Berliner Verkehrsbetriebe: BVG findet keine Lösung für Problem mit elektronischem Ticket
In anderen Städten klappt es, in Berlin nicht: Die BVG hat Probleme mit ihrem elektronischen Ticket, das es seit Anfang des Jahres gibt. Die gefundene Lösung ist nichts auf Dauer.
Jahrelang haben die Experten bei der BVG und beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) getüftelt – und mehrere Millionen Euro ausgegeben. Anfang 2013 war es dann so weit: Fahrgäste erhielten – nach einem längeren Test – erstmals ein elektronisches Ticket, VBB-Fahrcard genannt. Dieses ersetzt die bisherigen Wertmarken. Nach und nach werden zunächst alle Stammkunden damit ausgestattet. Doch während das System in anderen Städten, die zuvor einen wesentlich geringeren Aufwand betrieben haben, längst funktioniert, klappt es hier in Berlin nicht. Noch immer können die Lesegeräte in den Bussen der BVG die neuen Karten nicht erkennen. Die Verkehrsbetriebe ziehen eine Konsequenz: Sie wollen verstärkt Kontrolleure mit mobilen Lesegeräten in die Busse schicken. Diese Apparate funktionieren immerhin.
Warum die installierten Geräte die Daten nicht übertragen, wisse man nicht, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Er gab zu, dass es bei der BVG generell Probleme bei der elektronischen Datenverarbeitung gebe. Die Lesegeräte in den Bussen seien keine Ausnahme.
Fahrgäste mit der VBB-Fahrcard sollten diese nach dem Einsteigen im Bus ans Lesegerät halten, das dann die Gültigkeit akustisch und optisch signalisiert. So wird der Fahrer von der Kontrolle entlastet. Ist noch kein Lesegerät eingebaut, können die Fahrer die Karte nur betrachten, aber darauf nicht erkennen, ob sie gültig ist; eine Kontrolle ist dann nur durch Mitarbeiter mit mobilen Geräten möglich. Und solche Prüfungen fänden nun verstärkt statt, sagte Wazlak.
Die Kontrolleure säßen zum Teil im Bus und prüften die Tickets unmittelbar nach dem Einsteigen; zudem gebe es vermehrt Schwerpunktkontrollen, bei denen die Fahrgäste nach dem Aussteigen ihre Tickets vorweisen müssen.
Ein Missbrauch durch den Ausfall der Lesegeräte sei bisher nicht festzustellen, sagte Wazlak weiter. Fahrten etwa mit gestohlenen und deshalb gesperrten Karten seien weiter riskant, weil nun mobil kontrolliert werde. In der U- und der Straßenbahn gibt es ohnehin weiter nur mobile Kontrollen.
Ursprünglich wollte die BVG das technische Verfahren noch viel komplizierter machen. Fahrten sollten durch ein An- und Abmelden, auch auf den Bahnhöfen der U-Bahn und in der Straßenbahn, nachträglich individuell abgerechnet werden. Weil damit festgehalten worden wäre, welche Wege ein Fahrgast zurücklegt, ist dieses Ziel am politischen Widerstand gescheitert. Dieser Versuch hat bei den Verkehrsbetrieben einen Millionenbetrag verschlungen.
Eingeführt wurde das System dagegen für die erste Großstadt in Deutschland vom Heilbronner Verkehrsverbund. Seit Ende Mai wird dort durch das elektronische Ticket der jeweilige Fahrpreis automatisch ermittelt. Die Zahlung erfolgt dann per Lastschrift. Nutzer erhalten dabei einen Rabatt beim Einzelfahrschein, weil der Aufwand durch die Barzahlung entfällt. Fährt ein Kunde mehrmals am Tag, wird ihm höchstens der Preis einer Tageskarte berechnet.
So weit die Theorie. In der Praxis gab es dann auch dort Probleme. Lesegeräte versagten, und auch das zwischenzeitliche Überprüfen der zurückgelegten Fahrten durch den Fahrgast im Internet klappte nach einem Bericht der „Heilbronner Stimme“ nicht in allen Fällen.
Immerhin, es gibt dort bereits Lesegeräte, anders als in Bussen im Berliner Umland. Potsdam habe mit dem Einbau noch gar nicht begonnen, weil die Finanzierung bisher nicht geklärt sei, sagte der Sprecher des Verkehrsbetriebs ViP, Stefan Klotz. Die Komplettumstellung aufs elektronische System wird allerdings auch noch einige Zeit auf sich warten lassen.
Klaus Kurpjuweit