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Der Elektrobus „Aptis“ hat vier lenkbare Räder. Alstom hat praktisch eine Straßenbahn auf Autoräder gestellt. 2019 kommt der Bus auf den Markt.
© promo

Elektromobilität: BVG erprobt Elektrobus auf der TXL-Linie

Der „Aptis“ verkehrt auf der Strecke zwischen Alexanderplatz und Flughafen Tegel. 2019 steht das Serienmodell bereit.

Das lautlose Gleiten muss der Elektrobus „Aptis“ noch lernen. Hart gefedert und mit dem Motorgeräusch einer Straßenbahn fährt der Prototyp des Schienenfahrzeugbauers Alstom am Donnerstagmorgen am Alexanderplatz los. Die Fahrt geht zum Flughafen Tegel, seit zwei Wochen testet die BVG den „Aptis“ auf der TXL-Linie. „Das Serienmodell wird besser gefedert und leiser sein“, versichert Jörg Nikutta, Alstom-Deutschlandchef, der zugestiegen ist. Der französische Hersteller hofft, 2019 mit der BVG ins Geschäft zu kommen, wenn das Serienmodell auf den Markt kommt.

Die Zeit für eine Produktpräsentation ist günstig: Nach dem Fahrverbots-Urteil Anfang der Woche wird in vielen Kommunen händeringend nach Lösungen für die Luftreinhaltung gesucht. Die Anschaffung von E-Bussen gehört dazu, doch deutsche Hersteller wie MAN/Scania oder Mercedes können noch nicht liefern. Die BVG hat seit 2015 vier Prototypen des polnischen Herstellers Solaris auf der Linie 204 in Betrieb. Laufend schaut man sich neue Anbieter an, acht Busse verschiedener Hersteller waren in Berlin schon im Testbetrieb unterwegs.

Gerade erst hat die EU die Förderung von Elektrobussen genehmigt. Verkehrsbetriebe können nun für 80 Prozent der Investitionsmehrkosten Mittel vom Bund bekommen. E-Busse sind etwa doppelt so teuer wie herkömmliche Dieselfahrzeuge. Letztere kosten als Gelenkbus und mit Euro- 6-Diesel rund 350.000 Euro.

Auch andere Städte interessieren sich für den Bus

In französischen und belgischen Städten hat Alstom den „Aptis“ schon fahren lassen. Zwei Wochen hat ihn auch die Hamburger Hochbahn getestet, nach Berlin sind Ende 2018 zwei weitere deutsche Städte dran. „Es gibt ein extrem großes Interesse“, berichtet Jörg Nikutta – und eine „signifikant große Zahl“ an Vorbestellungen. Stuttgart, wo Fahrverbote drohen, gehört nicht zu den Interessenten – zur Verwunderung der Grünen-Politikern Katrin Göring-Eckardt, die am Donnerstag auch mit an Bord des „Aptis“ ist. „Ich werde mal ein Foto nach Stuttgart schicken und einen Kontakt herstellen“, sagt sie.

Eine Straßenbahn auf Rädern

Der „Aptis“ ist ein interessanter Exot. „Im Prinzip haben wir eine Straßenbahn auf Räder gestellt“, sagt Nikutta. Mit seinem extrem langen Radstand, vier lenkbaren Rädern und einem Niederflureinstieg bietet das von Alstom und der Tochter NTL entwickelte Fahrzeug ein innovatives Linienbuskonzept, das es in dieser Form noch nicht gibt. „20 Jahre kann der Bus fahren, für zehn Jahre geben wir auf die Batterie eine Garantie“, sagt Nikutta. Damit liege der „Aptis“ bei den Gesamtkosten auf dem Niveau eines Diesel-Konkurrenten.

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