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Baden gehen. Ende September ist Sänger Max Raabe fürs Foto in die Havel gestiegen. Die von links passierende Ente fand den feuchten Herren im Smoking offensichtlich trotz seiner ungerührten Miene interessant.
© Promo

Neues Album von Max Raabe und Annette Humpe: Dadaisten im Wasser

Oops, sie haben es wieder getan: Vor zwei Jahren erschien das erste Album "Küssen kann man nicht alleine". Jetzt sind Max Raabe und Annette Humpe erneut ins Studio gegangen. "Für Frauen ist das kein Problem" erscheint im Januar.

Hier eine kleine Episode aus dem Leben des Sängers Max Raabe: Mittwochabend, Soho-Haus, Mitte. Ein korrekt mit schwarzem Anzug und Krawatte bekleideter, aber seltsam kauzig wirkender Mann betritt den Salon, steuert auf Raabe los und legt seine BVG-Karte auf den Tisch. Er und seine Familie fänden den Sänger wunderbar, stammelt er und erbittet überartig ein Autogramm. Raabe verschmäht den mickerigen Fahrschein und klaubt stattdessen die Menükarte zum Beschriften vom Tisch. Der steife Herr macht einen Diener und eilt davon. „Ja, so ist das“, kommentiert Raabe die kuriose Szene, „genauso wie beim Entenfoto – mir glaubt immer keiner, dass das so ist, aber genau so ist es.“ Dada-Erlebnisse eines Stoikers.

Besagtes Entenfoto, das tatsächlich genauso und ohne Photoshop entstanden ist, schmückt das neue Album von Max Raabe und Annette Humpe. „Für Frauen ist das kein Problem“ erscheint zwar erst am 18. Januar bei Universal Music, jetzt fand aber schon mal eine Hörpremiere mit den Künstlern statt. Für das Cover ist Raabe buchstäblich baden gegangen. Im Smoking, in der Havel, irgendwann Ende September. Wellen lecken an seiner Schulter, sein Blick ist amüsiert und stoisch, von links passiert eine Ente. „Eigentlich waren sogar drei anwesend.“ Und natürlich das Palast-Orchester, der ständige Begleiter des in aller Welt bekannten Crooners. Mit den neuen Songs von Raabe und Humpe hat die Badeszene natürlich nicht die Bohne zu tun. „Ich wollte mal im Smoking ins Wasser gehen und so tun, als sei nichts“, lautet Raabes Erklärung, die so beiläufig komisch wie eine ihrer Liederzeilen klingt.

„Ich bin nur gut, wenn keiner guckt“, „Am Ende kommt immer der Schluss“ oder das titelgebende „Für Frauen ist das kein Problem“ sind drei von 13 neuen Songs, die die zwei seit Jahrzehnten die deutsche Musik prägenden Stars zwei Jahre nach dem mit Platin dekorierten Erstling „Küssen kann man nicht alleine“ herausbringen. Gemeinsam getextet und wieder produziert und arrangiert von Raabes Pianisten Christoph Israel in dessen Studio in Prenzlauer Berg. Diesmal habe man noch stärker mit Klangfarben experimentiert, sagt Israel. Und in der Tat schlägt die Frischzellenkur, die die Popmusikerin Humpe dem gern im musealen Sound der 20er und 30er schwelgenden Raabe verabreicht, jetzt erst richtig durch. „Für Frauen ist das kein Problem“ hat denselben Witz und dieselbe Melancholie, aber deutlich mehr Drive.

Vor zwei Jahren sei das noch mehr das Prinzip „Trial and Error“ gewesen, sagt Humpe, die ziemlich stolz darauf ist, Platin für ein fast ohne Schlagzeug auskommendes Album bekommen zu haben. „Weil es so gegen die Chart-Hörgewohnheiten ist.“ Vor Max Raabe hat sie noch nie mit einem klassisch ausgebildeten Sänger gearbeitet. Er folge strengen musikalischen Regeln und sei ihr zuerst viel fremder gewesen als Popmusiker, die sich sofort mit jedem verbrüdern. Das ist bei Raabe so schwer vorstellbar wie bei der bühnenscheuen Humpe das Konzertegeben. Im November 2013 müssen Tenor und Palast-Orchester im Admiralspalast wieder alleine ran.

Gunda Bartels

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