Nahverkehr in Berlin: BVG fährt auf den langen Gelben ab
Berlins vollster BVG-Bus rollt zum Flughafen Tegel. Der ist nicht das einzige Problem. Um ständige Überfüllungen zu verringern, will der Senat größere BVG-Fahrzeuge testen - mit Anhängern.
Weil Bahnen und vor allem Busse teilweise rappelvoll sind, soll die BVG größere Fahrzeuge testen. Gedacht ist jetzt doch an den Einsatz von so genannten Doppelgelenkbussen, wie sie Hamburg einsetzt, oder auch an einen Betrieb mit Anhängern nach dem Vorbild von München, teilte die Senatsverkehrsverwaltung jetzt mit. Beide Varianten hatte die BVG bisher abgelehnt. Aber auch häufigere Fahrten mit herkömmlichen Fahrzeugen werden geprüft.
Die am häufigsten überfüllte Linie ist nach Angaben der BVG der TXL-Bus (Alexanderplatz–Flughafen Tegel). Danach folgen die Linien M 29 (Roseneck-Hermannplatz), M 41 (Sonnenallee-Hauptbahnhof), 100 (Zoo–Alexanderplatz), M 27 (Pankow–Jungfernheide), M 45 (Johannesstift–Zoo), 122 (Kurt-Schumacher-Platz–Waidmannslust), 136 (Heerstraße–Hennigsdorf), M 48 (Busseallee–Alexanderplatz) und 184 (Südkreuz–Teltow).
Die Angaben zur Überfüllung beim Bus kommen in der Regel von den Fahrern, die nach Gaeblers Ansicht auch besser als die automatischen Zählgeräte erkennen könnten, welche Fahrgäste Probleme bei der Mitnahme hätten – Rollstuhlfahrer, Menschen mit Rollator, mit Kinderwagen oder mit Gepäck. Gerade dieser Kreis klagte in den vergangenen Wochen, dass sie mehrere vollbesetzte Busse passieren lassen mussten, ehe sie einen Platz fanden. Aktuell ist besonders die M 49 (Heerstraße–Zoo) betroffen, weil auf dieser Linie nur noch kleine Busse die baufällige Freybrücke passieren dürfen.
Die BVG verweist darauf, dass durchschnittlich nur zwei bis vier Prozent der Fahrten auf den Linien TXL, M 41 und M 29 überfüllt seien. Zudem sei der Grenzwert, wann eine Fahrt als überfüllt gewertet werde, niedriger angesetzt als die Hersteller angeben. Als Ursache der Überfüllungen nennt die Verkehrsverwaltung den Einsatz von zu kleinen Fahrzeugen, aber auch eine „mangelnde betriebliche Stabilität“. Gemeint ist damit, dass erst gar keine Busse kommen und dann mehrere unmittelbar hintereinander.
Weitaus seltener seien überbesetzte Fahrzeuge bei der Straßen- und der U-Bahn, teilte Gaebler weiter mit. Bei der Tram „führt“ die M 6 (Riesaer Straße–Hackescher Markt) vor der M 4 (Falkenberg/Zingster Straße–Hackescher Markt) und der M 10 (Nordbahnhof–Warschauer Straße). Bei der U-Bahn wurden bis auf die Linien U 4 Nollendorfplatz–Innsbrucker Platz) und U 9 (Osloer Straße–Rathaus Steglitz) überall Überfüllungen gemeldet, nach BVG-Angaben aber nur bei 0,01 Prozent aller Fahrten. Die überfüllten Busse hatten meist auch die meisten Verspätungen, was aber zum Teil auch andere Ursachen hat. Unter anderem seien sie auf fehlende oder außer Betrieb genommene Vorrangschaltungen für Bus oder Straßenbahn zurückzuführen, teilte Gaebler mit. Dafür ist allerdings seine Verwaltung zuständig.