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Roncalli-Direktor Bernhard Paul stellt das neue Weihnachtsprogramm vor. Im Hintergrund seine Tochter Vivi und Clown Carillon.
© Agnieszka Budek

Weihnachtscircus: Circus Roncalli verzichtet ab 2018 auf Tiershows

Am 16. Dezember startet Roncalli seine Weihnachtsshow. Ab nächstem Jahr sollen nur noch Akrobaten auftreten.

Auch ein Zirkus muss mit der Zeit gehen: Circus Roncalli verzichtet ab 2018 gänzlich auf Tiere. Im diesjährigen Berliner „Weihnachtscircus“ des Unternehmens treten nun ein letztes Mal Pferde auf. „Wir machen das aus Liebe zu den Tieren“, sagt Roncalli-Gründer Bernhard Paul. Er gibt aber zu: „Uns allen fällt der Abschied sehr schwer.“

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Paul präsentierte am Mittwoch das Weihnachtsprogramm, wofür er extra eine begehbare Plastikkugel vor dem Tempodrom aufstellte – „die größte Schneekugel der Welt“, wie Roncalli-Sprecherin Ute Werler betonte.

In der Kugel stehen also Clown Paolo Casanova und Pauls 27-jährige Tochter, die Artistin Vivi Paul. Lautes Kameraklicken. „Ich will deine Beine sehen!“, ruft ein Fotograf ihr zu; „das Modelleben ist schon kein leichtes!“, ein anderer. Vater und Zirkusdirektor Paul kümmern solche Sprüche wenig: Er wartet im Hintergrund mit einem warmen Poncho auf seine Tochter.

Sie sei eines der Highlights der diesjährigen Show, die vom 16. Dezember bis 2. Januar im Tempodrom gastiert, sagt Paul: Erstmals habe sie eine eigene Darbietung mit einem Luftring. Auch seine jüngste Tochter, die 19-jährige Lili Paul, hat einen Auftritt als Akrobatin. Er sei schon sehr stolz, dass beide den Zirkus so lieben, sagt Paul: „Und sie sind ganz allein darauf gekommen. Das ist ja das Wichtigste.“

Bereits zum 14. Mal gastiert der Weihnachtszirkus des Circus Roncalli in Berlin. Paul, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, erzählt, dass er jedes Mal selbst ein neues Programm entwerfe. „Die Leute wollen ja immer eine Überraschung erleben.“ Deswegen hat er in diesem Jahr den italienischen Komiker Paolo Casanova verpflichtet, der als „Clown Carillon“ auftritt. Ein „Trüffel“ sei Casanova, so Bernhard Paul, der zum nostalgischen Anspruch des Roncalli sehr gut passe.

Mit diesem tourt der Zirkus seit über 40 Jahren durch Europa. 1976 war er von Bernhard Paul und seinem österreichischen Künstlerkollegen André Heller gegründet worden. Doch ein Jahr später trennten sich beide im Streit. Seither leitet Paul das Unternehmen allein.

Und muss sich immer wieder neu erfinden. „Wir dürfen nicht mit unserem Publikum alt werden.“ Das Zirkusgeschäft unterliege nun einmal ebenfalls dem Zeitgeist und müsse sich ständig verändern. So tritt in diesem Weihnachtszirkus auch erstmals der Beatbox-Akrobat Robert Wicke auf. Auch der Verzicht auf Tiere ist ein Ausdruck dieses Zeitgeistes. Das will der Zirkus mit noch mehr Akrobatik kompensieren.

Schon seit den neunziger Jahren gibt es keine Wildtiere mehr im Roncalli. In der Verpflegung will er ebenfalls neue Wege gehen. Ab nächstem Jahr sollen vor den Zelten „historische Foodtrucks“ stehen, wie Paul sie nennt. Diese servieren dann Smoothies und andere vegane Gerichte. Er warnt aber vor zu viel Veränderung: „Für manche Leute gehören auch Popcorn und Bratwurst einfach zum Zirkus dazu.“ Michael Graupner

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