Reservebetten in der Messe Berlin: Covid-19-Notklinik darf jetzt Patienten aufnehmen
Um das Corona-Behandlungszentrum in den Messehallen gab es Streit. Nun könnten erste Betten belegt werden, doch vor Herbst werden sie wohl kaum gebraucht.
Ab diesem Donnerstag könnten die ersten 84 Betten der Covid-19-Notklinik an der Messe mit Patienten belegt werden. Das bestätigte der zuständige Gesundheitsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Detlef Wagner (CDU), dem Tagesspiegel.
Die Amtsärztin des Bezirks hatte das Ad-hoc-Krankenhaus am Dienstag begutachtet, nun ist der Betrieb formal genehmigt worden. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass die umgebaute Messehalle 26 - wenn überhaupt - erst ab Herbst gebraucht wird.
Die Betriebsgenehmigung gilt nicht für den Rest der 500 aufgestellten Betten. Der Senatsgesundheitsverwaltung um Dilek Kalayci (SPD) war das bekannt, man wolle die Notklinik sukzessive für den etwaigen Betrieb öffnen. Fest steht, die Reserveklinik wird nur mit Patienten belegt, wenn die regulären Krankenhäuser der Stadt überlastet sind. Danach sieht es derzeit nicht aus, im Gegenteil: Fast 8000 der 20.000 Krankenhausbetten in Berlin waren zuletzt frei.
Die offiziell Corona-Behandlungszentrum genannte Notklinik war innerhalb weniger Wochen aufgebaut aufgebaut worden. Früh hatten Senatorin Kalayci, Ärztekammerchef Günther Jonitz und Vivantes-Vorsitzende Andrea Grebe gesagt, man hoffe, dass diese Reservebetten nie gebraucht würden. Die landeseigenen Vivantes-Kliniken sollen das Reservezentrum im Ernstfall betreiben.
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Tatsächlich fehlt für eine volle Nutzung noch Personal. Mediziner hatten sich ausreichend gemeldet, Pflegekräfte aber gibt es ohnehin zu wenig in der Stadt. In den regulären Vivantes-Häusern werden ebenfalls seit Monaten dringend Pflegekräfte gesucht, einzelne Klinikleiter und Betriebsräte sind deshalb mit Blick auf die Messe skeptisch.
Auch in der rot-rot-grünen Koalition war Kalayci kritisiert worden, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verteidigte die Senatorin im Tagesspiegel-Interview. Für den Fall einer zweiten Infektionswelle würden planbare Operationen in den Krankenhäusern aber wieder ausgesetzt, um Personal und Ressourcen für den Kampf gegen das Coronavirus zu schonen.