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Zwischen Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci gibt es wegen der Corona-Tests für Reiserückkehrer Ärger. 
© imago images/snapshot/F.Boillot

Corona-Tests für Reiserückehrer: Charité soll in Tegel nicht mehr zuständig sein

Ärger zwischen Berlins Regierendem Bürgermeister Müller und Gesundheitssenatorin Kalayci über die Zuständigkeit für Corona-Tests: Die Charité soll nicht mehr testen, den Gesundheitsämtern fehlen 460 Mitarbeiter.

Unter den Sozialdemokraten im Senat gibt es heftigen Streit um die Corona-Tests. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller setzt in einem ungewöhnlichen Schritt nun auf seine Richtlinienkompetenz: Wie der Tagesspiegel erfuhr, hat Müller Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (beide SPD) angewiesen, ab kommenden Dienstag die Verantwortung für die Massentests an Flughäfen sowie an Bus- und Hauptbahnhof zu übernehmen. Bislang sind dort hauptsächlich Mitarbeiter der landeseigenen Charité im Einsatz.

Müller hatte die Charité im Mai gebeten, eine Teststrategie zur Erforschung des Sars-Cov-2-Virus auszuarbeiten. Die Charité-Experten fokussieren sich auf Schulen und Kitas. Weil das gut lief, bat Müller die Charité darum, die Tests an den Flughäfen zu übernehmen. Interne Verabredung war, später kümmere sich Kalaycis Gesundheitsverwaltung.

Seit den Lockerungen werden täglich Tausende getestet, gerade Heimkehrer an den Flughäfen. Die Labore sind überlastet, 95 Prozent der Kapazitäten bald ausgeschöpft: Fast 55.000 Proben werden pro Woche getestet. In einem internen Schreiben der Laborleiter heißt es, man solle die Flughafen-Tests aussetzen. Besser sei es, sich vorerst hauptsächlich auf Personen mit Covid-19-Symptomen zu konzentrieren. Unterschrieben hat den Brief auch Charité-Virologe Christian Drosten.

Das zentrale Labor untersteht nicht Kalayci

Müller hat Kalayci kürzlich in kleiner Runde vorgeworfen, sie habe versäumt, eine Infrastruktur für Massentests aufzubauen. Die Senatorin ist derzeit auch Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz der Länder.

Allerdings, das sagen auch Kalaycis Kritiker, habe die Senatorin weniger Durchgriffsrechte als Müller. So unterstünden ihr etwa nicht die Charité-Hochschulmediziner, die das zentrale Labor Berlin maßgeblich betreiben.

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Vielmehr müsse Kalayci mit weitgehend autonomen Kassenärzten verhandeln: Die niedergelassenen Mediziner und somit die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sind für die ambulante Versorgung zuständig, formal also für das Testen.

Lockerungen erschweren die Arbeit

Unwahrscheinlich ist, dass die Gesundheitsämter die Flughafen-Tests übernehmen. Dort fehlen nach dem zwischen Bezirken und Senat vereinbarten „Mustergesundheitsamt“ 460 Mitarbeiter. Demnach müssten 2032 volle Stellen existieren, eingerichtet sind 1830 und davon 1573 besetzt. Es fehlen IT-Leute, Sozialpädagogen, Übersetzer und 1150 Ärzte  und damit 35 Prozent der erforderlichen Mediziner, beklagt Spandaus Amtsärztin, Gudrun Widders, für den Verband der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes.

Derzeit müssen die Amtsärzte mit ihrem Personal die Kontaktpersonen der Coronavirus-Infizierten finden. Die Lockerungen, etwa in der Gastronomie, erschweren die Arbeit.

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