Berlin: Cuvry-Camper wollen Brache verteidigen
Eine Bürgerversammlung zur umstrittenen Kreuzberger Freifläche endet am Donnerstagabend im Tumult
Berlin - Es gibt Gegenden in Berlin, da ist man gerade auf Investoren nicht besonders gut zu sprechen. In manchen Teilen von Kreuzberg ist das der Fall, daher fand die Bürgerversammlung zur Zukunft der Cuvry-Brache unter Polizeischutz statt. Im Zirkus Cabuwazi am Spreewaldplatz stellten die Investoren am Donnerstag ihre Bebauungspläne für das seit Jahren umkämpfte Cuvry-Grundstück am Spreeufer vor. Beistand bekamen sie von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Nach einer Stunde endet die Veranstaltung in wüsten Tumulten. „Scheiß-Cuvryhöfe“ und „Haut ab“ schrien die Brachen-Bewohner und Anwohner aus dem Kiez, die in großer Zahl zu dem Info-Abend gekommen waren. Auf dem Podium rang Investor Artur Süsskind um Fassung.
Die Cuvry-Ecke ist eine der letzten großen Freiflächen am Spreeufer. Im Moment campieren dort Punks und andere Alternative in Zelten und Bretterbuden. Touristen kommen und machen Fotos von den riesigen Graffiti an den benachbarten Häuserwänden. Doch nun soll das Areal mit 250 Wohnungen, einer Kita und einem Supermarkt bebaut werden. Die Freifläche der „Cuvry-Höfe“ wird sich dann auf einen Grünstreifen am Wasser beschränken. Das wollen viele Kiez-Bewohner nicht hinnehmen.
Bis in die 90er Jahre reichen die Pläne zurück, das Areal zu bebauen. Eigentlich sollten ein Fünf-Sterne-Hotel und Büros errichtet werden, das Vorhaben wurde aber nie realisiert. Bis 1998 nutzte der Freizeitclub Yaam das Grundstück, bis er auf Drängen der Investoren weichen musste. Doch auch danach blieb die Cuvry-Brache ein Biotop für Alternativkultur. Heftige Proteste veranlassten 2012 das Guggenheim Lab, seine Zelte nicht auf dem Gelände aufzuschlagen. Stattdessen wurde ein Bretterverschlag errichtet und zum „Räuber-Lab“ erklärt.
Investor Süsskind will als Zeichen des Entgegenkommens zehn Prozent der geplanten Wohnungen mietpreisgebunden anbieten. Aber im Zirkus Cabuwazi wurde er ausgebuht. Die Cuvry-Bewohner wollen ihre Brache behalten, sie lehnen jede Bebauung ab. „Wir werden Euch nicht in Ruhe bauen lassen“, sagte Sascha Kelch, der seit einem halben Jahr auf der Brache wohnt. Das Cuvry-Areal sei „das Symbol für alternative Kultur“, meinte der 35-Jährige. Der Industriekletterer wohnte zuletzt in Neukölln, konnte seine Wohnung nicht bezahlen und häufte tausende Euro Mietschulden an. Jetzt wohnt Kelch mietfrei auf dem Cuvry-Grundstück, wie die anderen rund 40 Bewohner. Schon vormittags sitzt man beim Bierchen am Spreeufer. Ein Joint wird herumgereicht, einer spielt Gitarre.
Die Initiative „Mediaspree versenken“ fordert vom Senat, die Brache anzukaufen – ein Vorschlag, den auch Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) unterstützt. So könne im „hochverdichteten Stadtquartier“ eine grüne Oase erhalten werden. Doch dafür müsse der Finanzsenator überzeugt werden und das sei kein leichter Weg. „Dafür muss man kämpfen“, sagte Schulz. Einwände und neue Ideen zum Bauprojekt „Cuvry-Höfe“ können noch bis zum 28. Juni in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung abgegeben werden.
Haiko Prengel
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