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Sven Petke (CDU) geht am Mittwoch in einem Boateng-Trikot an Alexander Gauland vorbei.
© Ralf Hirschberger/dpa

Potsdamer Landtag: CDU-Abgeordneter im Boateng-Trikot: "Gauland ist mir peinlich"

Am Freitag startet die Europameisterschaft. Aber nicht aus diesem Grund erschien ein CDU-Politiker mit einem Boateng-Trikot im Potsdamer Landtag.

Aus Protest gegen den AfD-Politiker Alexander Gauland ist der brandenburgische CDU-Abgeordnete Sven Petke im Trikot von Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng zur Plenardebatte des Potsdamer Landtags aufgelaufen. „Mein Sohn ist Fan von Bayern München und hat mich gefragt, was mein Landtagskollege Gauland gegen Boateng hat“, sagte Petke am Mittwoch am Rande der Sitzung.

„Mich berührt es peinlich, gemeinsam mit Gauland im Parlament zu sitzen.“ Das Trikot sei daher ein politisches Statement gegen den AfD-Bundesvize und Fraktionschef. Ungewohnten Beifall erhielt der Oppositionspolitiker Petke von Regierungschef Dietmar Woidke (SPD), wie die "Potsdamer Neueste Nachrichten" schreiben. "Ich finde es bemerkenswert, dass Sie heute nicht mit Anzug und Krawatte auflaufen, sondern im Trikot von Boateng", sagte der Ministerpräsident am Rednerpult. "Ich glaube, wir hätten heute gerne alle dieses Trikot angezogen. Danke für diese Geste."

Gauland selbst vermied es, auf seine Äußerungen angesprochen zu werden. Er erschien erst kurz vor Beginn der Sitzung und las während der Debatte demonstrativ in einer Zeitung. Gauland ging auch erst in die Mittagspause, nachdem alle übrigen Abgeordneten den Plenarsaal verlassen hatten.

Gauland hatte im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gesagt: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Damit löste er einen Sturm der Empörung aus. Der Bayern-Spieler hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater.

Umfrage - Gauland verschreckt AfD-Wähler

Einer Forsa-Umfrage zufolge hat Gauland mit seinen Aussagen sogar die eigenen Anhänger zeitweise verschreckt. Die Zustimmung zu der Partei sackte zu Beginn vergangener Woche um drei Prozentpunkte auf sieben Prozent ab, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten stern-RTL-Wahltrend hervorgeht. Danach seien die Werte für die Partei jedoch wieder gestiegen. Im Wochenschnitt kam die AfD auf einen Wert von zehn Prozent, das ist so viel wie in der Vorwoche.

Der Abgeordnete Sven Petke (CDU) sitzt am Mittwoch in einem Fußball-Shirt mit der Aufschrift "Boateng" in Potsdam (Brandenburg) auf seinem Platz im Plenum.
Der Abgeordnete Sven Petke (CDU) sitzt am Mittwoch in einem Fußball-Shirt mit der Aufschrift "Boateng" in Potsdam (Brandenburg) auf seinem Platz im Plenum.
© dpa

Gauland hatte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt, "die Leute" fänden den dunkelhäutigen Nationalspieler als Fußballer gut, aber sie wollten "einen Boateng" nicht als Nachbarn. Auf die Frage, ob sie tatsächlich etwas gegen "einen Boateng" als Nachbarn hätten, antworteten 94 Prozent der Bundesbürger allerdings mit "nein", nur drei Prozent mit "ja". Besonders beliebt ist Boateng in Ostdeutschland, wo ihn sogar 97 Prozent gern als Nachbarn hätten. Auch die AfD-Wähler mögen den Fußballer der Umfrage zufolge: Von ihnen hätten immerhin 88 Prozent nichts gegen ihn in der Nachbarschaft.

Die Union aus CDU und CSU verharrte in der Umfrage bei 34 Prozent, die SPD bei 21 Prozent und die Grünen bei 13 Prozent. Die Linke legte einen Zähler auf zehn Prozent zu. Auch die FDP kann einen Punkt zulegen auf nun sieben Prozent. Bei der Kanzlerpräferenz verliert Angela Merkel im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpunkt auf 45 Prozent, während Sigmar Gabriels Wert unverändert bei 15 Prozent bleibt. (dpa)

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