Berliner Kinder- und Jugendzirkus: Cabuwazi will auf dem Tempelhofer Feld bleiben
Der Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi spielt seit 2017 auf dem Tempelhofer Feld. Doch bis Ende des Jahres müssen die Zirkuszelte abgebaut werden – oder doch nicht?
Sicher steckt in vielen Menschen ein kleiner Artist verborgen, sie wissen es nur nicht und haben es auch nie probiert. Und dabei gibt es entsprechende Angebote, auch an diesem Wochenende, jeweils von 15 bis 18 Uhr: der „Familien-Zirkus“ des Zirkus Cabuwazi. Alle seien willkommen und hätten „die Möglichkeit, verschiedene Zirkusdisziplinen wie Akrobatik, Seillaufen, Trampolinspringen oder Jonglage auszuprobieren“.
Außerdem gebe es Obst, Wasser, Kaffee, Kuchen und jede Menge netter Menschen zum Kennenlernen – so steht es jedenfalls im Programm für die kleine Zelt- und Wagenstadt, die sich seit Mai 2017 am Rande des jetzt weggeräumten Containerdorfs für Geflüchtete befindet.
Ein schönes Angebot, das es vielleicht nicht mehr lange gibt, jedenfalls nicht an diesem Ort. Das Ankunftszentrum für Geflüchtete sei im Juni nach Reinickendorf umgezogen, und bis Ende 2019 müsse auch der Zirkus vollständig abgebaut werden, sorgen sich die beiden SPD-Abgeordneten Melanie Kühnemann-Grunow und Nicola Böcker-Giannini, die den Zirkus lieber auf dem Tempelhofer Feld erhalten möchten. Allerdings unterliege das Zirkusgelände dem 2014 in Kraft getretenen „Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes (THF-Gesetz)“, welches jede temporäre Bebauung auf drei Jahre befriste – das wissen auch die beiden SPD-Frauen.
Gleichwohl sprechen sie sich dafür aus, den Zirkus am derzeitigen Standort zu erhalten. Hier, am Schnittpunkt mehrerer Bezirke, träfen sich die Geflüchteten der Berliner Unterkünfte und die Kinder aus dem Kiez, sagte die jugendpolitische Sprecherin Kühnemann-Grunow: „Ein Zirkus, dessen Kurs- und Freizeitangebote Kinder und Jugendliche verschiedener Herkunft aus den umliegenden Kiezen und Schulen zusammenbringt, ist unverzichtbar.“
Feldaktivisten sind skeptisch
Der Zirkus leiste „einen einzigartigen Beitrag zu gelungener Integration“, ergänzte die integrationspolitische Sprecherin Böcker-Giannini. Berliner Kinder und Geflüchtete müssten „auch weiterhin die Möglichkeit haben, sich auf spielerische Weise in ihrer Freizeit zu begegnen“. Beide Abgeordnete fordern, dass der Zirkus an der gewohnten Stelle erhalten bleibe: „Deshalb setzen wir uns dafür ein, eine Lösung zu finden.“
Das ist allerdings, wie berichtet, nicht ganz einfach. Die Feldaktivisten haben sich in der Vergangenheit skeptisch bis ablehnend gegenüber den Cabuwazi-Zelten gezeigt. Sie seien mit dem THF-Gesetz nicht vereinbar, das zwar „fliegende Bauten“ , also auch Zelte erlaube, jedoch nicht auf Dauer.
Die „wohlwollende Prüfung“ dauert noch
So sieht es Christiane Bongartz, Mitautorin des Tempelhof-Gesetzes und Sprecherin der „Feld-Koordinatoren“, die als Beteiligungsgremium die Entwicklung des Feldes kritisch begleiten. Dauerhaft genehmigte Zelte könnten zum Einfallstor für eine Randbebauung werden, das per Volksentscheid erzwungene Gesetz werde ausgehöhlt. Als Alternative hat Bongartz das betonierte Vorfeld oder einen Hangar als Cabuwazi-Standort vorgeschlagen.
Derzeit sind der zuständigen Senatsumweltverwaltung aber ohnehin die Hände gebunden. „Ohne eine Änderung des Tempelhof-Gesetzes gibt es keine Möglichkeit, dass der Zirkus Cabuwazi über die bestehende Befristung hinaus auf dem Tempelhofer Feld Flächen nutzt“, erklärte im März ein Sprecher. Allerdings hat man in der Behörde zwischenzeitlich noch mal eine „wohlwollende Prüfung“ zugesagt. Sie laufe noch, hieß es am Freitag.