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Der frühere BER-Chef Rainer Schwarz
© Jörg Carstensen/dpa

Flughafen Berlin-Brandenburg: Chaosbaustelle BER: Keiner will’s gewesen sein

Der BER-Untersuchungsausschuss hört die Ex-Manager Körtgen und Schwarz an. Ihre Aussagen widersprechen sich erheblich.

Was macht man eigentlich als technischer Leiter einer Großbaustelle so den ganzen Tag? Bei der Anhörung der beiden früheren Chefs am Pannenflughafen BER am Freitag im Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses konnte man lernen: Man geht als Technikchef jedenfalls nicht auf die Baustelle, oder höchst selten; Mängel schaut man sich nicht persönlich an, denn dafür hat man ja Fachleute, auf die man sich verlassen kann – die werden Probleme schon abstellen. Es gelingt einem daher, von vollgelaufenen Kabelschächten und anderen Problemen nichts mitzubekommen und die pünktliche Eröffnung bis zu ihrer Absage für möglich zu halten. Baubesprechung reicht einmal pro Woche.

Das war so ziemlich der einzige Punkt, in dem sich die beiden geschassten Manager einig waren: Der damalige technische Leiter Manfred Körtgen und sein Geschäftsführer Rainer Schwarz rechneten bis Mai 2012 mit pünktlicher Eröffnung. „Wie kann das sein?“, fragte SPD-Obmann Jörg Stroedter. „Ich wusste nichts von den Mängeln“, antwortete Schwarz. „Sie waren doch aber der Chef!“, rief Stroedter.

Anscheinend haben die beiden Chefs selten miteinander geredet

„Wenn es der Geschäftsführer nicht mal weiß, wer kann es denn dann wissen?“ Er, Schwarz, sei es doch auch gewesen, der den Termin dann abgesagt habe. Als Antwort bezweifelte Schwarz zunächst, dass er die Frage beantworten müsse. Nach einigem Hickhack um Formalien ging es weiter, und Schwarz kickte den Ball in Körtgens Feld: „Ich habe den Termin abgesagt, weil die Techniker gesagt haben, dass sie die Brandschutzanlage nicht pünktlich fertigkriegen.“ Körtgen sei dem Aufsichtsrat berichtspflichtig gewesen, nicht er, sagte Schwarz.

„Das hat uns Herr Körtgen vorhin genau andersrum erzählt“, entgegnete Stroedter. Danach habe Körtgen eigentlich nie direkt mit dem Aufsichtsrat zu tun gehabt, allenfalls mal mit Referenten. Das sei die Sache von Schwarz gewesen.

Anscheinend haben die beiden Chefs selten miteinander geredet. Ihr Ehrgeiz richtete sich wohl auch nicht darauf, die pünktliche Eröffnung durch systematisches Erfassen und Abstellen von Mängeln zu erreichen. „Mir ist nicht erinnerlich, dass ein Techniker in einem Controllingbericht mal eine rote Ampel hätte aufleuchten lassen“, sagte Schwarz. Ja, die Controllingberichte, darauf ist Körtgen stolz, er hat sie ebenso eingeführt wie ein umfangreiches System des Änderungsmanagements.

Alles minutiös dokumentiert, volle bürokratische Transparenz, aber sehr kompliziert. Und es sei doch Schwarz gewesen, der dauernd Veränderungen wollte. Na klar, bestätigte Schwarz, die Branche sei schnelllebig, und man habe einen Airport geplant, der „voll drehkreuzfähig“ ist. Das Änderungsmanagement sei nicht dazu gekommen, die Folgen der Änderungen zu durchdenken. Körtgen sei ja „ein netter Mensch, aber kein Manager, eher ein guter Buchhalter“.

Fatina Keilani

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