Flughafen Tempelhof: Cornelia Yzer will das "Columbia House" an Investoren vergeben
Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer drängt darauf, das ehemalige "Columbia House" am Platz der Luftbrücke an Investoren zu vergeben. Sie möchte dort ein ein Digital- und Innovationszentrum ansiedeln.
Alles braucht seine Zeit, jedenfalls in Berlin. Auch wenn es um so interessante Bauten wie das „Columbia House“ geht, das zum alten Flughafen in Tempelhof gehört, seit vielen Jahren leersteht und auf eine sinnvolle Nutzung wartet. Im Herbst 2014 hatten sich bei einer europaweiten Abfrage private Investoren interessiert gezeigt, den Gebäudeteil links vor dem Haupteingang des früheren Terminals für ihre Zwecke umzubauen. Doch erst im Juli dieses Jahres wird sich der Aufsichtsrat der landeseigenen Tempelhof Projekt GmbH damit befassen und beschließen, „die acht Interessenten zur Abgabe eines Angebots aufzufordern“.
Das solle „noch in diesem Sommer“ geschehen, versicherte Martin Pallgen, der Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, auf Anfrage. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) möchte dort ein Digital- und Innovationszentrum ansiedeln. Sie findet es überhaupt nicht gut, dass es so lange dauert, die Pläne für eine neue Nutzung des Flughafengebäudes in Tempelhof zu realisieren. Das Projekt hätte längst öffentlich ausgeschrieben werden können, kritisierte Yzer im Gespräch mit dem Tagesspiegel.
Idealer Standort für digitale Wirtschaft
Es geht um das 9000 Quadratmeter große Gebäudeteil „H2 rund“, dessen erster Mieter 1938 die Deutsche Lufthansa war. Gegen Kriegsende wurde der Bau stark zerstört und 1959 von den amerikanischen Alliierten zu einem Hotel mit Einliegerwohnungen für US-Offiziere wiederaufgebaut. Die Treppenhäuser und der Eichensaal sind weitgehend im Original erhalten. Seit die vor 22 Jahren das Gebäude verlassen haben, wartet der leerstehende und sanierungsbedürftige Teil des ehemaligen Flughafenterminals in Tempelhof auf neue Bewohner.
Dies sei ein idealer Standort für die digitale Wirtschaft, sagte Yzer. Der Senator für Stadtentwicklung, Andreas Geisel (SPD) sei damit grundsätzlich einverstanden, auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) unterstütze das Vorhaben, das für Berlin wichtig sei. Aber nun müssten endlich die Weichen gestellt werden. „Die Stadt hat einen großen Bedarf an Zentren für die digitale Wirtschaft“, sagte die Senatorin. „Wir brauchen so schnell wie möglich neue Kapazitäten, da ist es gut, wenn die Privaten ins Risiko gehen.“ Das Flughafengebäude in Tempelhof sei ein „guter Nukleus“ für die weitere Entwicklung der Kreativwirtschaft. Das zeige auch der Kauf der Modemesse Bread & Butter durch den Onlinehändler Zalando.
Begrenztes Zeitfenster
Die Wirtschaftssenatorin mahnt also zur Eile. Es gebe nur noch ein begrenztes Zeitfenster, um die Chance für die Ansiedlung eines potenten Investors zu nutzen. Offenbar nagen an der Senatorin gewisse Zweifel, dass die Tempelhof Projekt GmbH noch in der Lage ist, solche Projekte ordentlich zu stemmen. Seit 1. Juni verfügt die Gesellschaft nur noch über einen Interims-Geschäftsführer und koalitionsintern gab es einen zähen Streit um die Zukunft des Unternehmens. Der ist jetzt, so verlautet aus Regierungskreisen, grundsätzlich beigelegt.
Die Projektgesellschaft Tempelhof bleibt in der Verantwortung der SPD-geführten Stadtentwicklungsbehörde. Im Gegenzug bleibt die Tegel Projekt GmbH, die den Airport im Norden Berlins nach dessen Schließung entwickeln soll, ein Tochterunternehmen der Wista-Management Gesellschaft. Dieses landeseigene Unternehmen betreut schon den Technologiepark Adlershof und untersteht der CDU-geführten Wirtschaftsverwaltung des Senats. Senatsinterne Überlegungen, Tempelhof und Tegel künftig gemeinsam zu entwickeln, sind damit vom Tisch.