Wirtschaftsspionage in der Region: Cyberattacken auf mittelständische Firmen
Auch mittelständische Firmen in Brandenburg sind das Ziel von Wirtschaftsspionage. Dahinter stecken ausländische Dienste - und eigene Mitarbeiter
Cyberattacken und Wirtschaftsspionage durch Nachrichtendienste etwa Russlands und Chinas machen um Brandenburg keinen Bogen. „Es sind teils maßgeschneiderte elektronische Angriffe. Und die Operationen werden immer besser“, warnte Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz am Montag in Potsdam zum Auftakt der „Roadshow Wirtschaftsschutz“.
Dahinter verbirgt sich eine neue gemeinsame Veranstaltungsreihe von Bundesamt, Brandenburgs Investitionsbank (ILB) und dem Potsdamer Innenministerium. Ziel ist es, vor allem mittelständische Firmen aufzuklären, die immer häufiger Angriffsziel von Wirtschaftsspionage und Cyberattacken werden, aber sich bislang ungenügend dagegen wappnen.
Weitere Veranstaltungen dieser Art sollen laut Maaßen in anderen Bundesländern folgen. „Die Firmen müssen jeden Zentimeter ihrer Außenhaut schützen.“ So sei in Russland oder China Wirtschaftsspionage expliziter Auftrag der Nachrichtendienste. Wer nach China reise, dem sollte etwa bewusst sein, dass die dortigen Geheimdienste jedes Smartphone auslesen können. Und eine Besonderheit Russlands sei „die Zusammenarbeit zwischen den Diensten und dem kriminellen Hackermilieu.“
Spionage auch durch Mitarbeiter
Wie ILB-Vorstandschef Tillmann Stenger sagte, registrierte Brandenburgs Landeskriminalamt im vorigen Jahr 837 Fälle von Cyberkriminalität. Der Verfassungsschutz ist auf dem Plan, wenn ausländische Dienste im Spiel sind. Man sei voriges Jahr mit rund 20 Fällen befasst gewesen, sagte Mario Fassbender, beim Brandenburger Verfassungsschutz für Wirtschaftsschutz zuständig.
Betroffene Branchen seien etwa Autoindustrie und Maschinenbau, aber auch Banken, Finanzdienstleister und der IT–Sektor. In Deutschland ist besonders die mittelständische Wirtschaft ein Ausspähziel, sagte Brandenburgs Innenminister Karl Heinz Schröter (SPD). Und zwar speziell „Hidden Champions“, also mittelständische Firmen, die in ihrem Feld zur Weltspitze zählen. Von denen gebe es nach einer Studie in Deutschland 1223, in Großbritannien 67, Frankreich 75, Italien 76, Russland 14. Brandenburg habe drei davon, etwa die auf selbstklebende Folien spezialisierte Oranienburger Firma Orafol oder auch den Papierhersteller Leipa in Schwedt.
Spionagegefahr droht nicht nur virtuell, sondern auch von innen, etwa durch von Diensten angeworbene frustrierte oder gekaufte Mitarbeiter, sagte Fassbender. Wie schnell ein System gehackt werden kann, illustrierte der Verfassungsschützer mit einem Beispiel: „Lassen Sie einen Stick in der Kantine oder der Toilette liegen. Einer wird ihn sicher in den Rechner stecken.“