Unterbringung in Tempelhof: Containerdorf für 1000 Geflüchtete in Berlin eröffnet
Das "Tempohome" in Tempelhof ist fertig. Mit beheizter Abwasserleitung und begrünten Raucherecken. Am heutigen Sonntag ist Tag der offenen Tür.
Es wird das mit Abstand schönste „Tempohome“ der Stadt. Das Tempelhofer Feld vor der Tür, die Hangarhallen fußläufig, der Zirkus Cabuwazi nebenan, eine großzügige Sonnenterrasse im Zentrum, Spielplätze, Basketballfeld, Raucherecken unter neu gepflanzten Ahornen. Nur die Drei-Container-Apartments mit den Einheitsherden und Metallbetten sehen so wenig einladend aus wie in den anderen neun Tempohomes, die schon in Betrieb sind.
Maximal vier Personen kommen hier unter, auf 45 Quadratmetern. Am Montag sollen die ersten Bewohner in das größte Containerdorf Berlins einziehen, zunächst rund 400. Die komplette Belegung der insgesamt 1024 Wohnplätze in rund 900 Containern wird erst im nächsten Jahr erreicht.
Endlich können die Hangars leergezogen werden
Für die Präsidentin des Flüchtlingsamtes (LAF), Claudia Langeheine, ist der Einzug in die Container am Tempelhofer Feld ein großer Schritt zur Integration. Die Hangars können endlich komplett leergezogen werden, aktuell sind nach Angaben des LAF noch 150 Flüchtlinge in den Hangars 6 und 7 untergebracht. Auch andere Notunterkünfte werden schrittweise geräumt, zuletzt das Rathaus Wilmersdorf. In die Container sollen auch Bewohner der Notunterkunft Paulsternstraße ziehen, einer Eventhalle in Spandau, die demnächst aufgegeben werden soll.
Inzwischen ist die Zahl der Flüchtlinge in Notunterkünften auf unter 5000 gesunken. Am Jahresanfang waren es noch mehr als 16 000. Das liegt vor allem daran, dass dieses Jahr nur rund halb so viele Flüchtlinge nach Berlin gekommen sind wie 2016, bislang 7200. Rund 3000 Flüchtlinge wohnen derzeit in den zehn Containerdörfern, sieben weitere mit 2300 Plätzen sind in Planung.
Unterkunft mit Café, Frauentreff und Jugendzentrum
Seit Eröffnung des ersten Dorfes in Altglienicke gibt es schon ein paar Verbesserungen. Neu sind die breiten Vordächer vor jeder Container-Haustür zum Abstellen der Schuhe. Raucherecken mit Bänken und Aschebehältern haben sich bewährt. Die großen Sonnenterrassen mit Sonnensegeln und großen Spielflächen zeichnen den Standort Tempelhof aus, hier gibt es deutlich mehr Platz für Gemeinschaftsflächen. Neben Schulungsräumen für Nachhilfe und Sprachkurse will der Betreiber Tamaja ein Café einrichten, einen Frauentreff und ein Jugendzentrum. Für die Menschen aus den Notunterkünften beginnt mit dem Umzug ein relativ selbstbestimmtes Leben. Sie bekommen mehr Geld, kaufen selber ein, können kochen und Wäsche waschen, wann sie wollen. 260 Herde stehen bereit, 516 Kühlschränke sowie 48 Industriewaschmaschinen und -trockner.
Hangar 1 wird bereits als XXL-Sporthalle genutzt, von Flüchtlingen und Anwohnern – auch das ist ein Vorteil des ehemaligen Flughafens. Nachteil ist der Denkmalschutz und die kurze Laufzeit. Weil der Boden nicht aufgegraben werden durfte, stehen die Bäume in großen Pflanzkästen, alle Leitungen sind oberirdisch verlegt und nur über aufwendige Brückenkonstruktionen aus Holz zu queren. Die Abwasserleitung verläuft teilweise so hoch, dass man bequem drunter durchlaufen kann. Damit nichts einfriert, wird sie beheizt. 17 Millionen Euro kostet das Containerdorf, viel Geld für eine Lebensdauer von knapp zwei Jahren. Wegen des Tempelhof-Gesetzes müssen die Container bis Ende 2019 wieder verschwunden sein. Ob das auch die Zelte des Cabuwazi-Zirkus betrifft, ist noch offen. Schöttler würde sie gerne dort behalten – oder irgendwo anders im Bezirk.
Am Sonntag, 3. Dezember, ist im Containerdorf Tempelhof Tag der offenen Tür. Von 13 bis 16 Uhr gibt es Führungen über das 7,5 Hektar große Gelände. Staatssekretär Daniel Tietze (Linke) von der Senatsverwaltung für Integration und der Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), können Fragen gestellt werden.