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Jörg Schönbohm, fotografiert im November 2017.
© Sebastian Gabsch PNN
Update

Brandenburg: CDU-Politiker Jörg Schönbohm ist gestorben

Er war Innenminister in Brandenburg und Landeschef der CDU. Jetzt ist Jörg Schönbohm einem Herzinfarkt erlegen.

Jörg Schönbohm, früherer Berliner Innensenator und ehemaliger Innenminister von Brandenburg, ist tot. Der langjährige CDU-Politiker sei in der Nacht zum Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben, teilte die Brandenburger CDU mit. Er soll einem Herzinfarkt in seinem Haus in Kleinmachnow erlegen sein, berichtet die MAZ.

Der Vorsitzende der CDU-Brandenburg, Ingo Senftleben, würdigte ihren Ehrenvorsitzenden: „Mit großer Bestürzung hat uns die traurige Nachricht vom Tode unseres Ehrenvorsitzenden, Jörg Schönbohm, erreicht. Seine Verdienste als Bundeswehrgeneral um die deutsche Einheit und als Politiker um das Land Brandenburg machen ihn als einen der großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte unvergessen. Wir gedenken seiner in tiefer Trauer. Unsere Gedanken und Gebete sind in diesen schweren Stunden bei seiner Frau, seinen Kindern und seiner Familie.“

Schönbohm wurde 1937 in Neu Golm geboren, einem Ortsteil von Bad Saarow (Oder-Spree). Als Kind kam er in den Westen, wo er in der Bundeswehr Karriere machte. Sein Meisterstück ist die Auflösung und Integration der Nationalen Volksarmee der DDR nach der Wiedervereinigung. Außerdem war Schönbohm für den Abzug der russischen Streitkräfte zuständig.

1992 wurde er Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, 1996 für zwei Jahre unter dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen Innensenator in Berlin. 1999 wechselte der politische Quereinsteiger nach Brandenburg, wo er die zuvor zerstrittene Landes-CDU einte und in einer rot- schwarzen Koalition Innenminister wurde.

Zu seinen Erfolgen in Brandenburg zählten eine Gemeinde- und Polizeireform. Vor allem die Polizei stärkte er. Bis 2009 blieb er in dem Amt, raufte sich mit den damaligen SPD-Regierungschefs Manfred Stolpe und dann Matthias Platzeck zusammen. Der Schwenk der SPD zur Linken nach der Landtagswahl 2009 verletzte ihn tief.

Bundesweit sorgte Schönbohm für Schlagzeilen mit seinem Kommentar, Gewaltbereitschaft und Werteverlust in Ostdeutschland seien maßgeblich auf die "Proletarisierung" und "Zwangskollektivierung" der Menschen durch das SED-Regime zurückzuführen. Grund war der Fund von neun toten Babys 2005, die die Mutter auf dem Gewissen hatte.

Schäuble: "Einer der Architekten der deutschen Einheit"

Der Ehrenvorsitzende der brandenburgischen CDU hatte sich nach einem Schlaganfall aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Im September 2017 würdigte ihn der Landtag mit einer Feierstunde zum 80. Geburtstag. In seiner Laudatio würdigte Festredner Wolfgang Schäuble (CDU) Schönbohm als Patrioten, Preußen und Konservativen "im besten Sinne." Vor allem aber sei Schönbohm "anständig". Sein Meisterstück sei die Überführung der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr gewesen, sagte Schäuble. "Du bist einer der Architekten der deutschen Einheit!"

In Berlin habe sich Schönbohm "einen Namen und Feinde unter Freunden rechtsfreier Räume" gemacht, als er besetzte Häuser und Wagenburgen räumte, sagte Schäuble weiter. Es sei eine "hammerharte Zeit" gewesen, erinnerte sich Schönbohm selbst am Rande der Veranstaltung. Seine Verdienste für das Land Brandenburg stellte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) heraus. "Sie waren immer hundert Prozent dabei!", sagte Woidke. "Wenn Sie von der Richtigkeit einer Sache überzeugt, haben Sie dazu gestanden, auch wenn es schwierig wurde." (mit dpa)

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