Kritiker, auf dem Platz entstanden 19 Gebäude mit einer Fläche von 260 000 Quadratmetern. Zwei Milliarden Euro investierte der Konzern, knapp 1,4 Milliarden Euro davon waren reine Baukosten. Zum Komplex gehören das Musical-Theater, das Cinemaxx-Kino, die Passagen, das Grand Hyatt. sik
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